Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
seinem Garderobeschrank, die er zwar seinem Papa noch nicht vorzuführen gewagt hatte, durch die er aber, das war seine Überzeugung, demnächst zu einem wahren Ausbund modischer Eleganz werden würde. Seine hohen Stiefel, denen er viel Nachdenken und viel Sorgfalt widmete, spiegelten, wie das kaum von der Fußbekleidung eines Gentleman zu erwarten stand, dessen Eltern unglücklicherweise nicht in der Lage waren, ihrem Zweitältesten den Champagner beizustellen, der nun einmal zum wirklichen Stiefelwichsen unerläßlich ist; die Spitzen seines Vatermörderkragens waren, den liebevollen Händen seiner Schwestern zu Dank, so steif gestärkt, daß er kaum den Kopf darin zu bewegen vermochte. Wie sein älterer Bruder James, der sich zur Zeit in Oxford befand, um sich auf den geistlichen Stand vorzubereiten, war er in Harrow erzogen, hatte aber fürs nächste seinen Aufenthalt zu Hause genommen, um sich unter der Aufsicht seines Vaters während der Osterferien auf das erste Examen vorzubereiten. Dieser Aufgabe hatte er sich ohne sonderlichen Enthusiasmus zugewandt, denn sein eigentlicher Ehrgeiz zielte darauf hin, in einem Husarenregiment als Kornett unterzukommen. Dazu waren aber achthundert Pfund, nicht mehr und nicht weniger, nötig, und die Beendigung des langen Krieges mit Bonaparte hatte die Aussichten, anders als durch Einkauf ein Patent zu erlangen, so verschlechtert, daß Mr. Tallant vernünftigerweise zur Ansicht gekommen war, eine bürgerliche Beschäftigung sei mit geringeren Opfern verbunden als die Militärkarriere. Mr. Tallants Idee war es, Bertram, wenn er erst einen akademischen Grad erlangt hatte, zu einer Zierde des Innenministeriums zu machen; und erste Zweifel, ob das flatterhafte Wesen seines Sprößlings auf eine Eignung zum Dienst im Home Office schließen lasse, ließen sich mit dem Einwand zerstreuen, daß Bertram ja schließlich erst achtzehn Jahre zählte; Oxford, wo er selbst seinerzeit drei Studienjahre verbracht hatte, würde ohne Zweifel einen ausgleichenden Einfluß auf den Charakter des jungen Menschen ausüben.
    Der künftige Parlamentskandidat kündigte seinen Einzug in das Zimmer der jungen Mädchen mit einem gedämpften Halali an, worauf er ohne Übergang die Feststellung folgen ließ, gewisse Leute wären eben vom Glück auf unbillige Weise begünstigt. Araballa schlug die Hände über der Brust zusammen und richtete ihre sprechenden Augen auf ihn. »Bertram, ist es also wirklich wahr? Spanne mich jetzt nicht auf die Folter – tu es nicht, bitte!«
    »Bei Gott, es ist wahr, aber woher wißt ihr davon?«
    »Von Harry natürlich«, antwortete Sophia. »In diesem Hause erfahren ja die Kinder alles zuerst.«
    Bertram nickte mürrisch und deutete die Gebärde des Ärmelaufkrempels an. »Ihr mögt ihn nicht hier haben: soll ich ihn hinausbefördern?«
    »Hoho!« schrie Harry, sprang auf die Füße und stellte sich dem Älteren gutlaunig gegenüber. »Boxen wir?«
    »Nicht hier!« riefen die Schwestern einhellig. Da sie aber nicht darauf rechnen konnten, Beachtung zu finden, beeilte sich jede der jungen Damen, ihr persönliches Eigentum aus der Gefahrzone zu entfernen. Das war auch wohl am Platz, da der Raum nicht nur klein, sondern auch mit allerlei Schnickschnack angefüllt war. Die Brüder hatten einen Schlagwechsel, der ein oder zwei Minuten dauerte; doch war Harry, wenngleich ein zäher Bursche, für Bertram kein Gegner, und so sah er sich gar bald aus dem Zimmer hinausbefördert, und die Tür fiel hinter ihm ins Schloß. Er versetzte der Füllung noch einige zornige Tritte, bedrohte den Älteren mit furchtbaren Gegenmaßnahmen und zog sich dann pfeifend zurück, wobei ihm eine Zahnlücke, die durch den Verlust eines Vorderzahnes entstanden war, nicht wenig zustatten kam; Bertram, der die Schulter gegen die Tür gestemmt hatte, konnte an den Tisch treten und sein Halstuch arrangieren.
    »Ja, ja, du fährst«, informierte er Arabella. »Ich wollte nur, ich hätte auch eine reiche Patin! Meine alte Mrs. Calne hat nie etwas für mich getan, davon abgesehen, daß sie mir ein Buch geschenkt hat, ›Christlicher Trost‹, daß einem die Haare zu Berge stehen können.«
    »Ich muß schon sagen, daß das außerordentlich schäbig von ihr war«, bestätigte Margaret. »Sogar Papa hat damals gesagt, daß Mrs. Calne, wenn sie bei dir Sinn für solche Lektüre voraussetzte, annehmen mußte, daß du davon genug in seiner Bibliothek finden würdest.«
    »Nun ja, Papa weiß, daß ich einen anderen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher