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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin
Autoren: Walden Conny
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ERSTES KAPITEL

    Ãœberfall auf der Kurischen Nehrung
    Sie mag noch sehr jung sein, und überdies ist es ungewöhnlich , dass eine Frau sich in derlei Geschäften wie dem Bernsteinhandel tummelt. Aber es sollte niemand Barbara Heusenbrink unterschätzen. Nicht lange, und sie wird ihrem Vater, den man nicht umsonst den Bernsteinkönig heißt, in nichts nachstehen . Jetzt, da Heinrich Heusenbrink schwach ist und sie noch keine Erfahrung besitzt, ist vielleicht der Zeitpunkt gekommen, ihrer beider ledig zu werden – sowohl des Vaters als auch der Tochter. Ob nun mithilfe der Natur oder durch die Unterstützung willfährigen und bewaffneten Gesindels, sei mir gleich.
    Aus einem Reichart Luiwinger, dem Ältermann der Rigafahrer-Bruderschaft von Lübeck, zugeschriebenen Brief; unsigniert und undatiert, wahrscheinlich Anfang bis Mitte 1450 verfasst
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Die noch junge und unerfahrene Barbara Heusenbrink vertrat unerwarteterweise das Handels- Heusenbrink für ihren Vater, der in Riga unhaus abkömmlich war und von dem ich durch Zuträger weiß, dass es mit seiner Gesundheit nicht zum Besten steht. Der Hochmeister aber sprach eine
zweifache Warnung aus. Er sagte, dass noch nicht völlig sicher sei, ob die bisherigen Privilegien des Hauses Heusenbrink im Bernsteinhandel fürderhin im gleichen Umfang wie bisher garantiert werden könnten, auch wenn er selbst sich dafür einsetze und zuversichtlich sei. Und zweitens riet er davon ab, den Landweg nach Riga zu nehmen. Zwar sei man von der Marienburg bis Königsberg unter dem sicheren Schutz des Ordens, aber man könne derzeit nur davon abraten, den weiteren und einzigen Landweg über die Kurische Nehrung zu nehmen, um mit dem Wagen zurück nach Riga zu fahren, selbst wenn dieser durch Reiter begleitet würde. Lieber solle sie die Wartezeit für ein Schiff in Kauf nehmen, denn die Nehrung sei unsicher und voller Gesindel, und es sei zurzeit kein Ordensritter abkömmlich, um sie auf der gesamten Strecke zu schützen.
    Sie aber sprach: »Da ich auch auf dem Herweg diese Strecke nahm und nun in großer Eile bin und geschäftliche Verpflichtungen es mir nicht erlauben, auf ein Schiff zu warten, ist es besser, ich nehme den Weg über die Nehrung, als dass ich etwa über das Land der Litauer fahre. Außerdem begleiten mich einige dem Haus Heusenbrink gleichermaßen treu ergebene und ihres Faches äußerst kundige Waffenknechte. Wenn Ihr Euch wirklich um mich sorgt, so lasst uns endlich zu einer abschließenden Einigung über den Handel mit dem Gold der Ostsee kommen!« Damit meinte sie den Bernstein.
    Aus den Protokollen des Melarius von Cleiwen, Leiters der Kanzlei des Hochmeisters des Deutschen Ordens auf der Marienburg; 1450

    Die Flamme einer pechgetränkten Fackel flackerte unruhig im Wind, der vom Meer aus über die Nehrung strich. Hufschlag mischte sich in das Meeresrauschen und das Rascheln der Sträucher und Baumkronen.
    Â»Jetzt!«, befahl eine heisere Männerstimme.
    Die Lunten der Hakenbüchsen wurden gezündet – fünf an der Zahl. Innerhalb von Augenblicken konnte man sie mindestens zwanzig Schritt weit riechen – aber nur in Windrichtung. Die Schützen hatten sich mit Bedacht so aufgestellt, dass diejenigen, auf die sie zielten, vollkommen arglos blieben, da der Wind den Geruch der glimmenden Lunten von ihnen wegtrug. Fünfzig, sechzig Herzschläge – innerhalb dieser Zeit mussten die Hakenbüchsen abgefeuert werden, sonst war die Lunte abgebrannt, und man musste ein neues Stück Seil an der Vorderseite des Zündhakens befestigen und zum Glimmen bringen.
    Die Schützen warteten in den Büschen, während sich das von zwei zusätzlichen Reitern begleitete Gespann in voller Fahrt näherte. Die zwei berittenen Begleiter waren bewaffnet. Es handelte sich um Söldner, wie man sie in diesen Tagen überall anheuern konnte. Der Mann, der neben dem Kutscher saß, hielt eine Armbrust in den Händen und ließ seinen Blick unruhig umherschweifen.
    Donnernd krachten die ersten beiden Schüsse aus den Rohren. Eine Kugel ging dicht an dem Kutscher und seinem Beschützer vorbei und riss ein faustgroßes Loch in den Kutschbock. Die zweite traf einen der beiden Reiter. Tödlich getroffen stürzte er zu Boden, sein Pferd preschte wiehernd davon.
    Weitere Schüsse fielen, und gerade als der zweite Reiter sein Schwert zur
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