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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition)
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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wurde das Holz von ungefähr zwanzigtausend Eichen benötigt. Die Städter benötigten außerdem immer mehr Holz für Kisten, Truhen, Besteck, Badezuber und Kerzenleuchter. Auch der Bedarf zum Kochen und Heizen im Winter stieg ständig weiter an. Dazu kam noch der Verbrauch der Handwerker.
    Die Schmieden brauchten Holz für ihre Öfen, genauso wie die Bäcker, Töpfer, Kutschen-, Schiffs- und Brückenbauer. Doch am meisten Holz verbrauchten die Köhler, die das Holz zur Kohle verschwelten und damit die Ziegel- und Kalkbrennereien, aber auch die Salinen im Umkreis belieferten.
    Einige Funken sprangen auf den Überrock des Händlers, der sofort zu brennen begann. Zwar versuchte er eilig, sich den brennenden Umhang vom Leib zu reißen, doch dazu musste er sich erst einmal wieder aufrichten.
    Im gleichen Moment verlor das Kutschpferd endgültig die Nerven. Angstvoll schnaubend raste es in blanker Panik los. Durch den plötzlichen Ruck, mit dem sich der Wagen in Bewegung setzte, verlor der Zunderhändler das Gleichgewicht und stürzte hinterrücks in den brennenden Zunder.
    Der herrenlos gewordene Wagen raste in vollem Tempo auf den Marktplatz zu, der um diese Zeit hoffnungslos überfüllt war.
    Fahrendes Volk und allerlei Gesindel hatten sich dort unter die Handwerker, Kaufleute und Bauern gemischt. Die Menschen, die den Markt aufgesucht hatten, um zu kaufen, Beziehungen zu knüpfen oder einfach nur ein Schwätzchen zu halten, ahnten nichts von der Gefahr auf vier Rädern, die auf sie zukam.
    Ahnungslos bemühten sie sich darum, einen Platz im Schatten zu finden, um so wenig wie möglich von der gnadenlos brennenden Sonne abzubekommen. Dicht gedrängt umrundeten sie feilschend und streitend die verschiedenen Händler, Handwerker und Kesselflicker, die ihre Waren teils in überdachten Buden, teils auf grob gezimmerten, auf Böcken aufliegenden Ladentischen feilboten, an denen farbig bemalte Schilder mit den Namen der Standbesitzer hingen.
    Die Standbesitzer, deren Stände in der prallen Sonne standen, versuchten durch das provisorische Aufspannen von Tüchern etwas Schatten zu erhalten, was den Nachteil besaß, dass der Blick auf die feilgebotenen Waren stark eingeschränkt wurde. Aus diesem Grund priesen sie lauthals ihre Waren an, um die Aufmerksamkeit der Leute doch noch auf sich zu lenken. Es war ein fast aussichtsloser Versuch, den vorherrschenden Lärm von Menschen und Tieren zu übertönen.
    Der Wagen hatte jetzt das Ende der schmalen Gasse erreicht, die sich öffnete und direkt in den Marktplatz mündete. Das schrille Kreischen des Zunderhändlers, dessen Kleider lichterloh brannten, steigerte die Panik des Pferdes noch mehr. Als das Tier dem ersten Stand auswich, geriet der Wagen ins Schleudern. Er überschlug sich und zerbarst mit lautem Krachen in mehrere Einzelteile. Brennende Zunderlappen mischten sich mit den umherspritzenden Holz- und Eisenstücken und flogen in die Menge, die sich verzweifelt vor den Pferdehufen in Sicherheit zu bringen versuchte.
    Der Zunderhändler wurde aus dem Wagen geschleudert und knallte gegen den Zaun eines Töpferstandes, wo er bewusstlos liegen blieb, während sich das mächtige Kutschpferd blind vor Angst weiter in die vor Panik schreiende Menschenmenge drängte, der nur wenig Platz zum Ausweichen blieb. Und so nahm das Unglück seinen Lauf.
    Eine Frau, mit einem kleinen Mädchen an der Hand, sank getroffen von einem Hufschlag zu Boden. Ihre Tochter wurde zur Seite geschleudert, wo sie still und mit seltsam verdrehten Gliedern liegen blieb.
    Der Kaufmann Pierre Gilbert achtete nicht auf die ängstlichen Schreie hinter sich, denn er war gerade auf dem Weg in die gegenüberliegende Schenke.
    Ein kühler Krug Wein würde genau das Richtige sein, um seine ausgedörrte Kehle zu befeuchten. Zufrieden mit dem Geschäft, das er im Zelt des Gewürzhändlers gerade abgeschlossen hatte, war er ins Freie getreten und blinzelte noch immer in die Sonne, weil sich seine Augen noch nicht an das grelle Tageslicht gewöhnt hatten.
    Da tauchte plötzlich wie aus dem Nichts das mächtige Kutschpferd vor ihm auf. Abwehrend hob er die Arme und fuchtelte wild mit ihnen durch die Luft.
    Das Pferd bäumte sich erschrocken auf und wieherte schrill.
    Trotz seiner Körperfülle erwies sich der Kaufmann als äußerst beweglich. Blitzschnell warf er sich zur Seite, noch bevor die schweren Hufe des Pferdes wieder den Boden berührten und es seine wilde Flucht fortsetzte.
    Auf seinem Weg zertrampelte es alles,
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