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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung
Autoren: Erik Kellen
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Hilfe würde er auch nicht erwarten können, denn die Erdtrolle mieden Stein und dieser ganze Platz war daraus gemacht. Ein Pfeil sauste auf ihn zu. Es bedurfte nur einer kurzen Drehung, die die Eule ihm in die Muskeln schrieb, um auszuweichen. Seltsam erschien ihm das Fehlen der Wut, die ihn so regelmäßig in diesen Momenten überkommen hatte. Schlief sie? War sie fort, jetzt, da er sie nochmals dringend brauchte? Wo war sie? Es war ungewohnt, das alles mit solch klaren Gedanken zu erleben, die kühle Luft zu spüren und zu atmen, die Hitze in ihm, die alles anspannte und tausend Bewegungen bereits plante, bevor er auch nur an sie gedacht hatte.
    Die hohe Gestalt des Schmerzbringers kam und wollte ihn regelrecht über den Haufen rennen, als Liran sich zur Seite drehte, duckte und den rechten Arm nach hinten schwang. Nur an dem Widerstand merkte er, dass es schon vorbei war. In zwei Teile gespalten zuckte das Wesen nicht einmal mehr, als es über den Asphalt schlidderte und zersplittert liegen blieb. Überrascht sah er auf das Gladius in seiner Hand. Himmel, war das scharf! Wie in einem Tanzschritt drehte er sich wieder herum und hob das Schwert über seinen Kopf. Was war mit ihm los? Niemals in seinem Leben hatte er so anmutig und leicht eine Klinge geführt. Aus dem Wald drangen jetzt fürchterliche Geräusche. Hölzernes Klackern wurde von tiefem Brüllen erstickt. Schilde prallten aufeinander, Rufe schallten, Bäume ächzten.
    Plötzlich erzitterte die große Maschine in einer Wolke aus Gestank und Lichtern. Neben dem Krieger blitzten rote Lampen auf, die den Platz auf ein paar Meter in eine schaurige Landschaft verwandelten. Ein rasselndes Knirschen zog sich durch das Gefährt, plötzlich zischte es wie ein Tier, und machte einen Satz von ihm weg, als er in dem roten Licht fünf Schmerzbringer aus dem Unterholz brechen sah. Einer fiel mit einem Speer im Rücken und schlug auf. Die anderen rannten unbeirrt weiter, und ihr Klacken hallte durch seine Seele.
    Liran begriff. Die Maschine fuhr! Und in ihrem Bauch war Nilah. Er sauste herum und griff ins Leere. Die Maschine war schnell. Dann lief auch er. Er hörte das Schnappen der Armbrüste, das hohe Heulen und wäre die Eule nicht gewesen, hätte er den nächsten Dam ´Daru in seinem Rücken stecken gehabt. Dahi lenkte alles, was sie noch an Willen aufbringen konnte, in seine Beine und Akkosh wirbelte seine Energie wie einen Schild um seine Schultern, sein Herz und die Wirbelsäule. Das rote Licht blendete ihn, der dunkle, tosende Wald schoss an ihm vorbei wie ein Fluss aus dunklem Holz, als er endlich die Hand ausstreckte, kaltes Metall fühlte, die Beine schnell anwinkelte und sich hochzog, nur um sofort hinter sich zu blicken und zu sehen, dass die Maschine schneller als die hetzenden Schmerzbringer war. Da schossen drei weitere aus dem rasenden Gewirr zu seiner Rechten, nahmen Anlauf und sprangen auf die Steuerbordseite. Einer rutschte weg, als er auf die Planken traf, und schlidderte ungebremst über das Deck. Sein Körper wurde wie eine Welle fortgespült und auf die darunter rasende Straße gegossen. Sein Klackern verstummte sofort. Der Zweite sprang auf den Aufbau. Sein ledriger Rücken beugte sich sofort schnüffelnd die Treppe hinunter, als ihn das Gladius in den Nacken traf und er die Stufen leblos hinunterfiel. Liran ergriff sein Bein und warf ihn noch während er sich auflöste über Bord. Der Dritte aber hechtete dem Krieger direkt in den Körper. Liran fühlte einen Stoß, der seinen Schädel hätte zertrümmern müssen, und für einen Atemzug sah er nichts mehr. Da schoss die Eule aus seinem Bauch, stemmte ihre scharfen Krallen dem Angreifer entgegen und drückte ihn weg. Wankend standen beide in einer bizarren Umarmung auf. Akkosh packte den rechten Arm des Wesens und riss ruckartig daran. Ein schriller, unmenschlicher Schrei zerriss alle Motorengeräusche, als der Arm wie ein unnützer Zweig in die Nacht flog, der Krieger dabei den linken Arm ergriff und ihn wie eine Zwinge an den Körper des Schmerzbringers drückte.
    Und dann war sie wieder da, die Wut! Endlich. Er hatte sie fast vermisst, so vertraut war sie ihm geworden. Soviel Stärke hatte sie ihm gegeben. Er drückte das Wesen herunter, er spürte, wie dessen Beine einknickten und er roch seinen Gestank. Er blickte es an und stieß seinen Kopf mitten in das Gesicht. Er hörte Zähne und Holz splittern, als seine Rechte nach vorn schoss, den Kiefer der Kreatur umklammerte und ihn
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