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Black Cats 01. Was kostet der Tod

Black Cats 01. Was kostet der Tod

Titel: Black Cats 01. Was kostet der Tod
Autoren: Leslie Parrish
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Prolog
    In den letzten Augenblicken ihres Lebens wurde Lisa Zimmerman klar, dass sie ihren Mörder kannte. Als das Mondlicht die schwarz verhüllte Gestalt der Finsternis entriss, brauchte es nur ein geflüstertes Wort, und die Wahrheit stand ihr trotz der Schmerzen mit ganzer Deutlichkeit vor Augen.
    Plötzlich waren ihre müden Gehirnzellen wieder voll da. » Du ?« Es tat weh, die geschwollenen Lippen zu bewegen, auf denen eine Kruste aus Blut, Dreck und kleinen Kieselsteinen klebte. Mit großer Anstrengung setzte sie hinzu: »Das ist  … unmöglich.«
    Aber es stimmte.
    Sie wusste, wer sie an diesen Baum gebunden hatte, die Arme qualvoll über ihren Kopf gestreckt, sodass sie an ihren verrenkten Schultern hing und nur die Zehen ihrer nackten Füße den Boden berührten. Wusste, wer ihr mit der Klinge brutal den Unterleib aufgeschlitzt hatte, bis sie spürte, wie ihr das warme, klebrige Blut die Beine hinunter auf die Füße tropfte. Wusste, wer sie unter der schwarzen Kapuze hervor beobachtete, ohne dass seine ausdruckslosen Augen eine Gefühlsregung zeigten – als ob sie keine Todesqualen litte.
    Sie kannte ihn.
    Bis zu diesem Moment war sie nur dahingedämmert, völlig benommen und fast ganz in einer Welt versunken, die sie sich im Geist erschaffen hatte – einer Welt, in der das alles jemand anders widerfuhr und sie nur zuschaute. Jetzt allerdings brachte der Schock ihr ausgeblutetes, erlahmendes Herz auf Hochtouren, bis es in einem drängenden, verzweifelten Rhythmus pochte. Ihr flacher Atem, der einen seltsamen pfeifenden Ton in ihrer Brust verursachte, beschleunigte sich.
    Den Mörder zu kennen machte es nur schlimmer. Dass er zu so etwas fähig war …
    Jedenfalls linderte diese Erkenntnis nicht die Schmerzen, die mit dem ersten Messerstich begonnen hatten. Sie hatte ihnen zu entfliehen versucht, indem sie sich der langsamen Lethargie des Blutverlusts hingab. Jetzt kam das Grauen, das sie am Anfang heimgesucht hatte, als ihr aufging, dass sie gekidnappt wurde, wie eine Kugel auf sie zugeschossen und traf sie mitten ins Herz.
    Sie spürte, dass sie sich wieder bewegen konnte, und verwendete das letzte bisschen Energie auf den vergeblichen Versuch, dem nächsten langsamen, sorgfältig geführten Hieb auszuweichen, der sie eher quälen denn verwunden sollte. Mit dem ersten Stich hatte er sie bereits schwer verletzt. Jetzt spielte er nur noch mit ihr.
    Ich kenne dich schon fast mein ganzes Leben lang. Wie konntest du nur?
    Das Wissen um seine Identität barg nicht die geringste Hoffnung auf Rettung. Sandte keinen Geistesblitz, wie sie entkommen konnte, an ihr halb totes Gehirn, das bereits kurz vorm Abschalten stand und nur noch darauf hoffte, dass das Ganze bald vorüber wäre. Flößte ihr keinen Mut ein oder den Willen, sich zu wehren wie am Anfang, als er sie gepackt hatte, während sie aus Dicks Taverne gestolpert war. Das war … vor Tagen gewesen? Vor Wochen? Jahrhunderten?
    Nein. Es mochte ihr zwar wie eine Ewigkeit erscheinen, aber wahrscheinlich hatte sie die Bar vor nur einer, höchstens zwei Stunden verlassen. Sie war so betrunken gewesen, dass sie erst dachte, irgendeiner der Typen, die ihr einen ausgegeben hatten, hoffte auf eine Gegenleistung in der Dunkelheit des mit Schotter ausgestreuten Parkplatzes. Oder dass der eine echte Freund, den sie in dieser Stadt noch hatte, gekommen wäre, um sie wohlbehalten nach Hause zu bringen, ob sie nun wollte oder nicht. Wohlbehalten … nach Hause?
    Als seine Faust unbarmherzig auf ihren Kiefer gekracht war, hatte sie sich von dieser Vorstellung schnell verabschiedet. Ihr Entführer hatte sie über den Boden geschleift, während sie lediglich halb bei Bewusstsein gewesen war und nicht in der Lage, auch nur zu wimmern, geschweige denn, um Hilfe zu rufen. Nicht, dass irgendjemand da draußen sie hätte hören können.
    Er hatte sie auf die Ladefläche eines Lieferwagens geworfen und hierher ins absolute Nirgendwo gefahren. Sie war überzeugt gewesen, dass er sie vergewaltigen würde. Aber mit jeder Minute seither war klar geworden, dass er sie nicht vögeln wollte. Früher schon – Himmel, warum hast du ihn bloß ausgelacht? – , aber jetzt wollte er nur eins: sie sterben sehen.
    Der Schmerz, stechend zunächst, war in ein dumpfes Brennen übergegangen. Obwohl sie wusste, dass es nichts bringen würde, flehte sie um Gnade. »Bitte, lass mich gehen! Ich werd’s niemandem erzählen. Ich kann ein Geheimnis für mich behalten.«
    »Halt den Mund!«,
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