Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin
Autoren: Walden Conny
Vom Netzwerk:
Treffen begleitet zu haben, bei dem dieser mit dem Kapitän eines heruntergekommenen Schiffes über den Transport einer Passagierin verhandelt hatte, die kurz vor Danzig an Land gebracht und zu einem Gut begleitet werden sollte.
    Â»Meine Aufgabe war es, darauf zu achten, dass niemand in der Nähe war, der uns zuhörte – aber der Kapitän hatte eine laute Sprechweise.«
    Â»Weißt du den Namen?«
    Â»Er hieß Nikolaus. Mein Herr hatte ihn zuvor wohl schon des Öfteren getroffen, aber da hatte ich ihn nicht begleitet.«
    Â»Du hattest also den Eindruck, dass die beiden sich gut kennen?«, vergewisserte sich Johannes.
    Â»Was ich sage, steht wirklich nirgendwo geschrieben?«, wollte der Waffenknecht wissen.
    Â»Bei meiner Ehre! Und ich selbst wäre im Schreiben auch viel zu langsam, als dass ich aus dem Gedächtnis alles aufschreiben
könnte, was du gesagt hast. Es wird nur einen Bericht an den Hochmeister geben, und der wird deinen Namen nicht enthalten.«
    Â»Das ist gut.«
    Â»Nur unser Herrgott wird ihn wissen. Und Er wird auch wissen, wenn du lügst oder etwas verschweigst, und deinen Ablass verfallen lassen.«
    Der Waffenknecht seufzte. Die Aussicht, im Höllenfeuer zu schmoren, erschien ihm mindestens ebenso schlimm wie Kerkerhaft, der Galgen oder andere grausige Strafen. Letztendlich hatte jede irdische Qual irgendwann durch den Tod ein Ende, aber die Qual der ewigen Verdammnis nicht.
    Â»Die beiden kannten sich gut, und es war davon die Rede, dass dieser Nikolaus in zwei Monaten wieder in Riga sein werde und mein Herr für eine weitere Schiffsladung sorgen solle. Daraufhin erwiderte mein Herr, dass der Kapitän sich bis dahin aber darum kümmern müsse, dass er weniger Wasser in seiner Kogge hätte, denn er wolle nicht, dass seine Ladung verdirbt oder das ganze Gefährt untergeht.«
    Â»Wasser im Schiff?«, fragte Johannes. »Wie kam er darauf?«
    Â»Wir waren nahe genug am Schiff, um sehen zu können, dass seine halbe Mannschaft damit beschäftigt war zu schöpfen, obwohl es nicht geregnet hatte und die Kogge im Hafen die Nacht über fest vertäut gewesen war. ›Das Pech zahle ich aber nicht extra!‹, habe ich die Worte meines Herrn noch im Ohr. Aber was soll man von einem Kapitän halten, der auf den ersten Blick schon wie ein Teufelstier aussieht, dem die Haare zottelig vom Haupt hängen und der Bart bis unter die Augen wächst, sodass man denken könnte, einen Mannwolf vor sich zu haben?«
    Â»Wie hieß das Schiff?«
    Â»Es hieß ›Tolle Dirn‹.«

    Heinrich Heusenbrink war zu schwach, um aufzustehen, als Johannes von Werndorf das Haus des Bernsteinhändlers besuchte. Gemeinsam mit Erich von Belden und Thomas Bartelsen trat der hochmeisterliche Inspector in das Schlafzimmer. Ständig wachte nun jemand aus der Dienerschaft hier und konnte dabei nicht sicher sein, dass die Kerze auf dem Nachttisch nicht noch am gleichen Tag zur Totenkerze herunterbrannte.
    Zwei Tage waren mit intensiven Befragungen und Nachforschungen vergangen. Insbesondere war nun erwiesen, dass die »Tolle Dirn« den Hafen an der Düna genau in jener Nacht verlassen hatte, als Barbara überfallen worden war. Kein anderes Schiff hatte seit Monaten Riga nächtens verlassen, weil das wegen der Untiefen mit unwägbaren Gefahren verbunden war. Aber ein erfahrener Kapitän konnte das in einer mondhellen Nacht durchaus schaffen, und Nikolaus Langhaar – unter diesem Namen war er selbst den Bettlern im Hafen bekannt – brachte die Strecke bis zur Mündung alle paar Monate hinter sich. So häufig weilte er nämlich in Riga. Von da an war es nicht mehr schwer. Der Steuermann musste sich nur entlang der Küste halten und durfte nicht zu nah an sie herankommen.
    Â»Dann wurde Barbara also nach Danzig gebracht«, murmelte Heinrich Heusenbrink heiser und schwach, nachdem er den Ausführungen Erich von Beldens gelauscht hatte. Sein Blick wirkte glasig, und die Sorgen der letzten Zeit hatten ebenso tiefe Furchen in sein Gesicht hineingegraben wie die körperlichen Schmerzen. Er schien innerhalb weniger Tage um Jahre gealtert zu sein.
    Â»Der Inspector des Hochmeisters bittet Euch um einen Dienst, den Ihr ihm in eigenem Interesse nicht versagen solltet«, sagte Erich.
    Â»Wenn es ein Dienst ist, zu dem ich noch fähig bin und der
meiner Tochter hilft – gerne!«, hauchte der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher