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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella
Autoren: Georgette Heyer
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alltäglichen Gegenständen zuwandte, gab er ihm sofort eine geziemendere Richtung.
    Daß Lady Bridlington Arabella einlud, war für den Vikar keine Überraschung. Er wußte, daß Mrs. Tallant mit ihrer Jugendfreundin korrespondierte, und wenn er auch das Hauptmotiv, um dessentwillen seine Tochter in die Gesellschaft eingeführt werden sollte, nicht gerade billigte, hatten andere Argumente, die geltend gemacht wurden, doch ihr Gewicht.
    »Mein lieber Mr. Tallant«, sagte seine Frau, »über die Vorteile einer guten Partie brauchen wir doch wirklich keine Worte zu verlieren. Auch du kannst nicht abstreiten, daß Arabella ein ungewöhnlich hübsches Mädchen ist.«
    Mr. Tallant räumte das ein und fügte nachdenklich hinzu, daß Arabella ihn oft, sogar gegen seinen Willen, daran erinnere, wie ihre Mutter im gleichen Alter ausgesehen habe. Mrs. Tallant war nicht unempfindlich für solche Schmeichelei: sie errötete, sah ihn ein wenig schelmisch an, sagte aber dann, er möge sie nicht »auf den Arm nehmen« (ein Ausdruck, den sie von ihren Söhnen aufgeschnappt hatte).
    »Ich möchte dir nur klarmachen, Mr. Tallant«, erklärte sie, »daß Arabella geeignet ist, sich in den allerbesten Kreisen zu bewegen.«
    »Liebste«, erwiderte der Vikar und warf ihr einen seiner spöttischen Blicke zu, »wenn ich das ernst nähme, möchte ich es vielleicht für meine Pflicht halten, dir auseinanderzusetzen, daß ein derartiger Ehrgeiz, sich in den besten Kreisen zu bewegen, wie du das nennst, keinesfalls ein Ideal ist, das ich für eine meiner Töchter erstrebenswert hielte. Da ich aber überzeugt bin, daß du noch eine Unmenge anderer Argumente vorzubringen hast, so will ich um des lieben Friedens willen stillhalten und bitte dich bloß, in deiner Rede fortzufahren.«
    »Nun ja«, sagte Mrs. Tallant ernst, »ich stelle mir vor – du mußt mich eben eines Besseren belehren, wenn ich irren sollte –, daß du eine Verbindung mit den Draytons in Knaresborough nicht gerade begrüßen würdest.«
    Der Vikar sah seine Gattin verwundert an.
    »Der junge Joseph Drayton schenkt Arabella neuerdings seine besondere Aufmerksamkeit«, sagte Mrs. Tallant gedämpft. Die Wirkung dieser Mitteilung entging ihr nicht, und so fuhr sie ermutigt fort: »Ich bin mir natürlich darüber im klaren, daß er hier für eine Partie gilt, denn er wird das Vermögen seines Vaters erben.«
    Jetzt ließ sich der Vikar zu einer geradezu unchristlichen Äußerung hinreißen. »So etwas würde ich nie dulden! Er riecht ja nach dem Gewürzladen!«
    »Wahrhaftig«, bestätigte Mrs. Tallant, »aber seit sechs Monaten bemüht er sich um Arabella.«
    »Willst du etwa behaupten, daß eine meiner Töchter solche Aufmerksamkeit ermutigt?«
    »Keinesfalls! Ebensowenig wie sie die Aufmerksamkeit des Kuraten ermutigt oder den jungen Dewsbury, Alfred Hitchin, Humphrey Finchley und ein Dutzend andere. Arabella, mein Lieber, ist die gefeiertste Schönheit weit und breit.«
    »Du lieber Himmel«, sagte der Vikar und schüttelte verwundert den Kopf. »Ich muß zugeben, daß mir keiner dieser jungen Gentlemen als Schwiegersohn willkommen wäre.«
    »So hegst du vielleicht die Hoffnung, daß Arabella ihren Cousin Tom heiratet?«
    »Nichts läge mir ferner«, wehrte der Vikar heftig ab. Doch mäßigte er sich sofort wieder und fügte in ruhigerem Ton hinzu: »Mein Bruder ist ein sehr würdiger Mann, seinem Niveau angemessen, und ich wünsche seinen Kindern nur das Beste; doch ist es aus Gründen, die ich wohl nicht aufzuzählen brauche, keineswegs mein Trachten, meine Töchter mit ihren Vettern vermählt zu sehen. Übrigens bin ich überzeugt, daß er für Tom und Algernon anderes plant.«
    »Bestimmt«, bestätigte Mrs. Tallant mit Überzeugung. »Er wünscht sich Erbinnen für sie.«
    Der Vikar warf ihr einen ungläubigen Blick zu. »Und hat meine Tochter für einen dieser jungen Menschen Zuneigung bekundet?« fragte er.
    »Ich glaube nicht. Zumindest zieht sie keinen von beiden besonders vor. Wenn aber ein junges Mädchen keine anderen Gentlemen zu sehen bekommt als jene, die ihr nicht von der Seite gehen, seit sie den Kinderschuhen entwachsen ist, mein lieber Mr. Tallant, was soll da herauskommen? Der junge Drayton verfügt über ein ansehnliches Vermögen. Ich will nicht sagen, daß Arabella an solche Dinge denkt, aber es ist nun einmal so, man kann das nicht abstreiten: ein Mann, der einen hübschen Wagen fährt und einem jungen Frauenzimmer alle möglichen kleinen
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