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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella
Autoren: Georgette Heyer
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auch dafür gesorgt, daß ihr Sohn die Verlobungsanzeige in die morgige Gazette bringt, zusammen mit der Meldung, daß wir zu einem Besuch bei der Herzoginwitwe von Wigan gefahren sind. Wenn wir nach London zurückkehren, werden sich unsere Bekannten hoffentlich so weit an die Neuigkeit gewöhnt haben, daß ihre Verwunderung, ihr Kummer und ihre Glückwünsche uns nicht allzu sehr überwältigen. Im übrigen bin ich der Ansicht, daß Sie mir erlauben sollten, Sie so bald wie möglich nach Heythram zu bringen. Es wird doch wohl Ihr Wunsch sein, daß Ihr Vater uns vermählt, und ich für mein Teil bin ungeduldig, meine Frau ohne Zeitverlust heimzuführen. Mein Gott, Liebste, was habe ich denn nur geredet, daß Sie weinen?«
    »Ach, nichts, gar nichts!« schluchzte Arabella. »Nur verdiene ich gar nicht, so glücklich zu sein, und gleichgültig gegen Sie war ich nie, obwohl ich mir alle Mühe gegeben habe, denn ich dachte doch, Sie spielten nur mit mir.«
    Mr. Beaumaris zog sie in seine Arme und küßte sie; und es gewährte ihr großen Trost, sich an die, breiten Aufschläge seines eleganten Rockes zu lehnen und in seine Schulter zu schluchzen. Aber alle Zärtlichkeiten, die Mr. Beaumaris in die Locken murmelte, die sein Kinn kitzelten, bewirkten nichts anderes, als daß sie nur noch bitterer schluchzte; und schließlich mußte er ihr sagen, daß selbst die innigste Liebe ihn nicht so weit bringen könne, ihr zu gestatten, daß sie seinen besten Rock derangiere. Da erst wandelte sich ihr Weinen in Lachen, und nachdem er ihr die Wangen getrocknet und sie wieder geküßt hatte, gewann sie einigermaßen die Fassung wieder, setzte sich neben ihn auf das Sofa und trank das Glas laue Milch, das sie, so sagte er ihr, nicht stehenlassen dürfte, wenn sie Mrs. Watchet nicht kränken wollte. Sie lächelte durch Tränen, nippte von der Milch und sagte: »Und Papa war einverstanden? Was aber wird er sagen, wenn er die Wahrheit erfährt. Was haben Sie ihm gesagt?«
    »Ich habe ihm die Wahrheit gesagt«, erwiderte Mister Beaumaris.
    Arabella ließ beinahe das Glas fallen. »Die volle Wahrheit?« murmelte sie entsetzt.
    »Die volle Wahrheit – nur nicht die über Bertram! Sein Name wurde überhaupt nicht erwähnt, und ich habe ihm streng aufgetragen, als ich ihn nach Yorkshire schickte, kein Wort über seine Abenteuer verlauten zu lassen. Sosehr ich deinen Vater schätze und gern mag, ich habe nicht das Gefühl, daß es zu irgend etwas gut wäre, ihn damit zu betrüben. Ich habe ihm nur die Wahrheit über dich und mich gesagt.«
    »War er… war er schrecklich böse auf mich?« fragte Arabella mit schwacher Stimme.
    »Er war ein bißchen betrübt, fürchte ich«, gestand Mister Beaumaris. »Aber als er dann begriff, daß du dich ja nicht für eine reiche Erbin ausgegeben hättest, wenn du nicht mein eitles Geschwätz mit Charles Fleetwood gehört hättest, da leuchtete ihm ein, daß mich mehr Schuld an dieser Lüge traf als dich.«
    »Das hat ihm eingeleuchtet?« fragte Arabella voll Zweifel.
    »Du sollst deine Milch trinken, Liebste. Gewiß hat es ihm eingeleuchtet. Unter uns gesagt, es ist deiner Mama und mir gelungen, ihm verständlich zu machen, daß Charles ohne mein Zutun das Gerücht nicht verbreitet hätte, und daß du es, nachdem es einmal verbreitet war, nicht entkräften konntest, da dich ja natürlich niemand gefragt hat, ob es auch wahr sei. Ein bißchen schelten wird er dich vielleicht, aber verziehen hat er dir gewiß schon.«
    »Und Ihnen auch?« fragte Arabella besorgt.
    »Ich hatte wieder das Verdienst des Geständnisses auf meiner Seite«, brachte Mr. Beaumaris mit tugendhafter Miene zur Geltung. »Mir wurde alsogleich verziehen. Ich verstehe nicht, warum du eine so überraschte Miene machst: ich fand ihn wunderbar, hab selten einen so genußvollen Abend verbracht wie den in seiner Studierstube, nachdem deine Mama und Sophy zu Bett gegangen waren. Wir saßen und sprachen, bis die Kerzen heruntergebrannt waren.«
    Jetzt war Arabellas Besorgnis noch deutlicher. »Worüber habt ihr denn geredet?« fragte sie, denn sie konnte sich kaum vorstellen, wie ihr Vater mit dem Nonpareil plauderte.
    »Wir diskutierten gewisse Gedanken in Wolfs Prolegomena ad Homerum, von denen ich ein Exemplar in seinem Bücherregal stehen sah. Ich habe selbst vergangenes Jahr in Wien das Buch gekauft, und Wolfs Theorie, daß mehr als eine Hand an der Ilias und Odyssee geschrieben hat, interessierte mich sehr.«
    »Und davon handelt dieses
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