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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Autoren: Campus
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Energiegesetzen basieren. Daraus könnte im Lauf der Zeit eine neue Synthese zwischen ökonomischer Theorie und wirtschaftlicher Praxis sowie die Entwicklung eines neuen Wirtschaftsmodells zur Erklärung des Paradigmas der Dritten Industriellen Revolution entstehen.
    Die Ökonomie ist nicht die einzige akademische Disziplin, die sich ändern muss. Wie die Wirtschaftstheorie hat sich auch unser Bildungssystem seit dem Aufkommen der modernen Marktwirtschaft kaum geändert. Beide standen bislang gleichermaßen im Dienste der ersten beiden industriellen Revolutionen. Auch das Bildungssystem reflektiert die Prinzipien, Politik und Praktiken der Wirtschaftswelt, denen es dient, weshalb seine Rahmenkonzepte und die sie begleitende Pädagogik beim Übergang von der zentralisierten Zweiten zur lateralen Dritten Industriellen Revolution dringend der Überarbeitung bedürfen.

|271| Kapitel 9
Vom industriellen ins kollaborative Zeitalter
    M onatelang habe ich mich mit dem Titel dieses Buches herumgequält, habe hin und her überlegt, wer sich wohl für ein Werk mit dem Wort »industriell« auf dem Umschlag erwärmen könnte. Es kam mir so retro vor. Ist »industriell« nicht etwas, was gerade mal Ingenieure und Gewerkschafter interessiert? »Industriell« beschwört Visionen von geklonten Arbeitermassen herauf, die geistlos Produkte vervollständigen, die am Fließband an ihnen vorüberziehen. Ist das seit Internet und Facebook nicht alles vorbei? Ja und nein.
    Die Dritte Industrielle Revolution ist die letzte Phase der großen industriellen Saga und zugleich die erste der gerade entstehenden kollaborativen Ära. Sie ist ein Interregnum zwischen zwei Perioden der Wirtschaftsgeschichte – die eine charakterisiert von Betriebsamkeit, die zweite vom Geist der Zusammenarbeit.
    Die Dritte Industrielle Revolution wird sich über die nächsten Jahrzehnte rasch vollziehen, wahrscheinlich um 2050 ihren Höhepunkt erreichen und sich dann in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts halten. Bereits jetzt, noch am Fuße ihrer aufsteigenden Glockenkurve, sehen wir eine neue wirtschaftliche Ära heraufdämmern, eine Ära kollaborativen Miteinanders. Die Metamorphose von einer industriellen zu einer kollaborativen Revolution ist einer der großen Wendepunkte der Menschheitsgeschichte. Um den ungeheuren Wandel zu verstehen, der uns bevorsteht, müssen wir noch einmal auf den letzten noch bestehenden Lehrsatz der klassischen Wirtschaftslehre zurückkommen, dessen Paradox den Rahmen für diesen Übergang schafft.
    |272| Schafft das Angebot seine eigene Nachfrage?
    Jean-Baptiste Say, ein klassischer französischer Wirtschaftstheoretiker des frühen 19. Jahrhunderts, hat wie Adam Smith die Newtonsche Metaphorik aufgegriffen mit seiner Ansicht, das Angebot würde unablässig – wie ein Perpetuum mobile – seine eigene Nachfrage schaffen. Er schrieb, »daß jedes Product vom Augenblick seiner Erzeugung an für den ganzen Betrag seines Werthes anderen Producten einen Absatzweg eröffnet« und »daß die bloße Thatsache der Bildung eines Products, sogleich wie sie erfolgt ist, für andere Producte einen Absatz herbeiführt«. 54
    Später verfeinerten neoklassische Ökonomen Says Rückgriff auf die Newtonsche Metaphorik dahingehend, dass die ökonomischen Kräfte, einmal in Bewegung versetzt, in Bewegung blieben, es sei denn, es wirke eine Kraft von außen auf sie ein. Dieser Argumentation zufolge erhöhen neue arbeitssparende Technologien die Produktivität, da sie es den Erzeugern erlaubten, mehr Güter zu geringeren Kosten zu produzieren. Das erhöhte Angebot schaffe dann seine eigene Nachfrage. Größere Nachfrage stimuliere wiederum zusätzliche Produktion, die ihrerseits die Nachfrage anheize, woraus ein endloser Zyklus von erweiterter Produktion und Konsum resultiere. Der erhöhte Wert der verkauften Produkte sorge dafür, dass der ursprüngliche Verlust an Arbeitsplätzen, den die technischen Verbesserungen mit sich brächten, rasch durch zusätzliche, durch die gesteigerte Produktion geschaffene Stellen kompensiert werde. Darüber hinaus bedeuteten die durch technische Neuerungen und gesteigerte Produktion bedingten niedrigeren Preise, dass die Konsumenten Geld für andere Produkte übrig hätten, was wiederum Produktivität und Arbeitsmarkt in anderen Branchen stimuliere.
    Dieses Argument führt zu der logischen Schlussfolgerung, dass das Problem der Arbeitslosigkeit sich ausnahmslos von selbst regeln wird, auch dann, wenn Arbeiter durch
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