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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Autoren: Campus
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als auch den seiner einzelnen Mitglieder. Im Gegensatz zum Markt, wo Beziehungen zwischen Menschen instrumentalisiert und in erster Linie Mittel zu |281| dem Zweck sind, den materiellen Nutzen des Einzelnen zu maximieren, sind im Dritten Sektor die Beziehungen Selbstzweck, was ihnen entsprechenden Eigen- statt bloßen Nutzwert verleiht.
    Bis zur Jahrhundertmitte wird die Zivilgesellschaft vermutlich so bedeutend sein wie der Marktsektor, aus dem einfachen Grund, dass die Mehrung sozialen Kapitals auf zwischenmenschliche Interaktion baut, wogegen das Anhäufen von Markkapital sich zunehmend auf intelligente Technologien verlässt. Die wachsende Zahl von Beschäftigten in der Zivilgesellschaft stellt jedoch einen immer größeren Teil des Verbrauchereinkommens, das nötig ist, um die Güter und Dienstleistungen einer zunehmend intelligenten, automatisierten Weltwirtschaft zu erstehen.
    So wie die industriellen Revolutionen des 19. und 20. Jahrhunderts Menschen aus Leibeigenschaft, Sklaverei und Vertragsknechtschaft befreit haben, werden die Dritte Industrielle Revolution und das kollaborative Zeitalter den Menschen von der mechanischen Arbeit befreien – was ihm die Möglichkeit zur spielerischen Entfaltung gibt, die letztlich das ist, worum sich beim gesellschaftlichen Miteinander alles dreht. Ich benutze den Begriff »spielerische Entfaltung«, weil ich nicht von Spiel als bedeutungslosem Zeitvertreib, sondern vom empathischen Umgang mit den Mitmenschen spreche. In spielerischer Entfaltung erfahren wir einander, gehen über uns selbst hinaus und stellen auf unserer gemeinsamen Suche nach Universalität eine Verbindung zu immer größeren, immer inklusiveren Lebensgemeinschaften her. Der Dritte Sektor ist der, in dem wir, auf welchem Niveau auch immer, teilhaben an der wichtigsten Reise des Lebens: der Suche nach der Bedeutung unserer Existenz.
    Die kommenden 40 Jahre verschaffen uns noch etwas kostbare Zeit. Die Millenniumsgeneration und ihre Kinder werden noch das Leben und Arbeiten sowohl in einer industriellen als auch in einer kollaborativen Wirtschaft lernen müssen. Deren Kinder jedoch werden zunehmend in der Zivilgesellschaft soziales Kapital erarbeiten, während intelligente Technologien in der gewerblichen Arena den größten Teil – nicht alle – menschliche Arbeit ersetzen werden.
    |282| Die Aussicht darauf, die Menschheit von der Plackerei um ihr wirtschaftliches Überleben zu befreien, ist lange schon ein philosophischer Traum. Dem menschlichen Geist in seiner uralten spirituellen Suche nach der Bedeutung der Existenz die freie Erforschung neuer sozialer Grenzgebiete zu ermöglichen, damit er seinen Platz im großen Weltentwurf zu verstehen lernt, ist das kostbarste Geschenk, das man jedem in diese Welt geborenen Menschen machen kann. Zu lange haben wir einen unmäßigen Teil unserer begrenzten Zeit auf der Erde auf ein halbwegs komfortables Über-die-Runden-Kommen verwenden müssen, was uns wenig Zeit für die spielerische Entfaltung im transzendenten Bereich ließ.
    Die Möglichkeit, mehr Zeit und Aufmerksamkeit auf den Ausbau der Zivilgesellschaft und die Mehrung von sozialem Kapital zu verwenden, ist natürlich eine verlockende Perspektive, die in allen Industrieländern an Attraktivität gewinnt. Nur lässt sich nun einmal nicht übersehen, dass 40 Prozent der Menschheit mit zwei Dollar am Tag oder weniger auskommen müssen und nur mit Mühe und Not überleben. Verschärft wird diese tragische Realität durch die beängstigende Unbeständigkeit der Preise – von Grundnahrungsmitteln über Baumaterialien bis hin zum Benzin – und die noch schrecklicheren Auswirkungen des Klimawandels bei unserem Weg in die lange Endrunde der Zweiten Industriellen Revolution.
    Die Dritte Industrielle Revolution bietet den ärmsten Ländern der Erde, die die beiden ersten industriellen Revolutionen versäumt haben, wenigstens die Aussicht darauf, im Verlauf des nächsten halben Jahrhunderts den Sprung in die neue Ära eines dezentralisierten Kapitalismus zu tun. Trotzdem zweifelt niemand, mich mit eingeschlossen, an der Größe der Herausforderung, vor der wir stehen. Sicherzustellen, dass 40 Prozent der Menschheit in materieller Hinsicht ein Niveau erreichen, das sie von den Fesseln nicht selten geistloser Knochenarbeit für eine spielerische Entfaltung beim Streben nach sozialem Kapital befreit, ist eine beängstigende Aufgabe. Und sie wird umso schwieriger durch die Notwendigkeit, das Wirtschaftsleben neu zu
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