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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella
Autoren: Georgette Heyer
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wenn ich mit der Geschichte von Augustus Waldstein fertig bin. Aber nur für einen Augenblick, merk dir das!«
    »Warte, da ist etwas Interessantes«, sagte Arabella, legte ihre Arbeit weg und blätterte in dem Band, den Sophia losgelassen hatte. »Milchkonservierung mittels Rettich… weißes Wachs für die Nägel… so, da ist es schon: hör zu, Meg! ›Wenn ein Frauenzimmer sich frühzeitig dem Romanlesen ergeben hat, so ist es ungeeignet, Gefährtin eines vernünftigen Mannes zu werden oder einer Familie mit Anstand und Würde vorzustehen.‹ Da hast du es!« Sie blickte auf, und die Art, wie sie pfiffig den Mund spitzte, strafte ihre Augen Lügen.
    »Und ich meine, Mama ist nicht ungeeignet, die Gefährtin eines vernünftigen Mannes zu sein«, antwortete Margaret empört. »Und sie liest Romane! Und sogar Papa findet am ›Wanderer‹ oder an Mrs. Edgeworths Erzählungen nichts auszusetzen!«
    »Das nicht, aber es war ihm gar nicht recht, als er Bella dabei erwischte, wie sie ›Die ungarischen Brüder‹ oder ›Die Kinder der Abtei‹ las«, sagte Sophia und nahm diese Gelegenheit wahr, Ladies’ Monthly Museum aus dem gelockerten Griff ihrer Schwester zu reißen. »Er hat ausdrücklich gesagt, daß in solchen Büchern viel Unsinn steht und daß ihre Moral auf betrübliche Weise zu wünschen übrigläßt.«
    »In dem Fortsetzungsroman, den ich gerade lese, fehlt die Moral ganz und gar nicht«, erklärte Margaret aufgebracht. »Schau nur her, was da steht, hier unten auf der Seite! ›Albert! Reinheit des Charakters ist deine höchste Pflicht!‹ Das könnte er doch nicht mißbilligen!«
    Arabella rieb sich die Nasenspitze. »Er würde vermutlich sagen, daß das alberner Schwulst ist«, bemerkte sie harmlos. »Aber gib ihr das Buch schon zurück, Sophy!«
    »Ich tue es, wenn ich gefunden habe, was ich hier suche. Übrigens bin ja gerade ich auf die Idee gekommen, diese Bände von Mrs. Caterham zu entleihen, also – ah, da ist es! Hier steht, daß vormittags nur Schmuck sehr schlichter Art getragen wird.« Und mit einem Unterton des Zweifels fügte sie hinzu: »Gar so schnell wechseln die Moden doch nicht, sogar in London. Die Nummer ist erst drei Jahre alt.«
    Die Leidende auf dem Sofa setzte sich behutsam auf. »Aber Bella hat doch überhaupt keinen Schmuck, nicht wahr?«
    Diese Bemerkung, mit der natürlichen Unbefangenheit eines Mägdleins von erst neun Jahren vorgebracht, wirkte wie ein Schaff eiskalten Wassers.
    »Ich habe das goldene Medaillon mit den Locken von Papa und Mama an dem Kettchen«, verteidigte sich Arabella.
    »Wenn du eine Tiara, einen… Cestus – und ein Armband hättest, das könnte hinreichen«, sagte Sophy. »Hier ist eine Toilette beschrieben, zu der dies alles als angemessener Schmuck angegeben wird.«
    Die drei Schwestern betrachteten sie mit maßlosem Staunen.
    »Was ist ein Cestus?« fragten sie einstimmig.
    Sophy schüttelte den Kopf. »Ich weiß es ja auch nicht«, gestand sie.
    »Nun, Bella hat auf jeden Fall keinen Cestus«, sagte der weibliche Hiob von seinem Sofa herüber.
    »Wenn sie so arm an Verstand wäre, aus einem so lächerlichen Grund nicht nach London zu fahren, würde ich sie nie mehr anschauen«, entschied Sophy.
    »Natürlich würde ich mich deshalb nicht weigern«, rief Arabella zornig. »Aber ich habe nicht die geringste Aussicht, daß Lady Bridlington mich einladet. Warum sollte sie auch? Bloß weil ich ihr Patenkind bin? Ich habe sie in meinem Leben noch nicht gesehen.«
    »Sie hat dir als Taufgeschenk einen sehr schönen Schal geschickt«, meinte Margaret hoffnungsvoll.
    »Außerdem ist sie Mamas beste Freundin«, fügte Sophy hinzu.
    »Aber auch Mama hat sie seit… seit unzähligen Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Und sie hat Bella nie wieder etwas geschickt, nicht einmal zur Konfirmation«, erklärte Betsy, zog die Zwiebel aus dem Ohr und warf sie ins Feuer.
    »Wenn du keine Ohrenschmerzen mehr hast«, bemerkte Sophy mit scheelem Blick, »kannst du das für mich fertigsäumen. Ich möchte ein Muster für die Falbeln entwerfen.«
    »Mama hat gesagt, daß ich ganz still beim Feuer sitzen soll«, erwiderte die Patientin und setzte sich behaglicher zurecht. »Sind vielleicht Namengedichte in diesen verstaubten alten Schmökern?«
    »Nein, und wenn welche darin wären, so würde ich die Bücher doch einem so ungefälligen Geschöpf wie dir nicht geben, Betsy«, erklärte Sophy rundheraus.
    Betsy begann zu weinen, aber es klang nicht überzeugend, und da
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