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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin
Autoren: Susanne Kliem
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bekommen.
    Â»Da hat Ihnen jemand übel mitgespielt, Frau Amelung«, schloss er. »Wie Herr Eichstätt versichert, hatte er selbst keine Kenntnis von den bösen Absichten seiner Mitarbeiterin. Er war entsetzt, als er davon erfuhr. Selbstverständlich hat er Frau Ott mit sofortiger Wirkung gekündigt.«
    Lehner spreizte seine Finger auf dem Tisch. »Dr. Eichstätt hat das abschließende Gutachten, das Bloomsdale nun offiziell vorlegt, noch mal eigenhändig überprüft. Wir stimmen überein, dass Ihre Abteilung im vollen Headcount bestehen bleibt. Niemandem wird gekündigt. Wir probieren die Sparversion des Smiling Kids Day in diesem Jahr aus, bei Bedarf erweitern wir das Konzept im nächsten Jahr wieder.« Er räusperte sich. »Zwischen Dr. Eichstätt und mir herrscht Einigkeit darüber, dass weder Bloomsdale noch Alfa.Sat Interesse daran haben können, dass diese … unglücklichen Vorgänge an die Öffentlichkeit dringen. Bloomsdale ist ein seriöses Unternehmen. Es war ein bedauerlicher Einzelfall. Noch ist dem Sender kein Schaden entstanden, und sicher werden auch Sie mithelfen wollen, dass das so bleibt. Mit schlechter Presse ist niemandem gedient.« Er forschte in meinem Gesicht nach einem Zeichen des Einverständnisses, doch so einfach wollte ich es ihm nicht machen.
    Â»Sie haben einiges durchgemacht. Nehmen Sie einen bezahlten Sonderurlaub. Fahren Sie zwei Wochen weg, legen Sie die Füße hoch, lassen Sie sich verwöhnen. Und wenn Sie wiederkommen, habe ich ein Angebot für Sie.« Er legte eine Spannungspause ein, und ich versuchte, interessiert auszusehen.
    Â»Zum Anfang des nächsten Monats biete ich Ihnen die Leitung der Marketingabteilung an.«
    Â»Was ist mit Gunter von Hirten?« Ich musste einfach fragen.
    Â»Er verlässt das Unternehmen.«
    Als ich schwieg, fügte er hinzu: »Sie müssen sich nicht sofort entscheiden. Nehmen Sie die Auszeit, und sagen Sie mir in zwei Wochen Bescheid. Ach, übrigens soll ich Sie von Frank Oderthal herzlich grüßen. Er bedauert es sehr, dass er sich auf eine falsche Fährte hat locken lassen. Rufen Sie ihn doch bei Gelegenheit mal an.«
    Ich hatte kaum den Aufzug auf meiner Etage verlassen, da bat Sven mich in den Konferenzraum. Sie hatten sich alle versammelt, meine gesamte Abteilung. Auf dem Tisch standen ein Blumenstrauß, eine Magnumflasche Sekt und Gläser. »Die Flasche war noch übrig von der letzten Berlinale«, sagte Sven grinsend. »Die köpfen wir jetzt.«
    Jemand ließ den Korken knallen und schenkte ein. Sven war aufgekratzt, lief hektisch hin und her, goss Sekt nach, machte aufgeregte Scherze. Michaela stand auf einmal neben mir und berührte mich am Arm. »Janne …«
    Wir stießen an, tranken einen Schluck, aber sahen uns nicht in die Augen. Noch schmerzten die Wunden.
    Â»Erinnerst du dich an den Abend, an dem wir so lange an dem neuen Konzept gesessen haben?«, fragte Michaela. »Da hat sie mich doch nach Hause gefahren.«
    Ich nickte. »Sie fragte mich, ob ich sicher sei, dass du das Beste für deine Leute wolltest. Ich hab sie erstaunt angesehen. Dann hat sie mir nach und nach von deinen Plänen erzählt, die Abteilung zu verkleinern. Und von deiner schwarzen Liste mit den Abschusskandidaten, auf der auch ich stehen würde. Wir saßen noch ewig in ihrem Wagen vor meinem Haus. Ich musste versprechen, mein Wissen für mich zu behalten. Dasselbe hat sie auch Evelyn, Sven und den anderen erzählt. Natürlich haben alle darüber geredet. In Einzelgesprächen hat sie uns versprochen, dass sie sich für uns einsetzt. Immer wieder hat sie uns vor dir gewarnt. All das hat sich wie ein Lauffeuer im Sender verbreitet. Jetzt wissen wir, dass sie alles nur erfunden hat, schamlos gelogen. Aber wir konnten das ja nicht ahnen. Wir hatten einfach Angst um unsere Jobs. Was sie sagte, klang so realistisch.« Sie hob hilflos die Schultern. »Wir sind auf sie reingefallen. Mir tut es so leid. Uns allen. Wir hoffen, du kannst es verstehen …«
    Â»Warum ist keiner von euch zu mir gekommen, um mich zu fragen? Wenigstens von dir hätte ich das erwartet.«
    Sie blickte zu Boden. »Egal, was du gesagt hättest, ich hätte es für eine Lüge gehalten. Bitte verzeih mir, wenn du kannst.«
    Â»Ich brauche Zeit, um alles zu verarbeiten.«
    Die anderen beobachteten uns. Michaela nickte,
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