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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin
Autoren: Walden Conny
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riss sich los, als die anwesenden Waffenknechte ihre Schwerter zogen. Der Kaplan, der die Zeremonie hatte durchführen sollen, flüchtete eilends hinter den Altar.
    Â»Auf den Trauzeugen Gunter Spießlauf wird man hier wohl vergeblich warten!«, verkündete Erich. Einer der Waffenknechte stürzte jetzt auf ihn zu und hieb mit dem Schwert auf den Ritter ein. Wuchtige Schläge folgten dicht nacheinander. Erich musste ein paar Schritte zurückweichen, und es gelang ihm gerade noch, die Hiebe zu parieren, doch dann ging er zum Gegenangriff über. Die Klinge seines Beidhänders traf heftig auf das Schwert seines Gegners und hakte sich dann im Griff fest. Im hohen Bogen flog das Schwert des Waffenknechts durch die Luft und blieb am Boden liegen.
    Der Waffenknecht zog sich rasch ein paar Meter zurück.
    Â»Ich weiß nicht, welcher Zorn in Euch gefahren ist, aber Ihr seid hier ganz offensichtlich nicht willkommen!«, herrschte Matthias Isenbrandt den Eindringling Erich an.
    Â»Keiner von Euch Halunken wird diese Kirche ohne Fesseln verlassen!«, schleuderte Erich ihm entgegen. »Euer Spiel ist aus, Matthias Isenbrandt!«

    Daraufhin riss Matthias das kurze Zierschwert heraus, das er am Gürtel trug, und wollte sich auf Barbara stürzen, die jedoch vor ihm zurückwich. Erich nahm den Beidhänder in die Linke. Mit seiner Rechten riss er den Dolch hervor und schleuderte ihn auf Matthias. Die Waffe fuhr dem lübischen Kaufmannssohn in die Brust. Einen Augenblick stand er schwankend da, dann fiel er wie ein gefällter Baum zu Boden und blieb regungslos liegen.
    Â 
    Draußen war der Kampflärm verebbt. Stattdessen war nun in der Sakristei Waffengeklirr zu hören. Drei der Ordensritter drangen in die Kapelle vor, während der Rest der Hochzeitsgesellschaft zunächst in Richtung der Sakristei gestrebt war, um über den Nebenausgang zu entkommen. Doch auch dort war ihnen nun der Weg versperrt. Johannes von Werndorf trat mit blutigem Schwert aus der Tür. Ihm folgten zwei seiner Männer, und niemand aus der Hochzeitsgesellschaft wagte es noch, eine Waffe zu zücken.
    Â»Wir haben mächtige Freunde«, meldete sich in diesem Moment die hagere Oberin zu Wort, die die ganze Zeit über ruhig auf ihrem Platz sitzen geblieben war und die Hände gefaltet hatte. »Und diejenigen, die sich heute versündigt haben, werden noch bitter dafür büßen.«
    Â»Das mag sein – aber damit könnt Ihr nur Euch selbst und Euresgleichen meinen!«, entgegnete Barbara. Sie ging auf Erich zu.
    Â»Ich hoffe, es geht Euch den Umständen entsprechend gut«, sorgte er sich.
    Barbara wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen. Aber sie hielt sich zurück. »Ich weiß nicht, wie Ihr mich finden konntet, aber ich bin unendlich froh, dass Ihr da seid …«
    Â»Dieser Alptraum ist nun für Euch zu Ende«, beteuerte Erich und deutete mit dem Schwert in Richtung des regungslos
daliegenden Matthias Isenbrandt. »Ihr wart offenbar von Anfang an nichts weiter als eine Schachfigur in den Händen des Rings der schwarzen Kreuze, in dem die Isenbrandts eine maßgebliche Rolle gespielt zu haben scheinen.«
    Als sich ihre Blicke trafen, war dieselbe Vertrautheit wieder da, die Barbara während ihrer gemeinsamen Reise durch Schamaitien gefühlt hatte.
    Â»So habt Ihr mich ein weiteres Mal gerettet«, rief sie. Und in Gedanken fügte sie hinzu: Vielleicht wird es Zeit, dass auch Ihr einmal gerettet werdet – und sei es nur vor der Torheit Eurer Ideale, die Euch vielleicht eines Tages den Tod und mir den Schmerz bringen.
    Â 
    Im Kloster fanden sich größere Vorräte an ungeschliffenem Bernstein, dessen Herkunft nicht nachgewiesen werden konnte. Die Oberin hatte für Gunter Spießlauf Buch geführt, schwieg aber wie ein Fisch. Die anderen Gefangenen waren jedoch sehr viel auskunftsfreudiger, und so kam nach und nach das ganze Ausmaß der Schmuggelgeschäfte an den Tag. Im Gegensatz zu Gunter Spießlauf, der von der Danziger Garnison des Ordens gefangen gehalten wurde, brachte man alle vom Klostergut zur Marienburg, wo sie eingekerkert werden sollten. Johannes befürchtete nämlich, dass die Gefangenen in Danzig eher mit Sympathie und Hilfe rechnen könnten und Gerichtsverfahren vielleicht im Sande verliefen – oder dass sie zum Schweigen gebracht würden, indem man sie tötete, mit drei schwarzen Kreuzen auf
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