Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte
Autoren: Raymond E. Feist
Vom Netzwerk:
nun der Kriegsallianz beizutreten. Diese Veränderungen veranlaßten die Kriegspartei und die konservative Kaiserliche Partei, sich um die Vorherrschaft im Flohen Rat zu streiten. Der Lord der Minwanabi war ein getreuer Anhänger der Kriegspartei, die vom Kriegsherr angeführt wurde. Der Lord der Anasati dagegen war die zentrale Figur in der Kaiserlichen Partei; die Position war von hohem Prestige, da sie nur Blutsverwandten des Kaisers offen stand.
    Ohne auch nur einen Hauch von dem Verhalten seiner kaiserliehen Cousins widerzuspiegeln, warf Buntokapi die Zettel in hohem Bogen seiner Frau entgegen. »Was soll ich mit all dem Papier tun?«
    »Gemahl, es sind die monatlichen Abrechnungen des Hauses, die vierteljährlichen Haushaltspläne und Berichte von Euren Verwaltern sowie Bestandsaufnahmen von den weiter entfernten Gütern« – sie ließ ihre Blicke über den Boden schweifen, um zu sehen, was noch um ihre Füße herum verstreut lag – »und eine Schätzung der Nachfrage nach Needra-Fellen für nächstes Jahr.«
    »Aber was soll ich mit ihnen tun?« Buntokapi breitete in einer verzweifelten Geste die Arme aus. Da er der dritte Sohn war, hatten alle geglaubt, daß er als Krieger Karriere machen würde, so ähnlich wie Keyoke und Papewaio, oder daß er die Tochter eines reichen Händlers heiraten würde, der es auf die Verbindung mit einem mächtigen Haus abgesehen hatte. Und jetzt, da er selbst sie äußersten Hoffnungen seines Vaters übertroffen hatte, war er nicht darauf vorbereitet, ein solch großes Haus zu führen.
    Mara kniete sich hin, da die Schwangerschaft es ihr unmöglich machte, sich hinabzubeugen, und sammelte mit vorbildlicher Geduld die verstreuten Papiere wieder ein. »Ihr müßt die Berichte lesen. Ihr müßt sie billigen, mißbilligen oder verbessern und sie dann zurück zu dem jeweiligen Mitglied des Haushaltes schicken, Bunto.«
    »Was ist mit Jican?«
    »Er wird Euch darin beraten, Gemahl.« Wieder wartete sie auf eine Gelegenheit, die Verantwortung von seinen Schultern nehmen zu können. »Also gut. Wenn ich gegessen habe, schicke den Hadonra in mein Arbeitszimmer«, sagte er jedoch nur. Ohne ein weiteres Wort riß er seiner Frau die Papiere aus der Hand und verließ den Raum.
    Mara winkte ihren Läufer zu sich. »Hole Jican.«
    Atemlos erschien der Hadonra bei ihr. Er hatte Tintenflecke an den Händen, und so wußte Mara, daß der Läufer ihn im Flügel der Schreiber gefunden hatte, ganz auf der anderen Seite des Hauses. Als er seine Verbeugung beendet hatte, klärte Mara ihn auf. »Mein Herr braucht Euren Rat, Jican, was die vielen Angelegenheiten angeht, die die Acoma betreffen. Bitte helft ihm dabei, wenn er gebadet und gegessen hat.«
    Der Hadonra rieb mit dem Zeigefinger über einen schwarzen Knöchel. Er konnte sein Mißfallen, mit dem schwerfälligen Buntokapi arbeiten zu müssen, kaum verbergen. »Ich verstehe, Mylady.«
    Mara sah ihn mit höflichem, aber sachlichem Gesichtsausdruck an. »Die Dinge des Handels sind neu für meinen Herrn, Jican. Vielleicht ist es das beste, wenn Ihr jede einzelne Angelegenheit langsam und ausführlich mit ihm durchgeht.«
    Ticans Gesichtsausdruck blieb unverändert, doch seine Augen schienen sich zu erhellen. »Ja, Mistress.«
    Jetzt ließ Mara ein angedeutetes Lächeln sehen: »Nehmt Euch soviel Zeit, wie Ihr braucht. Ich denke, Ihr werdet genügend Themen finden, um den ganzen Abend mit ihm zu diskutieren, vielleicht sogar bis weit in die Nacht hinein.«
    »Natürlich Mistress.« Jicans Begeisterung stieg. »Ich werde den Befehl geben, daß mich niemand stören darf, solange Lord Buntokapi meine Hilfe benötigt.«
    Der Hadonra hatte schon immer schnell begriffen. Mara erfreute sich an seinen Fähigkeiten, auch wenn sie nichts von ihren Gefühlen an die Oberfläche dringen ließ. »Das ist gut, Jican. Da mein Herr Interesse an den Angelegenheiten des Haushalts hat, nehmt jedes Dokument mit, das er vielleicht studieren könnte.«
    »Ja, Mistress«, antwortete Jican mit einer Stimme, in der unterdrückte Freude mitschwang.
    »Das ist alles.« Mara gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, daß er gehen sollte; dann stand sie gedankenverloren da und suchte im Geiste nach anderen Dingen, um die sich ihr Ehemann kümmern könnte. Noch während sie Pläne schmiedete, überfiel sie Furcht. Der Weg, den sie gewählt hatte, barg viele Gefahren; kein Gesetz und kein Mensch konnte sie schützen, wenn sie einen Fehltritt machte. Plötzlich empfand sie die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher