Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
Sache schon geklärt. Du fährst für die Season nach London.«
    »Ach, wenn es nur so wäre!« seufzte Arabella zitternd.
    Harry, der das Knotenschürzen aufgegeben hatte, um einen Kopfstand zu versuchen, verlor das Gleichgewicht und rollte auf den Boden, riß dabei einen Stuhl, Sophias Handarbeitskörbchen und einen Kaminschirm, den Margaret gerade bemalt hatte, als sie der größeren Anziehungskraft des Ladies’ Monthly Museum erlag, mit sich. Die Schwestern baten ihn zwar, kein solcher Affe zu sein, äußerten aber sonst nichts über seine Ungeschicklichkeit. Er kam wieder auf die Beine und erklärte unwirsch, nur ein Mädchen könne wegen einer Fahrt nach London soviel Aufhebens machen. »So eine Belanglosigkeit! Möchte nur wissen, was ihr euch einbildet! Was wirst du dort schon groß anfangen?«
    »Ach, Harry, wie kannst du nur so dummes Zeug zusammenreden? Denk doch nur, Theater, Bälle, Gesellschaften!« brachte Arabella hervor.
    »Und ich habe mir eingebildet, daß du nach London fährst, um eine gute Partie zu machen«, sagte Betsy. »Und das hat auch Mama gesagt, ich habe es selber gehört.«
    »Jedenfalls war es nicht schicklich, zu lauschen«, bemerkte Sophia verweisend.
    »Was ist eigentlich eine gute Partie?« fragte Harry und begann mit ein paar Spulen Nähseide, die aus dem Arbeitskörbchen auf den Boden gerollt waren, artistische Kunststücke zu vollführen.
    »Weiß ich nicht.«
    »Aber ich weiß es!« bot die Patientin ihr Wissen an. »Eine gute Partie ist eine glänzende Heirat. Und wenn Bella die gemacht hat, dann wird sie Sophy und Meg und mich nach London einladen, und wir alle werden reiche Männer finden.«
    »Darauf kannst du dich verlassen – das werde ich bestimmt nicht tun«, erklärte Arabella. »Dich wird keiner irgendwohin einladen, bevor du dir etwas besseres Betragen angeeignet hast.«
    »Nun, Mama hat das so gesagt«, argumentierte Betsy weinerlich, »und du mußt dir nicht einbilden, daß ich von so etwas gar nichts verstehe, weil – »
    Sophia fiel ihr ins Wort: »Wenn du nicht willst, Betsy, daß ich Papa auf der Stelle erzähle, wie sehr es dir an Zartsinn und Anstand fehlt, dann rate ich dir, sofort ins Babyzimmer zu verschwinden – dahin gehörst du!«
    Diese Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht. Betsy murmelte etwas, wovon nur zu verstehen war, daß ihre Schwestern abscheuliche Dinger wären, und trat, ihren Schal hinter sich herziehend, den Bückzug an.
    »Man muß ihr die Kränklichkeit zugute halten«, sagte Arabella wohlmeinend.
    »Ein vorlauter Fratz ist sie«, erwiderte Sophy. »Man könnte schon etwas mehr… angemessene Denkweise von ihr erwarten! Ach, Bella, wenn du wenigstens das Glück hättest, eine gute Partie zu machen! Falls Lady Bridlington dich wirklich in die Gesellschaft einführt, muß dir das gelingen! Denn du bist wirklich bei weitem das hübscheste Mädchen, das ich je gesehen habe!« fügte sie großmütig hinzu.
    »Puh!« sagte Harry, um auch sein Scherflein zur Unterhaltung beizutragen.
    »Nun ja«, meinte Margaret, »aber wenn sie dazu Diamantenknöpfe, Tiara und… diese anderen Dinger, von denen du gesprochen hast, braucht, dann weiß ich wirklich nicht, wie das zustande kommen soll.«
    Düsteres Schweigen folgte diesen Worten. Sophia war die erste, die wieder Worte fand. »Irgendwie muß man das eben zuwege bringen«, erklärte sie entschlossen.
    Darauf wußte niemand eine Antwort. Arabella und Margaret schienen ernstlich darüber nachzudenken; Harry hatte eine Schere gefunden und schnitt Stopfwolle in kleine Stückchen. Mitten in dieses versonnene Schweigen brach ein junger Gentleman, der just an der Schwelle zwischen Jünglingsalter und Mannheit stand. Er war ein hübscher Mensch, heller als seine ältere Schwester, aber ihr im Wesen verwandt; die beunruhigende Höhe seines Kragens und die etwas gewollte Unordnung, in der er sein lockiges, kastanienbraunes Haar trug, deuteten an, daß er eine gewisse modische Art affektierte, die schon an Dandytum grenzte. Der Schneider aus Knaresborough, der sich der Kundschaft dieses jungen Herrn erfreute, konnte sich zwar gewiß nicht mit einem Weston oder Stultz messen, aber er hatte sein Bestes getan, und dabei waren ihm die untadeligen Proportionen seines Kunden zugute gekommen. Mr. Bertram Tallant wußte einen Rock mit Grazie zu tragen und verfügte über ein Paar elegant geformter Beine. Augenblicklich steckten sie in einer bocksledernen Kniehose, doch hatte ihr Besitzer auch gelbe Pantalons in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher