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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella
Autoren: Georgette Heyer
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in das Haus meiner Großmutter nach Wimbledon gebracht«, erwiderte er. »Sie ist eine sehr alte Dame, geht frühzeitig zu Bett, und so müssen Sie ihr verzeihen, daß sie nicht aufgeblieben ist, um Sie zu empfangen. Ich werde Sie ihr morgen früh vorstellen. Meine Tante, die mit ihr zusammenlebt, wäre unzweifelhaft aufgeblieben, um Sie zu begrüßen, doch ist sie vor ein paar Tagen für kurze Zeit zu einer ihrer Schwestern gefahren.«
    »Das Haus Ihrer Großmutter!« rief Arabella und sprang auf. »Mein Gott, warum bringen Sie mich hierher, Mister Beaumaris?«
    »Nun ja«, erklärte er, »ich hatte das Gefühl, daß Sie von Ihrem Plan einer Entführung abkommen könnten. Natürlich, wenn Sie auch noch nach einer durchschlafenen Nacht der Meinung wären, wir sollten nach Gretna Green fahren, dann würde ich Sie dahin bringen, welches immer Ulysses’ Ansprüche auf mich sein mögen. Was mich betrifft, so komme ich, je länger ich es bedenke, immer mehr zu der Überzeugung, daß wir den Glückwünschen unserer Freunde die Stirn bieten und unsere Verlobung in den Zeitungen in der üblichen Form bekanntgeben sollten.«
    »Mr. Beaumaris«, fiel Arabella ihm, blaß, aber entschlossen, ins Wort, »ich kann Sie nicht herraten. Ich begreife nicht, wie Sie wünschen können, mich zu heiraten und…«
    »Ich habe mein ganzes Vermögen auf der Börse verloren und muß es eiligst wiederherstellen«, erklärte er prompt.
    Arabella trat auf ihn zu, sah ihm ruhig in die Augen. »Ich besitze auf dieser ganzen Welt nicht einen Penny!«
    »In diesem Fall bleibt Ihnen allerdings nichts übrig«, erklärte Mr. Beaumaris gelassen, »Sie müssen mich einfach heiraten. Da wir jetzt beide endlich offen sprechen, will ich Ihnen gestehen, daß mein Vermögen noch intakt ist.«
    »Ich habe Sie getäuscht! Ich erbe gar nichts!« rief Arabella, die das Gefühl hatte, er könnte ihre Worte nicht ganz begriffen haben.
    »Sie haben mich nicht einen Moment lang getäuscht«, sagte Mr. Beaumaris mit einem Lächeln, das sie noch mehr zittern ließ.
    »Ich habe Sie belegen«, rief Arabella, entschlossen, ihn zur Einsicht ihrer Schändlichkeit zu bringen.
    »Höchst verständlich«, räumte Mr. Beaumaris ein. »Nur bin ich völlig uninteressiert, eine Erbin zu erobern.«
    »Mr. Beaumaris, ganz London hält mich für eine reiche Frau!«
    »Ja, und da ganz London bei diesem Glauben bleiben soll, haben Sie, wie ich Ihnen bereits auseinandersetzte, keine andere Wahl: Sie müssen mich heiraten. Mein Vermögen ist erfreulicherweise groß genug, man wird Ihren Mangel an Geld nicht bemerken.«
    »Oh, warum haben Sie mir nicht gesagt, daß Sie die Wahrheit wußten?« rief sie, die Hände ringend.
    »Meine Teuerste, warum haben Sie mir nicht vertraut, als ich Ihnen doch sagte, daß Sie es tun dürften? Die ganze Zeit über habe ich die Hoffnung nicht verloren, daß Sie schließlich doch Vertrauen zu mir fassen würden, und zuletzt habe ich, wie Sie sehen, doch recht gehabt. So sicher war ich, daß Sie im letzten Moment doch nicht auf diese merkwürdige Art mit mir durchbrennen würden, daß ich gestern zu meiner Großmutter fuhr und ihr die ganze Geschichte erzählte. Sie hat sich köstlich amüsiert und mir befohlen, Sie hierherzubringen, damit Sie ein paar Tage bei ihr bleiben. Ich hoffe, Sie haben keinen Einwand dagegen. Meine Großmutter ist der Schrecken aller Leute, aber Sie werden bei dieser harten Prüfung immerhin meine Hilfe haben.«
    Arabella wandte sich mit bebenden Lippen und schwimmenden Augen von ihm ab. »Es ist schlimmer, als Sie ahnen«, brachte sie hervor. »Wenn Sie die Wahrheit wüßten, würden Sie mich nicht mehr heiraten wollen. Ich war nicht nur unwahrhaftig, ich war schamlos! Ich kann Sie nie heiraten, Mr. Beaumaris!«
    »Das ist allerdings peinlich«, gestand er, »denn ich habe nicht nur die Verlobungsanzeige an die Gazette und die Morning Post geschickt, sondern auch die Einwilligung Ihres Vaters erlangt.«
    Sie fuhr herum und starrte ihn fassungslos an. »Die Einwilligung meines Vaters?« wiederholte sie ungläubig.
    »Mein Gott, es ist so gebräuchlich«, erklärte Mr. Beaumaris entschuldigend.
    »Aber Sie kennen meinen Vater doch gar nicht!«
    »Ganz im Gegenteil, ich habe vorige Woche seine Bekanntschaft gemacht und verbrachte zwei sehr angenehme Tage in Heythram.«
    »Aber… also hat Lady Bridlington Ihnen alles gesagt?«
    »Nein, nicht Lady Bridlington. Ihr Bruder ließ sich gelegentlich den Namen Ihres Heimatortes
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