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0810 - Der Geist des Hexers

0810 - Der Geist des Hexers

Titel: 0810 - Der Geist des Hexers
Autoren: Jason Dark
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Poch… Poch …
    Dumpfe, unheimliche Schläge. Als hätte jemand mit einem Hammer gegen eine Membrane geschlagen. Ich schrak bei dem Echo zusammen, der Fackelschein ließ mich ziemlich deutlich erkennen, was mit dem Herz geschah. Bei jedem Schlag zog es sich zusammen und dehnte sich sofort danach wieder aus, als wollte es Blut durch Adern und Gefäße pumpen, aber es war kein Blut zu sehen.
    Nur diese Masse, die den Körper der Frau umschlungen hielt. Mit dem Kopf schaute die dunkelhaarige Kiki Lafitte aus der Masse hervor. Ihre Augen hatte die junge Frau weit geöffnet. Sie schien in unbestimmbare Fernen zu starren, als würde von dort der Prinz kommen, um sie aus ihrer verzweifelten Lage zu erlösen.
    Nur ich war da, und ich war kein Prinz. Trotzdem würde ich versuchen, ihr zu helfen, denn noch lebte sie. Sie atmete. Ebenso wie das gewaltige Herz zuckte, so saugte sie die Luft in einem bestimmten Rhythmus in die Lungen.
    Ruckartig, als wollte sie trinken und nicht atmen. Ihr Gesicht war eine nasse glänzende Masse, und ich wusste nicht mal, ob sie stand oder lag.
    Das Herz war zu groß. Es hielt sie, mit seiner Dominanz sorgte es dafür, dass die Bewegungen der jungen Frau nur so gestaltet wurden, wie dieses Monstrum es wollte.
    Der Oberkörper und die Oberschenkel waren von der zuckenden Masse umschlungen worden. Viel sah ich von Kiki Lafitte also nicht.
    Dabei konnte ich froh sein, dass sie noch lebte, und ich würde versuchen, sie zu befreien.
    Neben mir hüstelte jemand, denn ich war nicht allein gekommen.
    Ich hatte den Tod mitgebracht. Zumindest hörte der Mann mit dem Pferdeschwanz auf den Namen Death. In einem dramatischen Kampf hatte ich ihn auf dem Gelände des Rummelplatzes überwältigen können und ihn gezwungen, mich in das Zentrum zu führen.
    Jetzt waren wir hier, und Death lachte wieder. Ihm fiel nicht nur das Laufen schwer, er schaffte es auch kaum, sich auf den Beinen zu halten, deshalb lehnte er an dieser feuchten Wand, das Gesicht zu einer grinsenden Grimasse verzogen, wie ein Tier, das im Moment nicht in der Lage war, sich aus der Falle zu befreien.
    Ich starrte ihn für einen Moment an.
    Er leckte seine Lippen.
    Ich hasste ihn plötzlich. Das Gefühl verschwand schnell wieder. Es mochte auch an dem Schrecken gelegen haben, der mir hier präsentiert worden war. Death war waffenlos, angeschlagen, dennoch traute ich ihm nicht über den Weg.
    »Auf den Boden mit dir!«
    »Was?«
    »Leg dich auf den Bauch, verdammt! Spreize die Arme vom Körper weg. Sofort!« Ich musste ihn erst in einer relativ sicheren Lage wissen, bevor ich mich um das Herz und die Frau kümmern konnte.
    Death hob die Schultern. Der zuckende Fackelschein machte aus seinem Gesicht eine Fratze, die sich aus Licht und Schatten zusammensetzte. Er hob den rechten Arm. »Ist ja alles okay, Bulle, ich tue genau, was du willst. Aber darf ich mich so legen, dass ich dich beobachten kann?« Er lachte schrill. »Ich will nämlich sehen, wie du stirbst. Ich will mitbekommen, wie du gefressen wirst.«
    »Runter!«
    Er bewegte sich langsam, den Kopf so gedreht, dass er das Herz unter Kontrolle halten konnte. Er freute sich darüber, im Zentrum zu sein, denn er gehörte zu den Männern, die das Herz wohl aus der Erde gestohlen hatten. Wir kannten einfach zu wenig von ihnen, wir wussten nur, dass möglicherweise die Anhänger des verstorbenen Hexers Aleister Crowley dahintersteckten, und dass sie gleichzeitig die gefährliche Baphomet-Schiene eingeschlagen hatten.
    Aber das waren Annahmen, Beweise hatten wir dafür nicht. Als Death lag, grinste er. Seine Waffen hatte ich ihm abgenommen, der Browning steckte in meinem Gürtel am Rücken, aber ich glaubte nicht, dass Death schon aufgegeben hatte.
    Sein rechtes Bein war in Mitleidenschaft gezogen worden. Beim Aufprall aus einer ziemlichen Höhe musste er es sich verstaucht haben. In diesem verdammten Verlies wollte ich aber auf Nummer sicher gehen. Death machte große Augen, als ich mich bückte, und er stieß einen Fluch aus, als er die Handschellen sah, die ich losgehakt hatte. Sie malten große Schatten auf dem Boden und tanzten, weil sich auch das Feuer bewegte. »Sicher ist sicher«, erklärte ich und fesselte ihm die Hände auf dem Rücken.
    Er knirschte mit den Zähnen. »Dafür wird dir der Teufel die Gedärme einzeln aus dem Leib reißen.«
    »Er kann es versuchen. Ich warte auf ihn!«
    Death schwieg.
    Ich richtete mich wieder auf.
    Poch… poch … poch …
    Die dumpfen Schläge
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