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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella
Autoren: Georgette Heyer
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Spitzen besetzt sein!«
    »Liebe Arabella, rege dich doch nicht auf! All das ist bedacht, glaube mir! Du mußt dir nicht vorstellen, daß ich das alles nicht von langer Hand geplant habe.« Sie blickte in das verwunderte Gesicht ihrer Tochter und lachte wieder auf. »Oder hast du geglaubt, ich würde dich nach London schicken, angezogen wie eine Landpomeranze? Nein, solch eine Närrin bin ich hoffentlich denn doch nicht! Ich habe, ich weiß gar nicht wie lange, für diesen Augenblick gespart.«
    »Mama!«
    »Ich habe ein kleines eigenes Vermögen, wie du weißt«, erklärte Mrs. Tallant. »Euer Papa hat es nie in Anspruch nehmen wollen, ich sollte es nach eigenem Gutdünken verwenden, ich hatte ja immer solche Freude an hübschen Dingen, und ihm war der Gedanke unerträglich, daß ich sie entbehren sollte, wenn ich ihn heiratete. Natürlich war das alles Unsinn, und ich habe mich gar bald daran gewöhnt, meine Gedanken nicht mehr auf solche Albernheiten zu wenden. Doppelt froh aber war ich, daß ich das Geld für meine Kinder zur Verfügung hatte. Margarets Zeichenstunden, Sophys Musiklehrer, Bertrams neuer Rock und gar die gelben Pantalons, die er Papa gar nicht zu zeigen wagt – hat es je einen so närrischen Jungen gegeben? Als ob Papa nicht längst alles wüßte! Und Betsy muß dreimal im Jahr den Doktor haben! Trotz alldem habe ich ein kleines Ei, das hecken soll, für dich im Nest behalten!«
    »Ach, Mama, nein«, rief Arabella bedrückt, »da will ich lieber nicht nach London fahren, als daß so schreckliche Opfer dafür gebracht werden!«
    »Dein Verstand ist ganz aus den Fugen geraten, Liebste«, erwiderte die Mutter gelassen. »Ich fasse diese Ausgaben als Anlage auf, und es soll mich sehr wundern, wenn nicht eine Menge Gutes daraus entsteht.« Sie zögerte, sah ein wenig bedrückt drein und sagte dann, mühsam die Worte wählend: »Ich brauche dir ja nicht zu erklären, daß Papa ein wahrer Heiliger ist. Ich glaube nicht, daß es je einen besseren Mann oder Vater auf Erden gegeben hat! Aber praktischen Verstand hat er nicht, und wenn jemand für acht Kinder zu sorgen hat, so muß er schon ein bißchen weltlichen Verstand besitzen, sonst wüßte ich nicht, wie alles zustande kommen soll. Wegen des braven James brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, das ist klar. Und da Harry sich in den Kopf gesetzt hat, zur See zu gehen, und da sein Onkel es übernommen hat, sich für ihn zu bemühen, scheint auch seine Zukunft gesichert. Zugegeben, für den armen Bertram bin ich ein wenig in Sorge; und wo ich hier in dieser ländlichen Abgeschiedenheit passende Ehemänner für euch Mädchen auftreiben soll, weiß ich wirklich nicht. Vielleicht spreche ich die Dinge eindeutiger aus, als es Papa recht wäre, aber du bist ein vernünftiges Mädchen, Arabella, und ich habe keine Bedenken, vor dir offen zu sein. Wenn es mir gelingt, dich gut unterzubringen, so wirst du deine Schwestern in die Gesellschaft einführen und, falls du das Glück haben solltest, einen Mann in guter gesellschaftlicher Stellung zu heiraten, sogar in der Lage sein, Bertram zu seinem Patent zu verhelfen. Ich meine natürlich nicht, daß dein Gatte ihn einkaufen soll, nicht gerade das, aber vielleicht hat er Beziehungen zu den berittenen Garden oder etwas dergleichen.«
    Arabella nickte. Ihr war es nichts Neues, daß von ihr, der ältesten von vier Schwestern, eine vorteilhafte Heirat erwartet wurde. Es war eben ihre Pflicht, so zu handeln.
    »Mama«, sagte sie ernst, »ich will versuchen, dich nicht zu enttäuschen.«

2
    Es war unter allen Kindern des Vikars abgemacht, daß Mama Wunder vollbracht haben mußte, um von Papa die Erlaubnis zu Arabellas Reise nach London zu erwirken. In seinen Augen gab es kaum etwas Verwerflicheres als Eitelkeit und Vergnügungssucht; und obwohl er nie etwas dagegen hatte, daß Mama Arabella und Sophia zu den Reunions in Harrowgate brachte, sich sogar gelegentlich wohlwollend für ihre Ballkleider interessiert hatte, liebte er es doch, zu betonen, daß solche an sich unschuldige Zerstreuungen den Charakter des tugendhaftesten Frauenzimmers unfehlbar verderben mußten, wenn man die Freude an ihnen übertrieb. Der Vikar selbst machte sich nichts aus Geselligkeit und ließ sich oft recht abschätzig über das nutzlose und frivole Leben der Modedamen vernehmen. An einem guten Scherz konnte er sein Vergnügen haben, aber Leichtsinn verabscheute er, leeres Geschwätz war ihm unerträglich, und sobald ein Gespräch sich
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