Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte
Autoren: Raymond E. Feist
Vom Netzwerk:
Todesart ist.« Er lächelte jetzt breit und wandte sich an die Männer im Hof. »Mein Befehl bleibt bestehen«, rief er.
    Die Soldaten der Acoma beeilten sich, Seile zu holen, und die Gefangenen wurden den Kiesweg hinuntergetrieben, der zu den Bäumen am Rand der Kaiserlichen Straße führte. Ein Handwerker würde das Schild fertigstellen, um ihre Schande öffentlich bekanntzumachen, und bei Sonnenuntergang würde auch der letzte von ihnen hängen.
    Diejenigen Soldaten, die nicht daran beteiligt waren, verteilten sich auf die Baracken. Buntokapi trat in das Herrenhaus, ohne seine Sandalen auszuziehen, und seine beschlagenen Sohlen rissen Splitter aus dem schönen Holz, als er sich umdrehte und nach seinen Dienern rief. Mara machte sich innerlich eine kurze Notiz, daß sie nach einem Sklaven schicken lassen mußte, der die Böden neu schmirgeln und polieren sollte, und kehrte zu ihren Kissen zurück. Ihr Ehemann hatte sie nicht entlassen, als seine Kammerdiener eintrafen, und so war sie gezwungen zu bleiben, während die Diener ihn von der Rüstung befreiten.
    Der Lord reckte seine gewaltigen Schultern, als die Brustplatte abgenommen wurde. »Dieser Lord der Minwanabi ist ein Narr.
    Er glaubt, er könnte meinen Vater in Wut versetzen, indem er mich tötet, und dann seine Aufmerksamkeit dir, meiner Gemahlin, einer einfachen Frau, zuwenden. Er hat nicht damit gerechnet, was für einem Soldaten er begegnen würde, was? Wie gut, daß du mich gewählt hast und nicht Jiro. Mein Bruder ist schlau, aber er ist kein Krieger.« Wieder trat dieses wilde Licht in Buntokapis Augen, und Mara sah noch etwas anderes, mehr als nur Gerissenheit. Sie sah sich gezwungen, Buntokapis Bemerkungen aus ihrer Hochzeitsnacht zuzustimmen. Dieser Mann, den sie geheiratet hatte, war nicht dumm.
    Mara versuchte begütigend auf ihn einzuwirken. »Es war heute tatsächlich gut für die Acoma, von einem Soldaten geführt zu werden, Mylord.«
    Bei diesem Lob plusterte Buntokapi sich regelrecht auf. Er drehte sich um und gab seinem Kammerdiener das letzte Stück seiner Rüstung. Er betrachtete seine blutbefleckten Knöchel und spürte plötzlich die Müdigkeit der vergangenen zwei Tage. »Ich werde ein langes Bad nehmen, meine Gemahlin, und dann werde ich dir beim Abendessen Gesellschaft leisten. Ich werde nicht in die Stadt gehen. Die Götter mögen allzuviel Stolz nicht, und vielleicht ist es besser, sich über Jingu nicht noch mehr zu belustigen, als ich es schon getan habe.«
    Er schritt zum Fensterladen und ließ den Schweiß in der sanften Abendbrise trocknen. Mara beobachtete ihn schweigend. Sein stämmiger Körper und die krummen Beine bildeten eine komische Silhouette vor dem gelben Abendhimmel, doch der Anblick brachte sie nur zum Frösteln. Als Buntokapi hinausging, starrte sie auf den Stapel mit den schmutzigen Kleidern und die Sandalen, die er auf dem Boden zurückgelassen hatte. Ihre Gedanken verfinsterten sich, und so nahm sie nicht wahr, wie Nacoya eintrat und sich zu ihrem Ohr herabbeugte. »Wenn Ihr ihn töten wollt, tut es bald, Lady. Er ist weitaus schlauer, als Ihr gedacht habt«, flüsterte sie mit beinahe zischender Stimme.
    Mara nickte nur. Innerlich zählte sie die Stunden. Erst, wenn ihr Baby geboren wäre. Erst dann.

    »Mara!«
    Der Schrei gellte durch das ganze Haus. Die Lady der Acoma stand mit Hilfe ihrer Zofen auf. Sie war auf halbem Weg zur Tür ihrer Gemächer, als die Tür aufging und Buntokapi eintrat. Sein Gesicht glühte vor Zorn.
    Sofort verneigte sich Mara. »Ja, Bunto?«
    Er hob seine fleischige Hand und schwenkte ein Bündel mit Papieren hin und her. Jeder einzelne Zettel war voller Zeilen mit winzigen Zahlen beschrieben. »Was ist das? Ich fand sie heute morgen, als ich aufwachte, auf meinem Schreibtisch.« Wie das Abbild eines wütenden Needra-Bullen stampfte er an ihr vorbei, und seine blutunterlaufenen Augen, das Vermächtnis der Feier mit einigen Freunden am Abend zuvor, verstärkten diese Ähnlichkeit noch.
    Einige junge Soldaten, zweite und dritte Söhne von Familien, die den Anasau gegenüber loyal waren, hatten auf dem Weg zur Stadt der Ebene bei ihm Halt gemacht. Sie hatten sich viele Stunden lang unterhalten, denn ihre Häuser stellten Garnisonen zusammen für den Frühjahrsfeldzug gegen die Barbaren der Welt Midkemia, die auf der anderen Seite der magischen Spalte lag. Der Krieg ging jetzt ins dritte Jahr, und Geschichten über Reichtümer verführten eine große Anzahl politisch neutraler Häuser,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher