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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung
Autoren: Erik Kellen
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Wagen brennend zu Boden stürzte, als wäre es von seiner Ladefläche gefallen. Der Körper überschlug sich mehrmals und wurde von einem dieser wuchtigen Schatten zertreten. Im Schein des brennenden Körpers sah er ein großes, eckiges Schild aufblitzen. Der Truck kreischte auf, Jean-Luc fuhr in wilder Panik auf die zweispurige Auffahrt, nicht mal geblinkt hatte er. Wildes Hupen und ein silberner Wagen schoss an ihm vorbei. Sein Herz trommelte, seine Ohren rauschten, weg, weg, nur weg , schrie es in seinem Körper, während seine Lippen immer noch lautlos die Namen seiner Kinder aufzählten.
    Nie würde ihm das jemand glauben und das war auch gar nicht nötig, denn er würde es nie jemandem erzählen, das schwor er sich zwischen zwei Namen seiner Töchter und seiner Frau.
     
    Der Krieger hatte richtig gesehen. Es war ein Segelschiff, das da mit vielen starken Riemen festgezurrt auf der Maschine stand. Etwa über zwanzig Schritte lang und sechs breit. Es war aus dunklen, schmalen Planken, die sich in anmutigen Bögen an den Bootskörper schmiegten. Es war ein Boot, das sich nur jemand leisten konnte, der viel Geld besaß, das erkannte selbst er. Der schlanke Mast lag auf dem Schiff und war mit einem schwarzen Segel umwickelt, in dem er rote Streifen erkannte. Es war mit einer glänzenden Schicht überzogen, die selbst in der Dunkelheit schimmerte. Es gab auch einen Aufbau mit vielen runden Fenstern. Alles an dem Boot war seltsam geschwungen, spielerisch, ohne Ecken. Es bekam dadurch etwas Organisches, als wäre das Boot gewachsen und nicht gebaut worden. Der Gedanke, es könnte vielleicht von jemandem sein, der ausschließlich solche Formen benutzte, konnte er nicht zu Ende denken, denn er hörte etwas. Gleichzeitig nahm er einen Duft wahr, der in seine Nase stieg. Schmerzbringer !
    Er war nur noch wenige Schritte von dem Schiff entfernt. Mit ein paar langen Sätzen war er am Heck, sah sich immer wieder um, kletterte an den großen Reifen empor und hievte sich an einem der Gurte hoch. Mit einem Mal wusste er, was er tun musste. Er würde nicht mehr warten, bis Ian ihn hier abholen konnte. Er würde all jene aus diesem Kreis schieben, die absolut nichts damit zu tun hatten, was hier passierte, warum er da war, warum sie da war und warum sie am Leben bleiben musste!
    In der Dunkelheit war wenig mehr zu erkennen als sein Tast-und Geruchssinn ihm verriet. Mit Nilah auf dem Rücken und Akkosh in seinen Adern zog er sich weiter hoch, betrat mit Dahis leisen Pfoten den Boden und blickte sich nochmals um. Dann begann der Kampf, und Liran wollte nur noch eines: Dass sein Anam Ċara endlich in Sicherheit war und dass die Erdtrolle ihr Wort hielten.
    Unter seinen – Dahis – Pfoten spürte er ein leichtes Zittern, das vom Kopf der Maschine kam. Er kroch auf die Tür zu, die kreisrund vor ihm in der Nacht, mit einem Symbol vernietet, schimmerte. Er fummelte an dem Riegel herum, bis er es nicht mehr aushielt und sie einfach mit Gewalt aufdrückte. Das Schloss knackte laut, zu laut, und er stolperte einige Stufen hinunter, bevor er sich mit den Händen Halt verschaffen konnte. Dabei hinterließ er lange Kratzer in der edlen Vertäfelung.
    Er rutschte in einen Raum, der in völliger Dunkelheit lag. Das Gladius schepperte gegen etwas, und er stieß sich das linke Knie an einem Pfeiler, der plötzlich mitten im Raum stand und der unter der Wucht und der Magie von Akkoshs Kraft bedrohlich zu zittern begann. Dann endlich kam er zu Atem und lauschte mit erhobenem Kopf gespannt in die Dunkelheit dieser ungewöhnlichen Zuflucht. Der Baum zog seine Äste und die Rinde zurück, und Nilah rollte leise stöhnend wie abgelöst von ihm weg.
    Der Krieger tastete wild suchend nach dem Schwert, berührte Nilahs Körper dabei, zuckte zurück und fand endlich etwas, das sich wie ein kalter Griff anfühlte. Er schloss die Hand darum, stürmte die Treppen wieder hoch und sprang vom Heck mitten in einen erbarmungslosen Kampf. Der erste Schmerzbringer , der es geschafft hatte, die Reihen der Erdtrolle zu durchbrechen, kam mit weit ausholenden Sätzen aus dem Wald gerannt. Dahi hatte all ihre Sinne aufs Äußerste gespannt, Akkosh war müde, das spürte Liran, aber er würde bis zum letzten Tropfen seines Harzes denjenigen verteidigen, in dem er wohnte. Diese Magie war auf ewig bindend. Nur der freie Wille oder der Tod konnte sie voneinander trennen.
    Liran blieb nahe beim Schiff, er würde sich nicht weglocken lassen und damit Nilah gefährden. Aber
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