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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella
Autoren: Georgette Heyer
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wenn sie Luft zu schnappen geruht; zwei stehen hinter ihr auf dem Wagentritt; und ein volles Dutzend bilden Spalier, sooft sie Gäste empfängt. Wenn Arabella zu uns zurückkommt, weiß sie gar nicht mehr, wie man sein Taschentuch selber aufhebt, merk dir das!«
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sie sich in einem solchen Hause bewegt«, sagte Betsy ungläubig.
    »Ich auch nicht«, murmelte Arabella.
    »Sie wird sich dort genau so bewegen, liebes Kind, wie hier«, sagte der Vikar.
    Schweigen folgte dieser Zurechtweisung. Bertram schnitt über den Tisch hinweg Arabella eine Fratze, und Harry stieß sie mit dem Ellbogen in die Rippen. Margaret, die inzwischen über die Worte des Vaters nachgesonnen, sagte schließlich: »Ja, Papa, aber ganz kann ich mir das doch nicht vorstellen. Alles muß so ganz anders sein, als wir es gewöhnt sind. Vielleicht wird sie sogar jeden Abend ein Gesellschaftskleid tragen müssen, und bestimmt wird man von ihr nicht erwarten, daß sie beim Backen, beim Bügeln und beim Hühnerfüttern oder dergleichen hilft.«
    »Das war es auch nicht, was ich gemeint habe, meine Liebe«, erwiderte der Vikar, Einhalt gebietend.
    »Wird sie überhaupt nichts tun müssen?« erkundigte sich Betsy. »Ach, wenn ich doch auch eine reiche Patin hätte!«
    Diese unpassende Bemerkung trug ihr einen ärgerlichen Blick des Vikars ein. Die Vorstellung, daß eine seiner Töchter sich ausschließlich dem Vergnügen hingab, war ihm keinesfalls angenehm. Unwillige Blicke wurden auf Betsy gerichtet, deren Ungeschick eine Predigt über das Laster der Eitelkeit auf sie alle herabzubeschwören drohte; doch bevor der Vikar noch den Mund auftat, griff Mrs. Tallant ein, hieß Betsy schweigen und sagte gutlaunig: »Nun, Papa ist bestimmt auch der Meinung, daß Arabella ein gutes Mädchen ist und ein solches Vergnügen mehr verdient als irgendeine von euch. Gewiß weiß ich noch nicht recht, wie ich mich ohne sie behelfen soll, denn wenn es hier etwas zu tun gibt, kann ich mich immer auf sie verlassen. Und was. dabei die Hauptsache ist, das will ich euch allen sagen – nie zeigt sie ein trotziges Gesicht oder beklagt sich, daß irgendeine Arbeit ihr lästig ist! Nie ist sie verdrießlich, weil sie ein altes Kleid ausbessern soll, statt ein neues zu bekommen.«
    Es konnte kaum erwartet werden, daß diese geschickt angebrachte Lektion den drei jungen Damen, für die sie bestimmt war, sonderlich gefiel, aber sie hatte dafür eine besänftigende Wirkung auf die Stimmung des Vikars. Er warf Arabella, die sich errötend über den Teller gebeugt hatte, einen Blick zu und sagte freundlich: »Nun, ich möchte auch meinen, daß wir alle ihr weder Verstand noch Gefühl absprechen.« Arabella blickte, Tränen in den Augen, auf. Er lächelte und fuhr scherzend fort: »Und wenn sie ihre Zunge nicht laufen läßt wie ein Mühlrad, wenn sie nicht Ausdrücke gebraucht, die sie, möchte ich fast vermuten, von ihren Brüdern aufgeschnappt hat, auch nicht wie ein Wildfang auf Streiche aus ist, dann will ich mich der Hoffnung hingeben, von Lady Bridlington keinen Tadel über ihr Benehmen in London zu hören.«
    Die Kinder des Vikars waren so herzensfroh, einer seiner Predigten entgangen zu sein, daß sein harmloser Scherz mit schmeichelhaftem Beifall aufgenommen wurde. Bertram nahm die Gelegenheit des allgemeinen Gelächters wahr, um Betsy zuzuflüstern, wenn sie nur einmal noch den Mund auftäte, würde er sie morgen im Ententeich ersäufen; dieses Versprechen schüchterte sie so ein, daß sie die ganze übrige Zeit hindurch den Mund hielt. Sophia bat den Papa um die Erklärung einer Stelle, die sie in Sir John Malcolms »Geschichte Persiens« gelesen; der Vikar, dessen einziger Verschwendungstrieb auf die Anschaffung von Büchern gerichtet war, hatte dieses Werk jüngst seiner Bibliothek einverleibt. Der Gedanke Sophias erwies sich als glücklich. Während ihre Altersgenossen sie verblüfft ansahen, fing der Vikar sofort Feuer, äußerte sich ausführlich zum Gegenstand, vergaß darüber die Probleme des Augenblicks und fügte seinen übrigen Kindern nur die Kränkung zu, im Aufstehen zu erklären, er wäre froh, daß wenigstens eine seiner Töchter Verständnis für Gelehrsamkeit aufbrächte.
    »Dabei hat Sophy nicht ein Wort in dem Buch gelesen«, sagte Bertram voll Bitterkeit, als er und seine beiden älteren Schwestern später nach einer Vorlesung aus Sir John Malcoms beachtlichem Werk in das Sanktuarium des Zimmers der Mädchen
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