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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Autoren: Campus
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»adoleszente« DIR-Infrastruktur stehen und die industrielle Arbeiterschaft sich auf ihrem Höchststand eingependelt haben. Dann werden die von der neuen DIR-Infrastruktur geschaffenen Synergien die Weltwirtschaft |277| an einen historischen Wendepunkt gebracht haben, an dem das kollaborative Zeitalter die Dritte Industrielle Revolution in vielen Teilen der Welt zu verdrängen beginnt. Unsere Lebensweise wird sich grundlegend geändert haben, so wie sich die Lebensweise unserer Vorfahren änderte, als sie vom Jäger-Sammler-Dasein auf eine zentralisierte, hydraulische Ackerbaukultur umstiegen und, vor nicht so langer Zeit, vom Ackerbau auf eine Industriekultur.
    Vergessen wir nicht, dass der größte Teil der Welt den Übergang von einer landwirtschaftlichen zu einer industriellen Lebensweise und von einer ländlichen zu einer städtischen Existenz in weniger als 100 Jahren vollzog. Prognosen wie der Kurzweils zufolge wird der Übergang von einem industriellen zu einem kollaborativen Zeitalter sich in der Hälfte der Zeit vollziehen.
    Und wir müssen dann so weit sein. Den Wechsel unserer Großeltern von einer ländlich-agrarischen zu einer städtisch-industriellen Existenz vor Augen, müssen wir jetzt schon den Übergang von einer industriellen Existenz in eine kollaborative Zukunft vorbereiten.
    Eine andere Arbeit
    Der Wechsel in unserer Auffassung von Arbeit wird sich diesmal schwieriger gestalten. Alle vier Sektoren – Landwirtschaft, Industrie, Dienstleistungen, Sozial- und Erlebnisbereich – ersetzen die Massenlohnarbeit durch kleine Hightech-Betriebe und zunehmend komplexe, bewegliche und intelligente Technologien. Das wirft die Frage auf, was aus den Millionen von Massenlohnarbeitern des Industriezeitalters werden soll, wenn wir nach dem Aufbau der nötigen Infrastruktur für die Dritte Industrielle Revolution in das dezentralisierte, kollaborative Zeitalter übergehen. In gewissem Sinne gleicht das Überdenken des Arbeitsbegriffs diesmal eher dem großen Umbruch, zu dem es kam, als Millionen Bauern, aus der im Feudalsystem üblichen Leibeigenschaft befreit, ihre eigenen Herren wurden und sich als Lohnarbeiter in die Marktwirtschaft gezwungen sahen.
    |278| So besteht das Problem denn nicht mehr in der Umschulung der Arbeitskräfte, sondern im Überdenken des Arbeitsbegriffs an sich. Es gibt vier Bereiche, in denen Menschen arbeiten können: den Markt, den Staat, die informelle Wirtschaft und die Bürgergesellschaft. Das Arbeitsangebot auf dem Markt wird mit der Einführung intelligenter Technologien weiterhin zurückgehen. Die Staaten in aller Welt verschlanken ihre Beamten- und Angestelltenapparate und beginnen ebenfalls damit, intelligente Technologien einzuführen – ob nun in der Finanzverwaltung oder im Militär. Die informelle Wirtschaft, zu der die häusliche Produktion, Tauschhandel und – am extremen Ende – Schwarzmarkt und Kriminalität gehören, wird mit dem Übergang zu Hightech-Gesellschaften wahrscheinlich ebenfalls zurückgehen.
    Bleibt uns als Arbeitgeber noch die Zivilgesellschaft. Dieser Bereich gilt oft als der »Dritte Sektor«, um anzudeuten, dass er weniger wichtig sei als Markt oder Staat. Organisationen auf diesem Sektor werden ebenfalls mit abfälligen Begriffen versehen; »non-profit« und »nichtstaatlich« sind bloß negative Abgrenzungskriterien. Dabei ist die Zivilgesellschaft der Raum, in dem Menschen soziales Kapital schaffen. Sie umfasst eine breite Palette von Interessen – religiöse, kulturelle und Umweltgruppen, Bürgerinitiativen, Institutionen der Bildung, Forschung und Gesundheitsfürsorge, soziale Dienste, gemeinschaftliche Freizeitaktivitäten. Ihr gemeinsames Ziel ist das soziale Band.
    So oft die Zivilgesellschaft sich auch in die hinteren Reihen des gesellschaftlichen Lebens verbannt sieht, so sehr sie im Vergleich zu Wirtschaft und Staat als drittrangig gilt – sie ist es, in der sich Zivilisation entwickelt und entfaltet. Ich wüsste in der Geschichte keine Beispiele dafür, wo ein Volk zuerst für einen Markt und einen Staat gesorgt hätte, um darauf dann eine Kultur aufzubauen. Märkte und Staaten sind vielmehr Erweiterungen jeder Kultur. Das liegt daran, dass die Kultur für das sinnstiftende soziale Narrativ sorgt, das uns als Menschen zusammenhält und uns erlaubt, uns miteinander empathisch als eine große Familie zu fühlen. Indem wir ein gemeinsames Erbe teilen, sehen wir uns als Gemeinschaft und bauen als solche das Vertrauen auf, ohne das
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