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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle
Autoren: Unknown
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Die erregten Stimmen schreckten eine reglose Gestalt auf, ver- setzten sie in Bewegung, als sie lauter wurden und die Reiter immer näher kamen. Dann waren die Stimmen nur noch ein bedrohliches Geräusch, das sich mit dem Schnauben der Pferde vermischte.
    Sie näherten sich, und Elysia spürte beinahe ihren heißen Atem im Nacken, während sie ihre Röcke raffte und schnell über einen Baumstamm kletterte. Sie hielt inne, um nach Luft zu schnappen und lehnte sich haltsuchend an einen anderen Baum. Sie konnte die lauten Stimmen der Männer hören, die ganz in ihrer Nähe das Un- terholz absuchten, um ihr Versteck zu finden. Sie zitterte, als sie das rauhe Bellen der Hunde hörte und durch die Bäume sah, wie sich die Reiter zu ihr vorarbeiteten. Jede Sekunde brachte sie näher.
    Sie stand reglos da, starr vor Furcht, und ihre Augen wurden un- ruhig, wie die eines gefangenen Tieres, suchten nach einem Ausweg. Plötzlich entdeckte sie den ausgehöhlten Stamm eines umgestürz- ten Baumes. Die Öffnung war durch Farnwedel und Unkraut, die um das Loch wuchsen, halb verdeckt. Sie schlüpfte schnell in die kühle, schützende Dunkelheit, zog die dicken Farnwedel wieder hinter sich zusammen und streckte sich auf dem modrigen und feuchten Boden aus. Sie erschauderte, als sie die kleinen krabbeln- den Bewohner des verrottenden Baumes spürte. Elysias Atem stockte, als sie das Stampfen der Hufe direkt auf sich zukommen hörte; es ließ die Erde unter ihrem Körper erbeben, bis sie glaubte, von ihnen totgetrampelt zu werden.
    »Verdammter Idiot! Du hast sie entkommen lassen!« sagte eine gereizte Stimme, die so nahe war, daß Elysia zusammenzuckte.
    »Verflucht, du hast mich aufgehalten - weil du sie überall zu se- hen glaubst«, beschwerte sich eine andere Stimme.
    »Der erste anständige Weiberrock, den ich in dieser verdammten Gegend gesehen habe, und was passiert?« wollte die erste Stimme, vor Selbstmitleid triefend, wissen. »Sie entkommt uns. Hast du das herrliche Haar gesehen! Ein echter kleiner Fuchs - und die langen

Beine! Bei Gott, ich lass' mir meine Beute nicht nehmen, wenn ich mir die Mühe gemacht habe, sie zu jagen!«
    Elysia hörte seinen Sattel knarzen, als der Reiter sich ungeduldig bewegte, und auch das unheilvolle Klatschen einer Reitpeitsche, die gegen behandschuhte Handflächen geschlagen wurde.
    »Wo sind die verdammten Hunde? Wir hätten sie inzwischen schon gestellt, wenn die Hunde ihre Spur aufgenommen hätten. Ich hätte schwören können, daß ich hier was gesehen hab.«
    »Es hört sich an, als hätten sie dort drüben was entdeckt«, meinte der andere Mann, als aus der Ferne laute Stimmen und Bellen zu hö- ren waren.
    »Verflucht! Hoffentlich ist es das Weibsstück! Ich zieh' ihnen die Haut ab, wenn sie nur einen Hasen aufgestöbert haben. Ich will das Mädel heut nacht als Bettwärmer haben. Hier ist es zu kalt, um al- lein zu schlafen.« Er seufzte verbittert. »Wir müssen sie bald finden, ich bin nämlich fertig; zu verdammt müde zum Atmen, und erst recht zu müde, um mich mit dem Mädel zu belustigen. Ich wünschte, wir wären wieder in London - dort muß ich meinem Vergnügen nicht nachjagen. Da gibt es einen Haufen toller Weiber, die drum betteln, daß ich sie anschaue«, prahlte er.
    »Du wirst langsam schlapp, mein Freund. Die Jagd gibt dem Sieg die Würze, aber wir sollten uns auf den Weg machen, sonst hast du heute nacht nur deine alte Haushälterin, die dir deine Knochen wärmt«, kicherte sein Freund.
    »Ich werde mich an dem roten Weibsbild wärmen. Du kannst meine Haushälterin haben oder jemanden vom Küchenpersonal - das ist eher dein Stil«, sagte er laut lachend.
    »Du hast sie noch nicht, und wer weiß, vielleicht zieht sie mich vor, wenn sie einen Blick auf dich geworfen hat.«
    »Verdammt noch mal, das wird sie nicht«, ließ er sich ködern. »Ich wette um mein schwarzes Gespann, daß sie mich bittet, sie nach London mitzunehmen, bevor die Nacht vorbei ist.«

Elysia hörte ihr Lachen und erschauderte, als die zerbrechlichen Wände ihrer Zuflucht bebten und die Reiter mit ihren Pferden über den Baumstamm hinwegsetzten und durch den Wald auf das aufge- regte Bellen ihrer Jagdhunde zuritten.
    Elysia lauschte den sich entfernenden Hufschlägen. Nervös spähte sie zwischen den Farnwedeln hindurch und sah nur die leere Lichtung vor sich. Endlich waren sie verschwunden.
    Langsam, wie ein gehetztes Tier, kroch sie aus der Geborgenheit der Höhle - zögernd, als würde sie den
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