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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin
Autoren: Susanne Kliem
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entlassen. Was soll ich ihr denn sagen?«
    Ich setzte mich neben ihn auf die Bank. Im Nachbargarten sprang der Rasenmäher wieder an.
    Eichstätt blickte mich an. »Seien Sie vorsichtig. Das hier ist nur eine Warnung. Ich traue ihr alles zu.«

16
    Der Wind war kühl, aber nicht allzu stark. Schon in der Hafenausfahrt setzte ich die Segel. Langsam glitt ich in die Bucht hinaus. Ich hatte keine Kraft mehr gehabt. War einfach losgefahren. Vor ihr geflohen.
    Die Ruhe auf dem Wasser tat unendlich gut. Das Boot war da, das Meer, der Wind, Freiheit. Nicht alles hatte Vanessa Ott mir wegnehmen können.
    Aber bald musste ich zurück. Wohin? In meine Wohnung? Selbst mit einem neuen Türschloss würde ich mich nicht mehr sicher fühlen. Ich konnte nicht jedes Mal bei Sebastian klingeln, damit er Händchen hielt. So wie gestern Abend. Er hatte mich angestarrt wie eine Geistererscheinung, als ich plötzlich vor seiner Tür stand.
    Â»Wo warst du die ganze Zeit?«
    Ich berichtete ihm, was in den letzten Tagen geschehen war und dass ich bei Ulla gewohnt hatte. »Ich muss mir überlegen, was ich jetzt mache. Mit der Wohnung, mit dem Job …« Mit Gregor, fügte ich in Gedanken hinzu.
    Â»Dann werde ich bald neue Nachbarn bekommen?«, fragte er mit düsterem Gesichtsausdruck.
    Ich steckte meinen Schlüssel ins Schloss.
    Â»Soll ich mit reinkommen?«
    Ich nickte dankbar. Meine Wohnung roch fremd. Aber alles darin schien mir unverändert. Ich stellte meine Reisetasche aufs Bett und warf T-Shirts, Pullover und Hosen hinein.
    Â»Was hast du vor?«
    Â»Ich hab frei. Sonderurlaub. Erst mal fahr ich ein paar Tage aufs Boot.« In dem Moment fiel es mir ein. Bennis Einschulungsfeier.
    Â»Keine Sorge, nächsten Samstag bin ich zurück.«
    Â»Das brauchst du gar nicht. Benni und ich haben noch mal darüber gesprochen. Wer will, darf etwas vorspielen. Und wir zwei haben eine super Nummer drauf. Er auf der Geige, ich mit dem Saxofon.« Er lächelte breit. »Bestimmt hat keiner einen Papa, der den ersten Preis bei einem Jazz-Wettbewerb gewonnen hat. Das hat Benni gesagt.«
    Sebastian hatte so stolz geklungen, als er das erzählte. Endlich mal eine gute Nachricht. Ich freute mich für die beiden.
    Dann schob sich das Bild der ertrunkenen Kätzchen in meinen Kopf und verdrängte das gute Gefühl. In meinem eigenen Leben gab es keine guten Nachrichten. Keine Entwarnung. Vanessa Ott war in meiner Wohnung ein und aus gegangen und hatte alles fotografiert. Es fühlte sich an, als hätte sie meine Sachen in Besitz genommen. Verdammt, schon wieder kreisten meine Gedanken um diese Frau. Ich hasste sie. Am meisten dafür, dass ich sie nicht vergessen konnte. Sie selbst war irgendwohin verschwunden, aber meine Angst vor ihr verschwand nicht.
    Ich wünschte mir so sehr zu erfahren, wie es Gregor ging. War ihm klar, dass Vanessa Ott ihn nur benutzt hatte? Hatte er herausgefunden, dass sie ihm eine Menge Lügen aufgetischt hatte? Wieder drängte sich Vanessa Ott in den Mittelpunkt meiner Gedanken. Gregor und ich. Nur wir waren wichtig. Zu verlieren hatte ich nichts. Ich nahm mein Handy. Und zögerte doch. Gregor hatte mit dieser Frau geschlafen. Nein. Bestimmt hatte sie gelogen. Sie log doch immer. Aber was war, wenn es doch stimmte? Wenn Gregor irgendwas an ihr fand?
    Auf jeden Fall war mehr passiert, als zwischen einem Möbelrestaurator und einer Kundin passieren sollte. Der für zwei gedeckte Tisch, die Rose, die Kerzen … Doch an diesem Abend, an dem sie seine Wohnung verlassen hatte, mussten sie Streit gehabt haben. Da war der Kratzer auf dem wertvollen Tisch, für Gregor schmerzhafter als eine Wunde in seiner eigenen Haut. Er war extrem wütend gewesen. Vielleicht ging es Gregor jetzt so ähnlich wie mir. Er saß irgendwo herum und grübelte darüber, was zwischen mir und Sebastian lief. Vielleicht hatte diese Schlange ihm noch weitere »Beweise« unserer angeblichen Affäre zugespielt. Zuzutrauen war ihr alles.
    Ich nahm mein Handy und öffnete die Liste der eingespeicherten Nummern. Da war sein Eintrag. Gregor. Meine Finger fühlten sich steif an. In diesem Augenblick klingelte das Gerät. Ich erschrak und hätte es beinahe fallen lassen. Auf dem Display stand sein Name.
    Â»Janne?«
    Â»Ich wollte dich auch in dieser Sekunde anrufen.«
    Ohne ihn sehen zu können, wusste ich, dass er lächelte.
    Â»Wie geht
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