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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin
Autoren: Walden Conny
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Seele jetzt.
    Â 
    Am Abend klopfte es an der Tür des Zimmers, das Erich von Belden für diese Nacht im Haus der Heusenbrinks bezogen hatte. Als er öffnete, stand Thomas Bartelsen im Korridor.
    Â»Ich bin gehalten, Euch den Lohn für Eure Dienste zu geben«, teilte er mit und übergab dem Ritter einen Lederbeutel voller Münzen. »Heinrich Heusenbrink hat mir noch vor seinem Ableben die Weisung erteilt, dafür zu sorgen, dass Ihr den Betrag nehmt. Er ist großzügig bemessen.«
    Â»Ich danke Euch, aber …«
    Â»Und dann ist da noch dies.« Bartelsen reichte ihm ein versiegeltes Dokument.
    Â»Was ist das?«
    Â»Etwas, das der Bernsteinkönig Euch aus Dankbarkeit zum Vermächtnis hinterlassen hat. Er muss geahnt haben, dass sein Zustand sich nicht mehr bessern würde.«
    Erich nahm das Dokument. »Kennt Ihr den Inhalt, Bartelsen?
Schließlich nehme ich an, dass Ihr dieses Schriftstück aufgesetzt habt!«
    Â»Heinrich Heusenbrink besaß anteiligen Besitz an drei Koggen, die regelmäßig auf Frachtfahrt gehen. Diese Anteile gehören jetzt Euch. Ob Ihr es nun wollt oder nicht, damit seid Ihr nun vom Ritter zum Krämer geworden. Da Ihr nichts davon versteht, gebe ich Euch einen guten Rat: Bringt dieses Vermächtnis in eine größere Unternehmung ein, denn so werdet Ihr doch nichts damit anzufangen wissen.«
    Â»Anscheinend war das Vertrauen des Bernsteinkönigs in meine Fähigkeiten weit größer als das Eure!«, erwiderte Erich.
    Â»Was Eure Fähigkeiten mit der Feder angeht, so trifft das zu. Aber für so etwas gibt es ja Männer wie mich, deren Dienste man sich versichern kann.«
    Erich nickte und wirkte sehr nachdenklich. Dass ausgerechnet er zum Koggenbesitzer geworden war, entbehrte nicht einer gewissen Ironie.

EPILOG

    Sechs Monate später …
    Â 
    Barbara Heusenbrink betrat den Beichtstuhl. Unter ihren Kleidern wölbte sich ihr Bauch deutlich hervor, sodass niemand hätte übersehen können, dass sie schwanger war.
    Â»Ich habe gesündigt«, sagte sie.
    Â»Was habt Ihr getan?«, fragte die Stimme des Geistlichen durch das Sichtgitter aus Korbgeflecht.
    Â»Ist es möglich, eine Sünde zu begehen, um etwas Gutes zu tun? Und ist eine Sünde, die unter diesem Vorsatz begangen wird und niemandem schadet, aber allen nützlich ist, überhaupt noch eine Sünde?«
    Â»Ich bin nur ein einfacher Kaplan. Über diese Fragen machen sich die größten Gelehrten der Kirche Gedanken.«
    Â»So habt Ihr keine Antwort darauf?«
    Â»Sagt mir, welche Sünde Ihr begangen habt.«
    Â»Ich habe ein Dokument gefälscht. Die Schrift meines Vaters konnte ich seit langem so nachahmen, dass mein Federstrich wie der seine aussah. Das war notwendig, denn ich half ihm bei der Abfassung von Briefen und Verträgen.«
    Â»Es geschah mit seinem Einverständnis. Vor Gott ist das keine Sünde, auch wenn eine Kaufmannsbruderschaft so etwas wohl strenger sieht und Euch ausschließen würde, erführe man dort davon.«

    Â»Aber ich habe ein Dokument erst nach seinem Tod gefälscht. Das Vermächtnis …«
    Â»Hattet Ihr einen Vorteil davon?«
    Â»Nein, ganz im Gegenteil. Ich habe jemandem etwas zukommen lassen, was er von mir nie genommen hätte, von meinem toten Vater aber schon.«
    Â»Erzählt mir von dem Menschen, den Ihr begünstigt habt!« »Er ist jetzt mein Ehemann und der Vater des ungeborenen Lebens, das sich unter meinem Herzen regt. Doch das wäre er nie geworden, wenn ich nicht getan hätte, was ich tat. Die Ideale des Standes hätten es ihm verboten, obwohl er im Begriff war, seinen Stand ohnehin zu verlieren – aus Gründen, die er nicht zu verantworten hat.«
    Â»Seid Ihr nun glücklich?«
    Â»Ja.«
    Â»Seid Ihr Eurem Mann in Liebe zugetan, so wie er Euch?«
    Â»Ja.«
    Â»Und besucht Ihr regelmäßig die heilige Messe und nehmt das Abendmahl?«
    Â»Auch das. Aber die Schuld belastet meine Seele. Ich bin mir jedoch sicher, dass ich auch dann belastet wäre, wenn ich es nicht getan hätte.«
    Â»Ihr hattet selbst keinen geldlichen Vorteil?«, vergewisserte sich der Kaplan noch einmal, dem es auf diesen Punkt besonders anzukommen schien.
    Â»Ich habe Vermögen, das mir zugestanden hätte, verschenkt«, stellte Barbara klar.
    Â»So kann ich keine Schuld erkennen, denn Ihr habt gehandelt, wie auch
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