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Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde
Autoren: Vonda N. McIntyre
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»Gedulde dich ein wenig. Ich möchte auch noch ein paar Sachen zusammenpacken, wenn sie noch in meinem Raum sind.«
    Sie fügte sich widerwillig, von widerstreitenden Empfindungen verwirrt. Sie wollte ihn nicht allein gehen lassen, todmüde wie er war, wollte aber auch in Subzweis Nähe bleiben, da sie nicht wußte, ob sie ihm vertrauen konnte, und befürchtete, daß alles wieder in Stücke fallen würde. Um sich zu fassen, kauerte sie nieder und legte die Arme um Krabbe, erklärte ihm langsam und freundlich, daß sie ihn jetzt gleich verlassen würde, nicht in seiner unbestimmten, undenkbaren persönlichen Zukunft. Er hatte gesehen – und für die Dauer eines Augenblicks verstanden –, was sie getan hatte und warum; wenngleich das Verstehen längst wieder gewichen war, bewahrte er die Erinnerung daran. Er versuchte nicht, sie zum Bleiben zu bewegen.
    Val kam herüber zu ihnen. »Will Krabbe mit dir gehen?«
    »Er wird bei dir und Simon bleiben«, sagte Mischa. »Aber ich weiß nicht, was ich ihm sagen soll.«
    »Wir haben unsere Meinung nicht geändert. Wir bleiben hier.«
    »Fürchtet ihr nicht, in Schwierigkeiten zu kommen, allein und ohne eure Geiseln?«
    Val schüttelte den Kopf. »Wir fürchten nichts. Keine Sorge.« Ihre Augen lächelten und sie hob die erbeutete Laserlanze.
    Mischa beugte sich wieder zu Krabbe hinab. Er war noch sehr jung und zog es vor, daß die Ereignisse sich entwickelten, wie es ihm gefiel. Schließlich versprach sie ihm, daß sie versuchen werde, eines Tages zurückzukommen und ihn wiederzusehen. Als sie aufblickte, sah sie sich von den Untergrundleuten umstanden. »Nun ist es Zeit, Abschied zu nehmen«, sagte Val.
    Mischa stand auf. »Dann lebt wohl.« Sie umarmte Val und Simon. »Lebe wohl, Simon.«
    »Lebe wohl, Mischa.« Er drückte ihr die Hände. »Und sorge dich nicht um deine Schwester.«
    »Seid vorsichtig.« Sie umarmte die anderen der Reihe nach und gab ihnen ihre guten Wünsche mit.
    »Wenn du in die Sphäre kommst«, sagte Val, »dann sag ihnen dort, daß wir noch leben. Sag ihnen, sie sollen uns nicht mehr ihre Abtrünnigen schicken. Sag ihnen, unsere Kinder sollten nicht als Krüppel geboren werden.«
    »Das werde ich tun, ich verspreche es.«
    Stille und seltsame Gestalten, zogen sie hinaus und ließen sie mit Subzwei allein.
    Noch immer nackt, und von seinen Besitztümern nur einen Mikrocomputer, zwei Bücherei-Speichereinheiten und eine offene Reisetasche mit persönlichen Dingen und Akten auf dem Tisch bereitgelegt, saß er an seiner Konsole und war mit seiner Verbindung zum Kommunikationssystem des Palastes beschäftigt. Mischa sah, wie das Kontrollbild auf dem Bildschirm von einem Raum zum anderen sprang, von einer Kamera zur nächsten.
    »Was – was tun Sie da?« rief Mischa in jäh erwachtem Mißtrauen.
    Er blickte erschrocken auf und errötete. Mischa benötigte keinen weiteren Beweis für ihr Mißtrauen. Mit einem Satz war sie am Tisch, brachte seine Laserlanze an sich und zerstörte den Datenanschluß mit einem schäumenden Ausbruch ungebändigter Energie.
    »Bist du verrückt? Ich versuchte nur ... jemanden zu erreichen.«
    Sie wich vor ihm zurück, die Waffe im Anschlag. »Das kann ich mir denken.«
    »Nicht um etwas gegen euch zu unternehmen! Warum sollte ich?«
    »Vorwärts. Ich will Jan Hikaru holen.«
    »Aber ich muß ...«
    »Nein!«
    Er sprang auf und starrte auf die ruinierte Konsole, die leeren, grauen Bildschirme. »Was hast du angerichtet? Sie wird denken, sie sei mir gleichgültig geworden .. .«
    »Beeilen Sie sich!« Mischa hörte nicht auf ihn; seine Affären und Intrigen interessierten sie nicht, und die Ausstrahlung ratloser Verzweiflung, die sie von ihm auffing, war nicht geeignet, ihr Mißtrauen zu zerstreuen: Sie deutete die Gemütsbewegung als einen Ausdruck seines Trennungsschmerzes, weil er Subeins verlassen mußte.
    Vor der Unberechenbarkeit des offenbar von einer fixen Idee besessenen Mädchens resignierend, kleidete Subzwei sich an, während die vor Ungeduld zappelnde Mischa ihn mit dem Laser bedrohte.
    Aus ihrer Kindheit, als der Steinpalast von mehr Leben erfüllt gewesen war als in diesen Tagen, erinnerte sich Val an die Wege von einer Ebene zur nächsten und führte ihre Leute durch Korridore, Zimmerfluchten und Steigrohre. Sie hatten die Kinder an einem sicheren Ort zurückgelassen, denn sie würden sich fürchten, und es war keine Zeit für Erklärungen und beruhigende Worte. Simon ging an ihrer Seite, auf der Hut vor den
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