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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Autoren: Campus
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Ähnlich setzt die Touristikbranche zunehmend auf spracherkennungsfähige Programme, die sich in Echtzeit mit den Kunden unterhalten und Reise und Unterkunft ohne menschliches Zutun |275| buchen können. Selbst Krankenhäuser vollziehen den Übergang auf intelligente Technologien: Roboter erledigen Routineaufgaben wie einfache Operationen, Diagnostik, Reinigung und Wartung. Intelligente Technologien übernehmen eine Vielzahl von Arbeiten, die bis vor kurzem noch von Menschen erledigt wurden – vom Straßenbahnbetrieb über automatische Waffensysteme bis zum An- und Verkauf von Aktien an der Börse.
    Das große Problem dabei ist nun folgendes: Wenn der Produktivitätszuwachs durch den Einsatz intelligenter Technologien, Roboter und Automaten rund um die Welt immer mehr Arbeiter und Angestellte in Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit treibt, kann es kaum ausbleiben, dass die schwindende Kaufkraft das weitere Wachstum bremst. Wenn immer mehr Konsumenten ohne Arbeit und also ohne Einkommen sind, wer soll dann all die Produkte kaufen, die hergestellt, all die Dienstleistungen nutzen, die angeboten werden?
    Intelligente Technologien beginnen gerade erst ihren Siegeszug durch die Weltwirtschaft. Ray Kurzweil, der Visionär der Künstlichen Intelligenz, bemerkt dazu: »Das Tempo der Veränderungen bei unseren vom Menschen geschaffenen Technologien nimmt zu, und ihre Möglichkeiten erweitern sich exponentiell.« Wir sollten uns einmal deren Auswirkungen auf die Gesellschaft vorstellen, so Kurzweil, wenn davon auszugehen ist, dass noch vor Ende des Jahrhunderts unsere intelligenten Technologien »billionen- und aberbillionenmal leistungsfähiger sein werden als die ununterstützte menschliche Intelligenz«. 58
    Die Implikationen für alle akademischen, technischen oder handwerklichen Tätigkeiten sind schwindelerregend. So wie das Industriezeitalter der Sklavenarbeit ein Ende gemacht hat, so wird das kollaborative Zeitalter wahrscheinlich der Massenlohnarbeit ein Ende machen. Praktisch alle weltweit operierenden Unternehmen, mit denen ich zusammenarbeite, sehen intelligente Technologien die Massenlohnarbeit im Lauf der nächsten Jahrzehnte ersetzen. Waren es im 19. und 20. Jahrhundert regelrechte Arbeiterheere, die die Maschinen bedienten, so werden es im 21. Jahrhundert Kleinunternehmen mit Hightech-Belegschaften sein, die intelligente Technologiesysteme programmieren und |276| warten. Bei alledem drängt sich die Frage auf, wie wir im fortschreitenden Jahrhundert Hunderte Millionen Menschen beschäftigen wollen.
    Die Dritte Industrielle Revolution ist wahrscheinlich die letzte historische Möglichkeit, Millionen konventioneller Jobs im Bereich der Massenlohnarbeit zu schaffen – falls es nicht zu einer Reihe katastrophaler Ereignisse kommt, die den technologischen Fortschritt auf Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte zum Entgleisen bringen. Die Dritte Industrielle Revolution schafft zwar die Infrastruktur für den Übergang zu einer dezentralisierten, kollaborativen Ära und signalisiert das Ende des Industriezeitalters und der sie begleitenden Massenarbeit, aber der Aufbau der dafür notwendigen Infrastruktur erfordert im Verlauf der nächsten 40 Jahre noch eine letzte Kraftanstrengung der Massenarbeiterschaft.
    Die Umstellung des weltweiten Energiesystems auf Elektrizität aus erneuerbaren Quellen, der Umbau von Hunderten von Gebäuden zu Mikrokraftwerken, die Einführung von Wasserstoff- und anderen Speichertechnologien über die ganze globale Infrastruktur, die Umstellung des Weltstromnetzes auf digitale Technologien und intelligente Versorgungsnetze und die Revolutionierung des Transports durch die Einführung elektrischer Steckdosen- und Brennstoffzellenfahrzeuge – das alles verlangt die Zusammenarbeit kleiner Hightech-Unternehmen mit hoch qualifizierten industriellen Arbeitskräften. Die Ironie der Geschichte ist also die, dass die konventionellen industriellen Belegschaften der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts am Aufbau jener intelligenten Infrastruktur für das neue Wirtschaftssystem der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts mitwirken werden, das dann eben die Arbeitsplätze in der Industrie vernichten wird, die es errichten halfen.
    Der weltweite Aufbau einer fünfsäuligen DIR-Infrastruktur wird zunächst Hunderttausende neuer Unternehmen schaffen und Hunderte Millionen neuer Arbeitsplätze. Bei Bewahrheitung gegenwärtiger Prognosen sollte auf den meisten Kontinenten bis 2040 oder 2050 eine
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