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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella
Autoren: Georgette Heyer
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sprechen?«
    »Ich bin nicht nur überzeugt, daß Sie es nicht sollen, ich verbiete Ihnen ausdrücklich, ein Wort darüber zu verlieren.«
    »Ich… ich täusche ihn nicht gern«, gestand Bertram scheu. »Sehen Sie…«
    »Natürlich tun Sie es nicht gern, und Ihre Bereitschaft, Buße zu tun, wird für Ihre Besserung sehr vorteilhaft sein. Im übrigen waren Sie mit Scunthorpe in Berkshire. Merken Sie sich das. Sie sind nicht in die Nähe von London gekommen.« Er stand auf und bot ihm die Hand. »Jetzt muß ich gehen. Und reden Sie sich nicht ein, Sie hätten alle zehn Gebote Gottes gebrochen! Sie haben nur getan, was vier von fünf jungen Narren tun, wenn man sie auf London losläßt. Bei der Gelegenheit haben Sie einige kostbare Erfahrungen gemacht, und wenn Sie nächstesmal nach London kommen, werden Sie viel geschickter sein.«
    »Ich werde mich nie wieder in London blicken lassen«, sagte Bertram abgeklärt. »Aber ich danke Ihnen.«
    »Unsinn! Nach ein paar Jahren beim Regiment werden Sie ein kecker Hauptmann sein, mit einem famosen Soldatenschnurrbart: da erkennt Sie dann keiner. Übrigens brauchen Sie von Ihrer Schwester nicht Abschied zu nehmen: sie hat heute alle Hände voll zu tun. Ich werde ihr sagen, daß Sie heil nach Yorkshire abgereist sind. Ulysses, kratz dich nicht! Versuch doch, meiner ein wenig würdig zu sein! Ja, wir gehen jetzt, aber es ist ganz unnötig und höchst unhöflich, seine Freude darüber mit solchen Bocksprüngen zum Ausdruck zu bringen!« Er zog die Handschuhe an, ging zur Tür, besann sich noch einmal und schob die Hand in die Rocktasche. »Der Umgang mit diesem Hund… er war früher vermutlich der Kumpan jedes Strolchs in der Stadt… untergräbt meine Moral. Ihre Uhr, Bertram!«

17
    MR . BEAUMARIS ’ FOLGENDE MASSHEGELN , die er in der kurzen Zeit vor der Entführung traf, waren viele und mannigfache; es waren darin die präzisesten Instruktionen für den Kutscher und den Postillon und eine Fahrt aus der Stadt eingeschlossen, und nur eines war seltsamerweise vergessen: Mr. Beaumaris unternahm keine Schritte, sich eine Heiratslizenz zu verschaffen, so daß man annehmen mußte, daß er eine Flucht über die Grenze und eine Trauung über dem Amboß von Gretna Green erwog, also ein Abweichen von den Regeln des guten Geschmacks, das jedem seiner Freunde, wofern einer etwas von Mr. Beaumaris’ geheimen Absichten geahnt hätte, unfaßlich erschienen wäre. Aber da niemand, der ihm begegnete, auch nur die geringste Absonderlichkeit an ihm bemerkte, zerbrach sich auch niemand außer seiner Braut über die Pläne, die er schmiedete, den Kopf.
    Es war natürlich, daß Arabella jeden Augenblick, den ihr die gesellschaftlichen Verpflichtungen frei ließen, in Grübelei verbrachte, aber da sie von der Art, wie hastige Ehen geschlossen werden, nichts wußte, machte ihr auch die Notwendigkeit einer Heiratslizenz keine Sorge. Wahrscheinlich nahm sie an, daß Mr. Beaumaris sie nach Gretna Green bringen würde, und nachdem sie sich einmal in die bittere Notwendigkeit gefunden, wollte sie ihre Gedanken auch nicht mehr damit beschäftigen. So romantisch ein solches Abenteuer auch sein mochte, konnte doch eine junge Lady, die, wie sie, in den Grundsätzen strengster Korrektheit erzogen war, an etwas dergleichen nicht denken, ohne das Gefühl zu haben, unwiderruflich in die Tiefen der Verderbtheit gesunken zu sein. Wie sie jemals ein solches Verhalten vor dem Papa rechtfertigen sollte, das war eine Frage, auf die es überhaupt keine Antwort gab. Nur der Gedanke, daß Bertrams Nöte dadurch behoben würden, hielt sie aufrecht. Sie benützte ein paar Minuten zwischen einem Baiionaufstieg und dem Umkleiden einem Galaball, um einige Zeilen an Bertram zu richten und ihm zu versichern, daß er nur geduldig noch ein paar Tage im »Hahn« zuwarten müsse, dann würde er unfehlbar all seiner Peinlichkeiten ledig sein.
    Mr. Beaumaris bekam sie, bis sie einander in den Vauxhall Gardens trafen, nicht zu sehen. Auf dem Ball, der am Vorabend ihrer Verabredung stattfand, zeigte er sich nicht, und sie wußte nicht recht zu sagen, ob es ihr lieb war oder nicht.
    Vielleicht war es ein Glück, daß Lady Bridlingtons Pläne für ihre Unterhaltung ihr so wenig Zeit zur Überlegung ließen. Eine Stunde der Besinnung, ungestört im eigenen Zimmer verbracht, war ihr nicht vergönnt. Und sie mochte noch so sehr versuchen, nach jenem glänzenden Ball wach zu bleiben, sie erwachte am nächsten Morgen doch erst, als Maria
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