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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella
Autoren: Georgette Heyer
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an der Loge vorbeikamen; und da seine Mutter gelegentlich ermutigend Stichworte gab, Mr. Beaumaris aber die Selbstentäußerung übte, keines seiner berühmten Spottworte zu verlieren, war er in bester Laune und bedauerte es nur, als der Gastgeber anregte, Miss Tallant werde wohl das Feuerwerk sehen wollen.
    Er erhielt die Erlaubnis, Arabella an einen Platz zu führen, von dem die Aussicht besonders günstig war, während Mr. Beaumaris mit Lady Bridlington folgte; als er aber schließlich zwei vortreffliche Plätze gefunden hatte, fand er sich, wie, das hätte er nicht zu sagen gewußt, beiseite geschoben und mußte sich um seine Mama kümmern, der dieser Platz nicht behagte und die einen anderen wünschte, wo ihr die Aussicht nicht durch den Straußfedernhut einer Dame verstellt wurde.
    Arabella vergaß vor Entzücken sofort all ihre Sorgen und klatschte vor Freude in die Hände, als die Raketen himmelwärts surrten und in ein Sterngeflirr zerbarsten. Mr. Beaumaris, allzu sehr an derartige Darbietungen gewöhnt, fand mehr Vergnügen daran, ihr fassungsloses Entzücken zu beobachten; nachdem aber dann die ersten Raketensätze verschossen waren, warf er einen Blick auf die Uhr und sagte freundlich: »Gehen wir jetzt, Miss Tallant?«
    Diese Worte brachten sie mit einem Schlag auf die Erde zurück. Sie mußte eine Regung unterdrücken, ihm zu sagen, daß sie sich eines anderen besonnen hätte; und sie hatte es nötig, sich noch einmal all den Jammer des armen Bertram deutlich vor Augen zu halten. So zog sie den Taftüberwurf um die Schultern und sagte nervös: »Ach ja, ist es schon Zeit? Gut, dann gehen wir gleich!«
    Es war gar nicht schwer, sich aus einem Gedränge von Leuten fortzustehlen, die gespannt die Entfaltung eines riesigen Katharinenrades verfolgten; Arabella legte ihre kalte Hand auf Mr. Beaumaris’ Arm und folgte ihm durch eine Allee am Neptunsbrunnen vorbei, der aufs geschmackvollste illuminiert war, durch eine der Kolonnaden zum Eingang an der Landseite. Einige Fahrzeuge warteten hier auf ihre Eigentümer, darunter Mr. Beaumaris’ Reisewagen mit seinem Leibkutscher und einem Postillon. Keiner dieser Leute zeigte die geringste Überraschung, am Arm ihres Herrn eine Dame zu bemerken, und obwohl Arabella zu verlegen war, um auch nur die Augen aufzuschlagen, empfand sie doch deutlich, daß die Leute sich betrugen, als wäre eine Entführung ihr alltägliches Geschäft. Kaum waren sie ihres Herrn ansichtig geworden, so vollzog sich alles blitzschnell und programmgemäß; die Decken wurden von den Rücken der edlen Vollblutpferde gezogen, der Wagentritt wurde herabgelassen, der Schlag geöffnet, und Mr. Beaumaris half seiner Braut in den luxuriösen Wagen. So wenig Zeit war darüber vergangen, daß Arabella nicht einmal dazu kam, sich mit einem Blick davon zu überzeugen, ob hinten im Wagen Gepäck verstaut war. Mister Beaumaris verlor nur einen Augenblick, dem Kutscher ein Wort zuzuraunen, dann stieg er ein und nahm auf dem behaglich gepolsterten Sitz neben Arabella Platz; der Schlag wurde geschlossen, der Postillon schwang sich in den Sattel, und die Equipage setzte sich in Bewegung.
    Mr. Beaumaris zog eine weiche Decke über Arabellas Knie und sagte: »Ich habe einen wärmeren Mantel bereit: darf ich ihn Ihnen um die Schultern legen?«
    »Ach nein, danke! Mir ist gar nicht kalt«, antwortete Arabella nervös.
    Er nahm ihre Hand und küßte sie. Nach einem kurzen Augenblick zog sie die Hand zurück und überlegte verzweifelt, was zu sagen wäre, um über die Spannung des Augenblicks hinwegzukommen.
    »Ihr Wagen ist wirklich sehr gut gefedert, Sir«, brachte sie schließlich hervor.
    »Es freut mich, daß Sie an ihm Gefallen finden«, erwiderte er höflich. »Ich hatte nicht vergessen, daß wir in unserem Abscheu gegen Mietwagen durchaus gleicher Meinung waren.«
    »Ja, waren wir das?« zweifelte sie. »Ich meine…«
    »Wir tauschten unsere Ansichten über die einzig erträgliche Art zu reisen bei unserer ersten Begegnung aus«, erinnerte sie Mr. Beaumaris.
    Diese Erwähnung verschlug ihr vollends die Rede. Doch drängte Mr. Beaumaris verständnisvoll auf keine Erwiderung, sondern plauderte über das Konzert, das sie gehört hatten. Arabella, die einige Momente lang von einer wahren Panik erfaßt war, weil sie sich mit ihrem Verlobten in einem Reisewagen eingeschlossen fand, unbekannten und vermutlich fernen Zielen zustrebend, wußte ihm innigen Dank dafür, daß er sich benahm, als ob er sie von
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