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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte
Autoren: Raymond E. Feist
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Ehemannes für die Sache der Acoma.
    Lujan überquerte den Platz, begleitet von einem Soldaten namens Sheng. Die Unbilden des Tages hatten seine unbeschwerte Galanterie nicht erschüttern können, und er begrüßte seine Lady mit einem Grinsen, bevor er sich vor seinem Lord verbeugte und dessen Prahlerei unterbrach. »Lord, dieser Mann hat etwas Wichtiges mitzuteilen.«
    Nachdem der Soldat die Erlaubnis erhalten hatte zu sprechen, salutierte er. »Herr, einer der Gefangenen ist ein Cousin von mir, und ich kenne ihn gut. Er ist der Sohn von der Schwester der Frau des Bruders meines Vaters. Er ist kein Grauer Krieger. Er steht im Dienst bei den Minwanabi.«
    Mara versteifte sich leicht und holte tief Luft, doch das wurde von Buntokapis lauter Stimme übertönt. »Ha! Ich habe es gesagt. Bring den Hund zu mir.«
    Bewegung breitete sich auf dem Hof aus, und ein kräftiger Soldat erschien. Er schob einen Mann vor sich her, dem beide Hände auf dem Rücken zusammengebunden waren. Er stieß ihn vor Buntokapis Füßen zu Boden.
    »Du bist von den Minwanabi?«
    Der Gefangene weigerte sich zu antworten. Buntokapi vergaß die Gegenwart seiner Frau und trat dem Mann gegen den Kopf. Trotz ihres Hasses auf die Minwanabi zuckte Mara zusammen. Wieder trat er mit seinen beschlagenen Sandalen in das Gesicht des Mannes. Der Gefangene rollte zur Seite und spuckte Blut. »Bist du von den Minwanabi?« wiederholte Buntokapi.
    Aber der Mann würde es nicht zugeben. Er war treu, dachte Mara und kämpfte mit ihrer Übelkeit; sie hatte das erwartet. Jingu würde wohl kaum schwache Männer in ein solch riskantes Unternehmen schicken, denn seine ganze Stellung und Ehre hingen daran, nicht verantwortlich gemacht werden zu können.
    Dennoch blieb die Wahrheit nicht ganz verborgen. Ein anderer Soldat der Acoma erschien mit einer ähnlichen Geschichte wie der ersten: Einige andere der angeblichen Grauen Krieger waren als Minwanabi erkannt worden oder als Angehörige des Haushaltes von Jingus Vasallen, den Kehotara. Buntokapi trat noch mehrere Male auf den am Boden liegenden Mann ein, doch er erntete nichts als einen Blick voller grimmigen Haß. Schließlich war Buntokapi gelangweilt. »Dieser Narr befleckt den Boden der Acoma. Häng ihn auf.«
    Seine hellen Augen hefteten sich auf Keyoke. »Hängt sie alle auf. Wir brauchen keine Sklaven, und Hunde eignen sich nur schlecht als Arbeiter. Knüpft sie entlang der Straße auf, und laßt ein Schild aufstellen, daß dieses Schicksal jeden erwartet, der in das Land der Acoma eindringt. Dann laßt die Patrouillenführer in die Stadt gehen. Sie sollen in den Tavernen Wein kaufen und auf die Männer der Acoma trinken, die die Minwanabi besiegt haben.«
    Keyoke stand mit unbeweglichem Gesicht da und schwieg. Buntokapi fügte dem Lord der Minwanabi eine schreckliche Beleidigung zu, indem er seine Soldaten öffentlich hängen ließ. Kriegsgefangene wurden entweder ehrenvoll mit dem Schwert getötet oder als Sklaven gehalten. Nur wenn die Blutfehde alt und unversöhnlich geworden war, würde ein Mann seinen Feind auf diese Weise beleidigen. Sich mit einer solchen Tat auch noch öffentlich zu brüsten, bedeutete, eine noch schlimmere Vergeltung hinaufzubeschwören, bis selbst das Bündnis mit den Anasati nicht mehr ausreichen würde, sie zu schützen. Mara begriff, was auf dem Spiel stand. Wenn Jingu nur genügend aufgebracht sein würde, konnte es gut sein, daß er beim nächsten Mal nicht mit dreihundert als Graue Krieger verkleideten Soldaten kommen würde, sondern dreitausend gerüstete Soldaten im Orange und Schwarz der Minwanabi wie Insekten auf das Land der Acoma senden würde. Mara sah, wie Keyoke sich mit dem Daumen am Kinn rieb, und wußte, daß auch er die gleichen Befürchtungen hegte. Sie mußte versuchen ihren Mann davon abzubringen.
    »Mylord.« Mara berührte Buntokapis feuchten Ärmel. »Sie waren nur Soldaten, die ihren Herren gegenüber ihre Pflicht erfüllten.«
    Ein wilder Blick trat in Buntokapis Augen; er konterte mit einer verblüffenden Argumentation. »Diese hier?« Seine Stimme war von einer ungewohnten Ruhe, die umso unheimlicher war, da sie echt wirkte. »Warum, dies sind nur Graue Krieger, Banditen und Gesetzlose, meine Gemahlin. Du warst dabei, als ich ihn gefragt habe, ob er zu den Minwanabi gehört, nicht wahr? Hätte er entsprechend geantwortet, hätte ich ihn ehrenhaft mit meinem eigenen Schwert getötet. Aber er ist nur ein Verbrecher, für den das Hängen eine angemessene
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