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Gestaendnisse

Gestaendnisse

Titel: Gestaendnisse
Autoren: Richard Samaro
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Jenny

    Nicht von dieser Welt, alles nur ein Traum, so scheint es mir. Es kann nicht sein, dein Parfüm liegt noch in der Luft, süßlich und frisch, wie eine Brise die sanft mit den Wellen ans Ufer gleitet. Ich kann deine Wärme noch spüren. Du bist noch immer präsent und doch schon vor so langer Zeit gegangen. Dein Bild brennt in meinen Kopf - alles nur eine flüchtige Fantasie? Die Bilder in meinem Kopf wechseln wie das Flackernde Licht der Kerze, sie machen mich verrückt, kein klarer Gedanke, nur Gedankenfetzen. Der Rauch meiner Zigarette steigt ungleichmäßig aus dem überfüllten Aschenbecher und bildet bizarre Gestalten. Geisterhände die nach mir greifen, ziehen mich in ihren - in deinen - Bann ziehen. Nichts hat sich verändert, seit du gegangen bist. Noch immer bestimmst du meine Gedanken, mein Handeln. Mit routinierter Kontinuität herrschst du über mich und nichts in der Welt kann dich aufhalten. Du bist wie ein Dämon, so schön und doch so grausam... Ich habe zu viel getrunken. Eine große Leere macht sich in mir breit, scheint mich völlig auszufüllen. Verloren in meinen Gedanken starre ich in das Licht der Kerze. Die Flamme scheint alles um mich herum in heiße Lava zu tauchen.

    ***

    Alles schimmert in warmen Rot, wie damals in dem kleinen Fischerdorf, als langsam die Sonne unter ging. Mein erster Urlaub alleine. Redlich verdient, nach all den Strapazen in der Schule. Ich hatte gerade meine Abschlussprüfung erfolgreich hinter mich gebracht und eine Lehre begonnen. Das erste selbst verdiente Geld. Bald würde der Ernst des Lebens beginnen. Nichts war damals wichtiger gewesen als die eigene Freiheit, die schnelle Flucht aus dem elterlichen Nest. Und genau das tat ich auch. Von meinem ersten mickrigen Lehrlingsgehalt bezahlte ich die Kaution für meine erste eigene Wohnung. Mann, war das ein Loch. 22 Quadratmeter mit Küchenzeile und Bad. Ich hab es immer liebevoll meine Dackelgarage genannt. Heute würde ich so was wohl eher als Wohnklo mit Waschgelegenheit bezeichnen. Aber nichts konnte die Vorteile der eigenen vier Wände schmälern. Da war niemand mehr, der mir vorschrieb, wie ich mein Bett zu machen hatte oder wann und mit wem ich nach Hause kommen sollte. Kein: "Räum dein Zimmer auf und mach deine Hausaufgaben! " kein: „solange du deine Füße unter meinen Tisch streckst“ und vor allem echte Privatsphäre.
    Es war mein Reich und zum krönenden Abschluss des Jahres gönnte ich mir von meinem sauer ersparten Geld einen Urlaub auf einer kleinen romantischen Insel unweit von Porto de Rosario in Italien. Es war eine wunderschöne Insel, knapp 21 Quadratkilometer groß. Hier schien jeder jeden zu kennen. Außer einen Hafen, einem alten Fischerdorf, das früher einmal ein römisches Kastell gewesen sein musste und einem kleinen Campingplatz gab es hier nur die unberührte Natur. Rein und unverdorben. Auf der ganzen Insel gab es nur drei Straßen, die alle nicht breiter waren als in der Großstadt ein Gehweg. Sie lagen wie hingeworfene Bänder zwischen den Bergen.
    Wie schon öfter saß ich am Abend in der kleinen Espressobar am höchsten Punkt des verwinkelten Kastells. Ich genoss es den vorbeischlendernden Menschen zuzuschauen und einem einheimischen Fischer zu lauschen, der fröhlich, nach getaner Arbeit vor seinem Haus saß und auf seiner Gitarre spielte. Mann, war ich damals glücklich, ich saß da, schlürfte meinen Cappuccino und sah wie die glühende Sonne langsam im Meer versank. Zufrieden mit mir und der Welt zündete ich mir eine Zigarette an.

    Ja, damals hab ich dich zum ersten Mal gesehen. In deinem kleinen roten Sommerkleidchen bist du keine drei Meter von mir entfernt mit einer Espressotasse in der Hand gesessen. Deine langen blonde Haare vielen locker über deine nackten Schultern und schienen dein Dekolleté wie ein wunderschönes Bild zu rahmen. Beim Abstellen deiner Tasse hast du dich elegant nach vorne gebeugt, so dass ich den Ansatz deines wohlgeformten Busens sehen konnte. Ja, es war ein Anblick, wie man ihn sich als junger Mann nur wünschen kann. Lange schöne Beine und eine Haut wie Porzellan. Irgendwie muss ich wohl die Zeit vergessen haben, aber als ich meinen Blick wieder von deinen schönen Beinen losreisen konnte hattest du mich bereits ertappt. Mit deinen Augen, die so blau und kalt wie ein Bergsee waren, hast du mir direkt in die Augen gesehen. Du bist ein Engel, eine Gestalt des Lichts, mit einem Blick aus Eis. Niemals in all der langen Zeit hat sich dieser
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