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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte
Autoren: Raymond E. Feist
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erneut zu füllen. Es verging eine lange Zeit, und immer noch erfüllten Maras gepeinigte Schreie die Nacht. Nach einiger Zeit kehrte der Diener zurück. »Herr, Nacoya sagt, es wäre eine schwierige Geburt.«Buntokapi nickte und trank wieder; er spürte, wie sich die betäubende Wärme des Brandy in seinem Magen ausbreitete. Erneut kam ein Schrei, gefolgt von einem tiefen Schluchzen. Verzweifelt schrie der Lord der Acoma über den Lärm hinweg: »Spielt etwas Fröhliches und Lautes!«
    Die Musiker setzten zu einem Marsch an. Buntokapi trank weiter Brandy. Als Maras Schreie selbst die Musik übertönten, warf er irritiert den Becher beiseite und verlangte nach dem Krug. Er setzte ihn an die Lippen und nahm einen großen Schluck.
    Alles um ihn herum begann sich zu drehen. Die Schreie schienen wie ganze Schwarme von Feinden auf ihn einzudringen, nicht bereit, sich durch einen Schild aufhalten zu lassen. Buntokapi trank, bis seine Sinne völlig verwirrt waren. Ein glückliches Glühen lag auf seinem Gesicht, und mit einem dummen Grinsen saß er da, bis das Wasser kühl zu werden begann. Aber immer noch zeigte der Lord keinerlei Anzeichen, sich erheben zu wollen, und so eilten die besorgten Diener hin und her, um heißes Wasser nachzufüllen.
    Noch mehr Brandy wurde gebracht, und nach einiger Zeit konnte Buntokapi, Lord der Acoma, kaum mehr die Musik hören, geschweige denn die unablässigen Schreie semer zierlichen Frau, die darum kämpfte, sein Kind zu gebären.

    Eine lange Zeit später versilberte das Morgengrauen die Läden seiner Kammer. Erschöpft von der schlaflosen Nacht öffnete Nacoya die Tür zum Arbeitszimmer und warf einen Blick hinein. Ihr Herr lag zurückgelehnt in der Wanne im kalten Wasser, sein großer Mund stand offen, und er schnarchte. Ein leerer Krug mit Brandy lag vor der schlaff herabhängenden Hand auf dem Boden. Drei Musiker schliefen über ihren Instrumenten, und die Diener standen wie im Kampf besiegte Soldaten da, die zerknüllten Handtücher in den Händen. Nacoya schloß die Tür mit einem lauten Schnappen. Abscheu stand in ihrem faltigen Gesicht. Und sie war dankbar dafür, daß Lord Sezu nicht mehr lebte und miterleben konnte, in welchem Zustand sich sein Nachfolger Buntokapi, Lord der Acoma, befand, während seine Frau ihm in einer langen und anstrengenden Geburt einen gesunden Sohn und Erben geboren hatte.
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