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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Autoren: Campus
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neue Technik überflüssig werden. Die wachsende Zahl der Arbeitslosen wird schließlich zu einer Senkung der Löhne führen. Niedrigere Löhne werden Arbeitgeber dazu bewegen, zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen, anstatt teurere Produktionsmittel |273| zu kaufen, was die Auswirkungen der Technik auf den Arbeitsmarkt reguliert.
    Diese zentrale Annahme der klassischen Wirtschaftslehre – dass das Angebot seine eigene Nachfrage schafft – stößt mittlerweile auf neue Gegebenheiten, die ernste Zweifel an ihrer fortdauernden Gültigkeit aufkommen lassen.
    Die Ökonomen müssen, sehr zu ihrem Verdruss, konstatieren, dass Steigerungen der Produktivität im Laufe der Jahre nicht zwangsläufig zu einer erhöhten Nachfrage seitens der Konsumenten und zu mehr Arbeitsplätzen geführt haben. Zunehmend haben diese Produktivitätssteigerungen vielmehr die gegenteilige Wirkung: den Verlust von Arbeitsplätzen und einen Rückgang der Kaufkraft. Ich habe dieses Phänomen 1995 in
Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft
beschrieben.
    Wissenschaftler, die Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarkt der letzten 50 Jahre unter die Lupe genommen haben, sind auf einen beunruhigenden Trend gestoßen: Jede Periode wirtschaftlicher Prosperität im Amerika der letzten 50 Jahre war von einer sukzessive schwächeren Entwicklung des Arbeitsmarkts begleitet. In der wirtschaftlichen Expansion der Nachkriegszeit bis hin in die 1970er Jahre nahm die Zahl der Beschäftigten im privaten Sektor um 3,5 Prozent pro Jahr zu; in den Wachstumsphasen der 1980er und 1990er Jahren waren es nur 2,4 Prozent; im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts ging die Zahl der Arbeitsverhältnisse sogar um 0,9 Prozent jährlich zurück. 55 Ökonomen sprechen mittlerweile von einem »Aufschwung ohne Arbeitsplätze«, ein Phänomen, das man noch ein halbes Jahrhundert zuvor als lächerlich abgetan hätte.
    Einigen Analysten zufolge liegt das vor allem an der Auslagerung der Produktion nach Übersee, aber der eigentliche Grund ist vielmehr die Produktivität selbst – was allem Hohn spricht, was wir von der Funktionsweise der Wirtschaft zu wissen glauben. In Branche auf Branche, von der industriellen Produktion bis zu den Banken, vermelden Unternehmen einen dramatischen Anstieg der Produktivität, der ihnen mit weniger Arbeitskräften einen größeren Output erlaubt. Die Unternehmen entledigen sich ihrer Belegschaften im Rekordtempo. Janet L. |274| Yellen, die Präsidentin der Federal Reserve Bank in San Francisco, hat angesichts dieses Trends darauf hingewiesen, dass das Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten sich in den vier Quartalen 2009 nicht verändert hat, die Lohn- und Gehaltslisten jedoch um vier Prozent geschrumpft sind. Anders gesagt: Die Unternehmen haben ihren Output pro Beschäftigtem um vier Prozent steigern können. 56
    Nirgendwo ist die Verbindung zwischen Produktivitätszuwachs und Rückgang des Stellenangebots offensichtlicher als in der industriellen Fertigung. Im Zeitraum von 1995 bis 2002 verschwanden in den zwanzig größten Volkswirtschaften mehr als 31 Millionen Arbeitsplätze im Fertigungsbereich, während die Produktivität um 4,3 Prozent und die industrielle Produktion weltweit um 30 Prozent stieg. Diese dramatische Zunahme der Produktivität ist im ganzen Fertigungsbereich zu beobachten, da überall in den Fabriken intelligente Technologien menschliche Arbeitskraft ersetzen. Selbst in den ärmsten Ländern sind die billigsten Arbeitskräfte nicht so billig oder effizient wie die intelligenten Technologien, die sie ersetzen. Falls der gegenwärtige Trend anhält – und er dürfte sich wahrscheinlich sogar noch weiter beschleunigen –, werden die Arbeitsplätze im Fertigungsbereich bis 2040 von derzeit 163 Millionen auf nur einige wenige Millionen zurückgehen. Womit weltweit die Fabrikjobs größtenteils verschwunden wären. 57
    Bei den Angestellten sowie im Dienstleistungssektor gibt es einen ähnlich dramatischen Produktivitätszuwachs, und auch hier wird man im Verlauf dieses Prozesses Rekordzahlen an Arbeitnehmern los. Sekretärinnen, einfache Büroangestellte, Buchhalter, Telefonistinnen und Bankangestellte an den Schaltern gehören zu den Berufsgruppen, die durch die intelligenten Technologien praktisch zum Aussterben verurteilt sind. Auch der Einzelhandel steckt mitten in diesem Wechsel. Automatische Kassen ersetzen die Kassierer, und automatische Versandabteilungen haben den Bedarf an menschlicher Arbeitskraft im Hinterzimmer ersetzt.
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