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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte
Autoren: Raymond E. Feist
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Auch als Buntokapi sich seinen Weg durch die grotesk verrenkenden Körper bahnte und zum ersten Mal das Stöhnen der Verwundeten und Sterbenden hörte, legte sich seine Aufregung nicht. Er warf einen Blick auf das Gemetzel, das eine Folge seines Planes war, und entdeckte den Federbusch eines Offiziers.
    Papewaio stand mit verschränkten Armen da und achtete darauf, daß der verletzte Arm eines Soldaten richtig verbunden wurde.
    Buntokapi bahnte sich seinen Weg durch die Umherstehenden. »Nun?«
    »Mylord.« Papewaio salutierte mit seinem Schwert, ohne den Blick ganz von dem verletzten Mann abzuwenden. »Sie zögerten, als sie unsere Linien sahen – das war ihr Fehler. Hätten sie ihren Ansturm fortgesetzt, wären unsere Verluste größer gewesen.« Der Mann am Boden stöhnte, als die Bandage über der Wunde festgezogen wurde. »Nicht so fest«, blaffte Papewaio, der die Gegenwart seines Herrn vergessen zu haben schien.
    Aber Buntokapi war viel zu begeistert von seinem Sieg, als daß er sich an einer solch kleinen Verfehlung gestört hätte. Er stützte sich auf sein blutiges Schwert. »Wie viele Verluste haben wir?«
    Papewaio schaute auf; jetzt sah er ihn zum ersten Mal richtig an. »Ich weiß es noch nicht genau, aber es sind nur wenige. Doch da kommt der Kommadeur.« Er gab rasch ein paar Anweisungen, was die Versorgung des verwundeten Kriegers betraf, dann drehte er sich um und folgte dem Lord der Acoma.
    Lujan stieß zu ihnen, als sie Keyoke trafen. Er war staubbedeckt vom Kampf auf der Lichtung, und sein Federbusch war feucht vom Nebel. Die Offiziere erstatteten mit möglichst wenig Worten Bericht, und Buntokapis Herz schlug vor Stolz schneller. Freundschaftlich tippte er Keyoke auf die Schulter. »Seht Ihr, sie sind zusammengebrochen, und wir haben die Hunde getötet, genau wie ich es gesagt habe. Ha!« Er runzelte die Stirn, aber nicht aus Mißfallen. »Gibt es Gefangene?«
    »Ich schätze, ungefähr dreißig, Mylord«, sagte Lujan. Seine Stimme wirkte eigenartig ausdruckslos gegenüber dem lebhaften Ton seines Herrn. »Einige werden lange genug leben, um Sklaven werden zu können. Wer ihre Offiziere sind, weiß ich nicht, da keiner von ihnen einen Offiziersheim trug.« Er machte eine nachdenkliche Pause. »Und auch nicht die Farbe eines Hauses.«
    »Bah!« Buntokapi spuckte auf die Erde. »Das sind Minwanabi-Hunde.«
    »Zumindest einer von ihnen.« Lujan zeigte auf einen Mann, der kaum sechs Meter von ihnen entfernt tot auf dem Boden lag. »Ich kannte diesen Mann« – er riß sich rechtzeitig zusammen und behielt seine merkwürdige Herkunft für sich – »aus der Zeit, bevor ich die Farben des Hauses übernahm. Er ist der älteste Bruder eines Jungen, mit dem ich in meiner Kindheit befreundet war, und er hat bei den Kehotara gedient.«
    »Minwanabis Schoßhündchen!« Buntokapi wedelte mit seinem übelriechenden Schwert herum, als würde die Anwesenheit eines Soldaten von Jingus Vasallen seine Behauptung bestätigen.
    Lujan trat etwas zur Seite, um nicht aus Versehen von dem Schwert getroffen zu werden, und lächelte leicht. »Er war kein guter Mann. Es mag sein, daß er ein Gesetzloser geworden ist.«
    Buntokapi schüttelte seine Klinge vor Lujans Gesicht; jetzt war nichts Humorvolles mehr an ihm. »Dies war kein Überfall von Gesetzlosen! Dieser Hundenarr Jingu hält die Acoma für schwach, regiert von einer Frau. Nun, jetzt weiß er, daß er einem Mann gegenübersteht.« Er drehte sich entschlossen um und reckte sein Schwert in die Luft. »Ich werde einen Läufer nach Sulan-Qu schicken, der ein paar Runden in den Tavernen am Hafen schmeißt. Innerhalb eines Tages wird Jingu wissen, daß ich ihm einen Nasenstüber versetzt habe.«
    Buntokapi ließ sein Schwert pfeifend wieder herabsausen. Er starrte auf das halbgetrocknete Blut und dachte nach; dann stieß er die Waffe in die mit Troddeln geschmückte Scheide. Ein Sklave konnte sie später polieren. Mit einer Begeisterung, die seine Offiziere nicht teilten, meinte er: »Wir werden dies zu Hause entscheiden. Ich bin durstig und hungrig. Wir brechen auf!« Abrupt marschierte er los und überließ es Keyoke, Papewaio und Lujan, die Männer zu organisieren, Tragen für die Verwundeten herzustellen und die Kompanien auf die Straße zum Herrenhaus zu bringen. Der Lord der Acoma wollte vor dem Abendessen zu Hause sein, und es kümmerte ihn wenig, daß die Soldaten seiner Kompanie vom Kampf erschöpft waren. Mochten sie sich ausruhen, wenn sie zurück in ihren
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