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Schweine zuechten in Nazareth

Titel: Schweine zuechten in Nazareth
Autoren: Amanda Sthers
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Harry Rosenmerck an Rabbi Moshe Cattan
    Nazareth, 1. April 2009
    Sehr geehrter Rabbi,
    seitichbeschlossenhabe,nachIsraelzuziehen,umSchweinezuzüchten,habeichalleIhreInstruktionenbefolgt.IchhabedieTiereaufPfahlkonstruktionenuntergebracht,wiebeidenHawaiianern,direktüberdemMeer.Niehatauchnur ein SchweinefußdasHeiligeLandbetretenundwirdesauchinZukunftnichttun.Esseidenn,Sieerklärensichdamiteinverstanden,siefürdieJagdaufTerroristenzuverwenden.(ImÜbrigenhabeichinder New York Times desletztenMonatseinenSoldatenderisraelischenStreitkräftemiteinemSchweinanderLeinegesehenund,ganzehrlich,ichfinde,dasmachtunserenRufalshartgesotteneKerlekaputt!)
    Ich bin ein Mann, der die Religion respektiert, auch wenn ich sie kaum praktiziere, und nie hatte ich die Absicht, Sie zu kränken.
    Daher finde ich Ihren Brief ein wenig hart, und mich als »Hundesohn« zu beschimpfen, wird nichts an der Tatsache ändern, dass sich die israelischen Juden weiterhin mit Bauchspeck vollstopfen und dass ich ihn ihnen weiterhin verkaufe, in einem einzigen Restaurant in Tel Aviv übrigens. Ich für meinen Teil esse so was nicht, das ist mir zu viel Fett für meinen auch so schon überhöhten Cholesterinspiegel, und ich versuche ja auch nur, über die Runden zu kommen. Wenn ich ihnen kein Schweinefleisch verkaufe, werden sie es sich bei einem Goi holen. Die Eier mit Speck stehen auf der Speisekarte, Sie werden nichts daran ändern können. Die Leute finden das schick, wie Poule au pot oder Froschschenkel …
    Wie ging nochmal diese Geschichte mit Schweineblut, Herr Rabbi? Erinnern Sie sich noch an die glorreiche Idee, das in Beutel abgefüllte Blut in städtischen Bussen verteilt aufzuhängen, damit die Terroristen, die sich in die Luft sprengen möchten, damit besprenkelt und unrein würden, auf dass das Paradies mit seinen zweiundsiebzig Jungfrauen ihnen verwehrt werde?
    Wenn Sie es für mich hinbekämen, einen Vertrag mit den öffentlichen Verkehrsbetrieben an Land zu ziehen, müsste ich keinen Schweinespeck mehr verkaufen müssen.
    Ich hätte gedacht, dass gerade Sie, mit Ihren politischen Ansichten, die sich von denen der anderen Rabbiner so wohltuend unterscheiden, und mit Ihrer geistigen Offenheit, Verständnis für mich hätten.
    Kurzum, ich hätte Ihnen tausend Dinge zu sagen, die nichts mit Schweinezucht zu tun haben, aber ich weiß, wie beschäftigt Sie sind, daher werde ich Ihre Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen und möchte hiermit erneut meinem tiefsten Respekt Ausdruck verleihen,
    Harry Rosenmerck

Rabbi Moshe Cattan an Harry Rosenmerck
    Nazareth, 3. April 2009
    Sehr geehrter Herr Rosenmerck,
    entweder halten Sie mich für einen Idioten oder Sie sind selbst einer. Es könnte auch sein, dass beides zutrifft und Sie von einer der beiden Tatsachen gar nichts wissen. Können Sie mir folgen?
    Ach, Herr Rosenmerck!
    Kommen Sie doch mal bei mir vorbei. Wir werden uns über den Talmud unterhalten und ich bringe Ihnen den Glauben zurück, der anscheinend einer merkantilen, ultra-kapitalistischen Gläubigkeit gewichen ist. Ich werde Ihnen Punkt für Punkt in aller Kürze antworten, denn das Pessachfest rückt näher und ich habe viel zu tun.
    1. Wenn jeder so denken würde wie Sie, gäbe es keine Moral mehr. Kein Gut mehr, kein Böse. Die Möglichkeit, dass ein Anderer Speck an USAVIV , dieses Restaurant für Degenerierte, verkaufen würde, befreit Sie nicht von dieser Sünde. Wenn Sie in einem Raum sind, in dem sich ein vor Hunger sterbendes Kind befindet, in Gesellschaft von neun weiteren Menschen, und Sie essen sein letztes Stück Brot – dann können sie sich nicht damit rausreden, dass es sonst einer dieser Neun getan hätte: Sie waren es, SIE allein, der dieses Kind getötet hat.
    2.SeitLangemschonglaubendiesearmenPalästinenser,diesichinBussenvollerSchulkinderindieLuftsprengen,annichtsmehrundnochwenigeranJungfrauen,diesieimParadieserwartenwürden.SiebezahlenganzeinfachmitihremLebendieVersorgungihrerFamilien,dasssieeinanständigesDachüberdemKopfhabenundsichsatt essenkönnen.
    Sie können Ihr Schweineblut behalten. Besser wäre es, die Steine aus unserer Trennmauer herauszubrechen. Nicht, um sie uns gegenseitig an den Kopf zu werfen, sondern um den Menschen anständige Häuser zu bauen.
    3. Wenn Israel Wert darauf legen würde, was die NY Times und die anderen so denken, hätte es sich schon
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