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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin
Autoren: Walden Conny
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Bernsteinhändler, der nur noch ein Schatten seiner selbst war.
    Â»Gebt mir ein Schiff!«, beschwor Johannes von Werndorf den Kranken. »Aus den Dokumenten und Botschaften, die wir entschlüsseln konnten, ergibt sich, dass sich in Danzig so etwas wie ein Zentrum der Ringler befinden muss. Es ist immer wieder von Zusammenkünften die Rede, die dort stattfinden. Und wie bereits gesagt, nehmen wir an, dass Barbara in Danzig oder einem Ort in der Nähe gefangen gehalten wird.«
    Â»Und so wollt Ihr Euch mit Euren Männern dorthin verschiffen lassen?«, schloss Heinrich Heusenbrink. »Wie viele stehen unter Eurem Befehl?«
    Â»Zwanzig ausgewählte Kreuzritter, die über jeden Zweifel erhaben und bis auf einen von mir persönlich ausgesucht sind.«
    Â»Und was ist mit dem einen?«
    Â»Das ist Svante Nybrad aus Lund. Ihn hat der Hochmeister persönlich mit einer Aufgabe betraut.«
    Â»Wenig Männer für einen so gewaltigen Kampf!«, murmelte Heinrich. »Sehr wenige …«
    Â»Wir brauchen ein Schiff«, wiederholte Johannes.
    Â»Die Zeiten, da der Orden eine Flotte hatte, die groß genug war, um Tausende von Rittern auf Gotland landen zu lassen und die Likedeeler zu vernichten, scheinen mit der Gegenwart nichts mehr gemein zu haben. Oder wie soll ich es sonst verstehen, dass Ihr einen Kaufmann um ein Schiff bittet?«
    Â»Wenn ich den Komtur von Riga um ein Schiff bäte, könnte ich gleich eine Nachricht an die Anführer des Rings der schwarzen Kreuze schicken – so ich sie kennen würde. Überall sind deren Zuträger. Und mithilfe von Brieftauben wäre die andere Seite längst gewarnt, ehe es mir oder irgendeinem anderen Ordensritter möglich wäre, den Unterschlupf der Ringler
zu finden. Also bitte ich Euch. Lasst unter Eurem Namen ein Schiff samt Besatzung anheuern und informiert niemanden über das Ziel oder die Passagiere. Und lasst uns in der Nacht ablegen, so, wie es unsere Feinde auch getan haben!«
    Â»Ich bin einverstanden«, sagte Heinrich. »Unter der Bedingung, dass Erich von Belden Euch begleitet und für die Sicherheit meiner Tochter sorgt!«
    Â»Damit bin ich wiederum einverstanden«, versicherte Johannes.
    Erich nickte nur. Die Aussicht, der Frau wieder zur Freiheit zu verhelfen, der er in gleichermaßen leidenschaftlicher wie unmöglicher Liebe zugetan war, erfreute ihn und erfüllte ihn mit Hoffnung. Aber gleichzeitig fühlte er auch einen dumpfen Druck in der Magengegend. Aus seiner Abneigung gegen die Seefahrt hatte er nie einen Hehl gemacht, und nun lag eine längere Reise über das Meer vor ihm. Sich von der Flussfähre bei Mitau übersetzen zu lassen oder die dreihundert Schritt weite Strecke von der Ostspitze der Nehrung zum Hafen an der Memelburg mithilfe von nicht sonderlich vertrauenerweckenden Wasserfahrzeugen überbrücken zu müssen, hatte Erich bereits als Zumutung empfunden. Auch wenn er sich nichts hatte anmerken lassen, so waren solche Augenblicke für ihn doch stets größere Mutproben gewesen als so manche Schlacht, in die er gezogen war.
    Die Aussicht, nun tagelang auf schwankenden Planken ausharren zu müssen, war ihm ein Graus. Es scheint, als würde der Herr ein besonderes Opfer von mir verlangen!, dachte er.

ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL

    Eingelöste Versprechen
    Wenn aber ein Verlöbnis gegeben wurde und die Ehe nach festgesetzter Zeit weder geschlossen noch vollzogen worden ist, obwohl dies mit einem Vertrag und einem Eid beschworen wurde, so soll man denjenigen, der die Schuld daran trägt, als Eidbrecher behandeln.
    Codex der Danziger Rechtstadt
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    Die Tage, die Barbara in ihrer Zelle auf dem Klostergut verbrachte, vergingen einer wie der andere in völliger Gleichförmigkeit. Sie bekam zweimal am Tag eine bescheidene Mahlzeit, die aus Wasser und Brot oder einem zähflüssigen Haferbrei bestand. Zweimal am Tag geleiteten die Schwestern sie zum Abort. Zum Waschen stellte man ihr einen Kübel mit Wasser in die Zelle, das danach aber nicht mehr erneuert wurde.
    Es sprach niemand ein Wort mit ihr. Und das Einzige, was sie dank verstohlener Blicke durch Fensteröffnungen mitbekam, war, dass das Gut wohl außerordentlich stark bewacht wurde und es ziemlich aussichtslos war, einen Fluchtversuch zu unternehmen. Selbst die Abortöffnung führte nicht, wie es häufig der Fall war, nach außen, sondern in einen innerhalb
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