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0349 - Brücke der knöchernen Wächter

0349 - Brücke der knöchernen Wächter

Titel: 0349 - Brücke der knöchernen Wächter
Autoren: Jason Dark
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Noch sehr deutlich waren mir gewisse Geschichten aus meiner Jugendzeit in Erinnerung geblieben.
    Ich dachte an Mädchenhändler, an alte Barkassen, handtuchschmale Gassen, blitzende Messer, vermummte Gestalten und geheimnisvolle, verschleierte Frauen.
    Das war Tanger in meiner Erinnerung und wie ich es aus Büchern und Filmen kannte.
    »Vergessen Sie das alles, Monsieur Sinclair«, hatte mir Claude Renard gesagt. »Tanger ist anders. Viel schlimmer, völlig anders, Sinclair. Was Sie kennen, sind Filme und Geschichten, die die Oberfläche publikumswirksam aufpolieren. Aber darunter lauert und brodelt es. Das ist eine kleine Hölle für sich.«
    Und in dieser Hölle befanden sich Suko, Claude Renard und ich.
    Noch erlebten wir eine gewisse Ruhe. Man hätte sie auch als trügerisch bezeichnen können, und das lag, wenn ich genauer darüber nachdachte, an der gesamten Atmosphäre.
    Wir hatten November. In London das Nebelwetter überhaupt.
    Nicht hier in Tanger. Da war die Luft eine völlig andere. Sogar noch in der Nacht ziemlich warm, zudem kam sie mir vor wie mit einer lauernden Spannung angefüllt.
    Es war schwer, dies zu beschreiben. Wenn ich durch die Heckscheibe des Renaults schaute, sah ich den Himmel in einem dichten Blau, das immer dunkler zu werden schien, je mehr es sich dem Boden entgegensenkte. Rechts von uns lag der weltberühmte Hafen von Tanger, der schon immer als Umschlagplatz für alle möglichen Waren gedient hatte. Vom Kaffee über Maschinengewehre bis hin zum Rauschgift. Viele Schriftsteller hatten über die Faszination der Stadt und des Hafens geschrieben, ich jedoch empfand die ganze Umgebung als bedrückend.
    Es lag etwas in der Luft!
    Suko und ich waren sehr sensibel geworden. Auch am Gesicht meines Partners las ich ab, daß er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte. Er rechnete ebenso wie ich mit einer überraschenden Gefahr.
    Claude Renard saß vorn. Zwischen seinen Lippen verqualmte allmählich die Schwarze. Der Mann gehörte zu den Typen, die man als Weltenbummler bezeichnen konnte. Ihn hatte es schon in alle Länder der Erde getrieben, und wenn jemand über Tanger Bescheid wußte, dann er. So jedenfalls hatte uns Bill Conolly berichtet, denn er hatte den Kontakt zu Claude Renard hergestellt.
    Dieser Mann war ein typischer Franzose. Er gab sich locker, besaß einen gewissen Charme, der bestimmt auf Frauen wirkte, trug das Haar für meinen Geschmack ein wenig zu lang, wobei ich zugeben mußte, daß ihm diese Frisur stand, und auf seiner Oberlippe wuchs ein dichter dunkler Bart unter der leicht gekrümmten Nase.
    Seine Berufskleidung war die Lederjacke, eine Jeans dazu und feste Turnschuhe.
    Da auch in der Nähe des Meeres in dieser Nacht kaum Wind herrschte, zog der Zigarettenrauch nur träge durch die halb geöffnete Seitenscheibe ab. Claude hatte sich schräg hingesetzt. Seine Beine lagen auf dem Beifahrersitz.
    Wir warteten schon zwei Stunden. Allmählich verlor ich die Geduld und beugte mich vor, um Claude auf die Schulter zu klopfen.
    »Glauben Sie denn, daß sie überhaupt kommen?« fragte ich ihn.
    Renard wandte träge den Kopf. »Wenn sich Ihre Informanten nicht geirrt haben, treffen sie noch in dieser Nacht ein.«
    »Und woher wollen Sie wissen, daß sie ausgerechnet hier erscheinen?«
    »Nase…«
    Wer eine solche Antwort gab, war von sich überzeugt, und ich widersprach nicht.
    Es ging uns um zwei Personen, die uns leider in London entwischt waren. Ein Mann und eine Frau.
    Die Frau hieß Leila, war ein Halbblut und besaß eine Ausstrahlung, die man schon als einmalig bezeichnen konnte. Sie gehörte zu den Dienerinnen der uralten Dämonin Lilith, und sie war auch dabeigewesen, als die Zombies aus dem Höllenfeuer entstanden.
    Zur Tarnung hatten sie und ihr Kumpan Aldo einen Club betrieben, der eigentlich ein teures Bordell war. Suko und mir war es gelungen, dort aufzuräumen. Leider hatten wir die beiden Hauptattentäter laufen lassen müssen, aber eine intensive Fahndung ergab, daß sie sich auf der Flucht in Richtung Afrika befanden.
    Nicht mit dem Flugzeug, sondern auf einem Schiff steuerten sie den internationalen Hafen von Tanger an.
    Ob dahinter ein Plan steckte oder die Fahrt nur mehr Zufall war, das wußten wir nicht, wollten es jedoch herausbekommen, deshalb hockten wir hier am Kai und warteten.
    Durch Bill Conolly waren wir an Claude Renard geraten. Die beiden kannten sich, denn Claude schrieb hin und wieder Berichte für Zeitungen, für die auch Bill aktiv war. Nur
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