Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Autoren: Campus
Vom Netzwerk:
Märkte und Staaten sich nicht etablieren, geschweige denn halten |279| könnten. In der Zivilgesellschaft erzeugen wir soziales Kapital – das letztlich nichts anderes ist als kumuliertes Vertrauen – und investieren es in Märkte und Regierungen. Zerstören Markt oder Staat das soziale Vertrauen, das die Bürger in sie gesetzt haben, werden sie irgendwann beiden ihre Unterstützung versagen – oder deren Reorganisation erzwingen.
    Die Zivilgesellschaft entwickelt aber mittlerweile auch zunehmend ökonomische Durchschlagskraft. Eine Wirtschaftsanalyse des Johns Hopkins Center for Civil Society Studies von 2010 hat 42 Länder unter die Lupe genommen und weiß zu berichten, dass sich die Aufwendungen des Dritten Sektors auf 2,2 Billionen Dollar belaufen. In den acht Ländern, für die die Datenerfassung bereits abgeschlossen ist – USA, Kanada, Frankreich, Japan, Australien, Tschechien, Belgien und Neuseeland –, sorgt der Dritte Sektor im Durchschnitt für fünf Prozent des BIP. Das bedeutet, dass der Beitrag des Non-Profit-Sektors zum BIP in diesen Ländern heute schon höher ist als der Beitrag der Versorgungsindustrie – inklusive Strom, Gas und Wasser – und mit dem des Bausektors (5,1 Prozent) gleichgezogen hat. Er nähert sich dem BIP-Anteil von Banken, Versicherungen und Finanzdienstleistern (5,6 Prozent) und ist auf dem besten Weg, den BIP-Beitrag des Transport-, Speicher- und Fernmeldesektors einzuholen, der im Durchschnitt sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts stellt. 59
    Es mag überraschen, aber der Dritte Sektor macht in einigen Ländern bereits einen beträchtlichen Teil des Arbeitsmarkts aus. Zwar stellen Millionen von Menschen den Organisationen der Zivilgesellschaft Talent, Ressourcen, Zeit und Fertigkeiten unentgeltlich zur Verfügung, aber Millionen anderer arbeiten dort als bezahlte Angestellte.
    In den 42 in die Studie aufgenommenen Ländern beschäftigen Non-Profit-Organisationen fast 56 Millionen Vollzeitkräfte oder durchschnittlich 5,6 Prozent der wirtschaftlich relevanten Bevölkerung. Die Anzahl der im Non-Profit-Sektor Beschäftigten übersteigt damit heute schon die eines jeden einzelnen der traditionellen Marktsektoren dieser Länder, darunter Bau- und Versorgungsbranche, Transport- und Fernmeldewesen sowie den größten Teil der Fertigungsindustrien. In Europa |280| wächst kein Sektor so schnell wie der Dritte. In Frankreich, Deutschland, Holland und Großbritannien zeichnet der Non-Profit-Sektor für 40 Prozent des Gesamtzuwachses verantwortlich – oder 3,8 Millionen Stellen zwischen 1990 und 2000. 60 Beeindruckende 15,9 Prozent der bezahlten Arbeitskräfte der Niederlande sind heute im Non-Profit-Sektor tätig; in Belgien sind es 13,1 Prozent, im Vereinigten Königreich elf, in Irland 10,9 und in Frankreich neun Prozent. In den Vereinigten Staaten arbeiten 9,2 Prozent der Beschäftigten im Non-Profit-Sektor und in Kanada 12,3. 61
    Einem weit verbreiteten Irrtum nach ist der Dritte Sektor ganz und gar abhängig von privaten oder Firmenspenden oder staatlichen Zuwendungen, um überleben zu können, und entsprechend unfähig, auf eigenen Beinen zu stehen – geschweige denn, dass er Millionen von Arbeitsplätzen schaffen könnte. In Wirklichkeit jedoch sieht es so aus, dass die Gebühren für Dienstleistungen und Produkte im Dritten Sektor besagter 42 Länder etwa 50 Prozent der Gesamteinkünfte ausmachen; 36 Prozent kommen von staatlicher Seite, während private Sponsoren und Philanthropen gerade mal 14 Prozent der Einkünfte beisteuern. 62
    Viele der besten und gescheitesten jungen Leute der Welt verzichten heute auf eine Stelle auf dem traditionellen Arbeitsmarkt oder einen Staatsposten, um für eine Non-Profit-Organisation des Dritten Sektors zu arbeiten. Grund dafür ist, dass das dezentralisierte und kollaborative Wesen des Dritten Sektors ihn zu einer attraktiveren Alternative macht für eine Generation, die im Internet aufgewachsen und in ähnlich dezentralisierten und kollaborativen sozialen Räumen zu Hause ist. Wie die quelloffenen Allmenden, die die Vitalität des virtuellen Raums ausmachen, ist auch der Dritte Sektor eine Allmende, ein gemeinschaftlicher Raum, in dem Menschen aus schierer Freude an der sozialen Verbundenheit Talent und Leben mit anderen teilen. Zivilgesellschaft und Internet haben eine Grundvoraussetzung gemeinsam: Dadurch, dass man einer größeren vernetzten Gemeinschaft etwas von sich gibt, optimiert man sowohl den Wert der Gruppe als Ganzes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher