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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella
Autoren: Georgette Heyer
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Aufmerksamkeiten bietet, erlangt einen Vorteil über seine Rivalen.«
    Ein vielsagendes Schweigen folgte, während sich dieser Gedanke im Gehirn des Vikars verankerte. Schließlich sagte er fast traurig: »Ich hatte mich der Hoffnung hingegeben, daß sich eines Tages von selbst eine Partie bieten würde, ein Bewerber, dem ich Arabella mit dankbarem Herzen anvertrauen könnte.«
    Mrs. Tallant warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. »Schön und gut, aber es wäre recht unsinnig anzunehmen, daß derlei geschieht, wenn man nichts dazu beiträgt! Wünschenswerte Partien kommen einem hier auf dem Lande nicht auf Zauberflügeln ins Haus geflogen: man muß in die Welt hinausgehen, um sie zu finden.« Sie sah, daß sich das Gesicht des Vikars schmerzlich verzog, und lachte auf. »Sag jetzt nicht, daß es bei uns anders war, denn du weißt recht gut, daß ich dich auch auf einer Gesellschaft in York kennengelernt habe. Zugegeben, meine Mama hat mich nicht gerade dahin gebracht, damit ich mich in dich verliebe, aber du mußt einräumen, daß du mich nie kennengelernt hättest, wenn ich zu Hause gesessen und auf dich gewartet hätte.«
    Er schmunzelte. »Du hast eine Art, Argumente vorzubringen, die einem das Antworten schwer macht, Liebste. Dennoch gefällt mir die Sache nicht recht. Arabella ist gewiß ein wohlerzogenes Mädchen, aber sie ist noch sehr jung, und manchmal beunruhigt mich der Gedanke, daß sie, wenn es ihr an weiser Führung fehlt, Unziemliches tun könnte. Unter Lady Bridlingtons Dach wird sie, fürchte ich, ein Leben planloser Zerstreuungen führen, das sie vielleicht für vernünftigen Umgang recht ungeeignet macht.«
    »Verlaß dich auf mich«, beschwichtigte ihn Mrs. Tallant, »sie ist viel zu brav, als daß wir uns da Sorgen zu machen brauchten. Sie ist zu vernünftigen Anschauungen erzogen und wird schon nicht den Kopf verlieren. Natürlich kann sie auch sehr ausgelassen sein, eben weil sie bis jetzt nicht den Vorteil genossen hat, in der Stadt den letzten Schliff zu erhalten. Gewiß wird ihr eine im Hause Bella Bridlingtons verbrachte Season zu einer gewissen Weltgewandtheit verhelfen. Und wenn – beachte das wohl, ich sage: wenn – kurz, wenn sich dabei eine günstige Chance ergibt, wirst du selbst so froh sein wie nur irgendeiner.«
    »Gewiß wäre es mir lieb, wenn ich sie gut untergebracht wüßte, als Frau eines respektablen Mannes.«
    »Nicht als Frau des jungen Dewsbury«, warf Mrs. Tallant ein.
    »Bestimmt! Ich könnte mir nicht denken, daß eines meiner Kinder mit einem Mann glücklich würde, den ich – so unlieb mir solche Gedanken auch sind – reichlich vulgär finde.«
    »Wenn dem so ist«, sagte Mrs. Tallant und stand frohgemut auf, »will ich Lady Bridlington schreiben, daß wir ihre freundliche Einladung annehmen.«
    »Du mußt tun, was du für richtig hältst«, sagte er. »Ich habe dir nie dareingeredet, wenn du für deine Töchter etwas richtig fandest.«
    So kam es, daß der Vikar, als er an diesem denkwürdigen Tag um vier Uhr zum Dinner erschien, seine Familie durch eine scherzhafte Anspielung auf Arabellas geplante Reise überraschte. Nicht einmal Betsy hätte es gewagt, ein Wort darüber zu verlieren, denn es wurde allgemein angenommen, daß er den Gedanken mißbilligen würde. Nachdem aber das Tischgebet gesprochen war und die Familie sich um den langen Tisch gereiht hatte, begann Arabella das Huhn recht ungeschickt zu tranchieren; der Vikar, der seine eigenen Bemühungen unterbrach und sah, wie sie einen recht lädierten Hühnerflügel auf den Teller legte, sagte zwinkernd: »Nun, Arabella wird Unterricht im Tranchieren nehmen müssen, bevor sie in Gesellschaft geht, sonst blamiert sie uns alle mit ihrer Ungeschicklichkeit. Es wird keinen guten Eindruck machen, Liebste, wenn du ein Gericht in den Schoß deines Nachbarn bugsierst, und gerade das scheinst du im Moment tun zu wollen!«
    Arabella protestierte errötend. Sophia erholte sich als erste von dem Schrecken, Papa so gutlaunig über den Londoner Plan sprechen zu hören, und sagte: »Ach, Papa, das bedeutet sicher nichts. Ich möchte zehn zu eins wetten, daß in großen Häusern alles mundgerecht von Lakaien serviert wird.«
    »Gut, Sophia, du hast mich eines Besseren belehrt«, sagte der Vikar trocken.
    »Gibt es bei Lady Bridlington viele Diener?« erkundigte sich Betsy, die von dem Gedanken an solche Opulenz bezaubert war.
    »Hinter jedem Stuhl steht einer«, erwiderte Bertram. »Einer geht immer hinter Arabella drein,
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