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Die drei ??? und die singende Schlange

Die drei ??? und die singende Schlange

Titel: Die drei ??? und die singende Schlange
Autoren: M. V. Carey
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Verwunderung zur Seite.
    Mara besaß tatsächlich gewisse Gaben.
    Die Zigeunerin ging die Treppe hinauf und ließ sie h von Allie in Patricia Osbornes Zimmer führen. Die drei ??? folgten.
    Patricia Osborne sah Mara erst, als die Zigeunerin am Fußende ihres Bettes stand und mit lauter Stimme zu rufen begann.
    »O Verfluchte!« rief Mara. »Höre mir zu, damit dir das Leben geschenkt werde!«
    Patricia Osborne erschauerte unter ihrer Bettdecke.
    »Mehr Kissen«, sagte Mara zu Allie. »Schiebe ihr Kissen unter den Kopf, damit sie besser sehen kann.«
    Allie lief los und holte drei Kissen. Behutsam bettete sie ihre Tante in halb sitzende Stellung und stützte ihren Rücken mit den Kissen.
    »Sieh!« Mara hielt die goldene Kobra hoch. »Dies ist der Bote des Bösen!«
    Patricia Osborne zuckte zusammen. »Belial!« flüsterte sie. »Die Schlange ist Belials Bote.«
    »Ha!« sagte die Zigeunerin. »Ich gebiete über zehn Geister, jeder einzelne mächtiger als Belial. Aber der, welcher Belials Macht beschwor, sei selbst verflucht!«
    Die Zigeunerin kam um das Bett herum und hielt Patricia Osborne die glänzende Kobra hin. »Diese mußt du in die Hände nehmen.«
    »Nein, nein! Ich kann nicht!«
    »Du mußt sie halten, Frau«, befahl Mara. »Halte sie fest, wenn du dich retten willst!«
    Zum ersten Mal schien in Patricia Osborne ein Hoffnungsschim-mer aufzuflackern. Fest umfaßte sie die Schlange.
    Aus den Falten ihres weiten Rockes holte Mara einen grünen Tuchbeutel. »Grün ist die Farbe des Frühlings«, sagte sie zu Tante Patricia. »Es ist die Farbe des Lebens. Nun tu das Böse in diesen grünen Beutel.«
    Ohne die Augen von Maras Gesicht zu wenden, tat Tante Patricia wie geheißen.
    »Gut«. Mara zog den Beutel an der Schnur oben zusammen und verwahrte so die Schlange darin.
    »Schließ die Tür ab«, sagte sie zu Allie. »Und zünde eine Kerze an.« Im Zimmer herrschte kein Mangel an Kerzen. Sie standen überall herum – grüne und violette, rote und weiße. »Eine rote Kerze«, sagte Mara. »Rot ist mächtig.«
    Allie entzündete eine rote Kerze.
    »Nun schweigt alle still«, sagte Mara.
    So geschah es. Nur Mara sprach, und sie sprach mit hoher, dünner Stimme, in einer Sprache, die keiner der Anwesenden verstand.
    Sie hielt den grünen Beutel mit der kleinen Kobra hoch. Sie richtete Worte in beschwörendem Singsang an ihn. Manchmal waren diese Worte ein sanftes Schlummerlied, manchmal eine schroffe und furchtbare Drohung.
    Plötzlich drückte die Zigeunerin den grünen Beutel fest an ihre verblichene Bluse, warf den Kopf zurück, rollte wild die Augen und stürzte zu Boden.
    Tante Patricia starrte hin. Maras Mund war geöffnet, und aus ihrer Kehle kam ein gräßliches Gurgeln und darauf eine Reihe hoher Klagelaute.
    Die Zigeunerin Mara sang, und sie sang den Gesang der Schlange. Während die schrecklichen Töne kein Ende nahmen, verfiel Mara in Zuckungen. Ihr Rücken bog sich, so daß sie den Fußboden nur noch mit Kopf und Fersen berührte. Dann begann sie sich umherzuwälzen und warf sich von einer Seite auf die andere, den Beutel mit beiden Armen an sich gepreßt, die weit offenen Augen ohne Blick.
    Die Tücher, die sie sich umgebunden hatte, lösten sich, eines nach dem anderen. Sie rutschten ihr vom Kopf, und lange graue Haarsträhnen fielen ihr ins Gesicht.
    Immer noch ertönte der Singsang, immer lauter, immer höher, durchdringend, markerschütternd.
    Patricia Osborne setzte sich im Bett kerzengerade auf.
    Da überlief Mara ein gewaltiger Schauer. Sie stieß einen Schrei aus, und dann erschlaffte ihr Körper.
    Allie und die Jungen warteten.
    Patricia Osborne vermochte den Blick nicht abzuwenden. Die Zigeunerin schien zu schlafen.
    »Justus!« Tante Mathildas Stimme ertönte laut vom Flur her.
    »Justus, was geht da drin vor sich? Schließ die Tür auf!«
    Mara stöhnte und setzte sich auf. Sie krallte die Finger in den grünen Beutel, den sie die ganze Zeit in den Händen gehalten hatte. Sie lächelte. »Ich habe ihn gesehen«, sagte sie. »Da ist ein Mann in Schwarz. Sein Gesicht ist sehr bleich. Er wehrt sich. Die Schlange hat ihn umschlungen.«
    »Justus, schließ sofort die Tür auf!« rief Tante Mathilda.
    Mara stand auf. Sie ging mit dem Beutel zu Patricia Osborne hin.
    »Es ist so, wie ich vorhersagte.«
    Miss Osbornes zitternde Hände rissen an der Zugschnur, die den Beutel zusammenhielt. Sie schaute zaghaft hinein, betastete den Beutel und schüttelte ihn. Er war leer.
    »Meine Geister sind
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