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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition)
Autoren: Matthew Quirk
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begangen hatte. Es würde jede Menge Überzeugungsarbeit und Einflussnahme erfordern, um mit heiler Haut – oder was davon noch übrig war – aus diesem Schlamassel herauszukommen. Ich ging wieder in den Tresorraum und fing an, die Ordner durchzublättern. Hier ein Senator, da ein Ausschussvorsitzender, dort ein Polizeichef.
    Auf der Jagd nach einem ehrbaren Leben war ich jahrelang vor der Vergangenheit meines Vaters und meiner eigenen kriminellen Vergangenheit davongelaufen. Dabei hatten sich die Kriminellen auf ihre Weise als ehrlich und die Ehrlichen als kriminell herausgestellt. Jetzt musste ich mich entscheiden. Sollte ich einfach die Tür zumachen und gehen? Sollte ich mich von der Polizei jagen lassen und mich mit dem Wissen zufriedengeben, dass ich als Einziger ehrenvoll gehandelt hatte? Oder sollte ich mich auf Henrys Thron setzen? Sollte ich mich für die Korruption entscheiden, wie ein König leben und mir den nötigen Respekt kaufen?
    Ich schaute mich in dem Tresorraum um. Die Geheimnisse Washingtons lagen vor mir ausgebreitet. Ich entschied mich für keins von beidem. Sicher, ich war ein geborener Gauner, aber wie mein Vater war ich ein ehrlicher Dieb.
    Ich würde nur das von den Unterlagen benutzen, was ich benötigte, um aus dieser Sache herauszukommen, und den Rest würde ich vernichten.
    Annies Handy klingelte. Sie schaute mich an und hielt mir das Telefon hin. Es war Cartwrights Nummer. Ich hob ab.
    »Er lebt, Mike«, sagte er.
    »Was?«
    »Dein Vater.«
    »Was ist passiert?«
    »Später. Bis du in Davies’ Büro?«
    »Ja.«
    »Alles okay?«
    »Bestens. Annie auch.«
    »Brauchst du Verstärkung?«
    »Nur einen Fluchtweg«, sagte ich. »Alle anderen sind tot. Kann nicht mehr lange dauern, dann wimmelt’s hier von Polizei. Wo bist du?«
    »Biege gerade von der Connecticut ab Richtung Davies. Sind schon Bullen da?«
    Ich schaute aus dem Fenster. Zwei Streifenwagen standen vor dem Haupteingang.
    »Es gibt einen zweiten Eingang«, sagte ich und beschrieb ihm den Weg zum Hintereingang, durch den Henry und Marcus mich nach dem Zwischenfall im Museum geschleift hatten.
    Ich stopfte, alles was ich aus Henrys Schatz brauchen konnte, in ein paar Müllsäcke. Die beiden Armeen – Henrys und Rados Männer – hatten sich gegenseitig ausgelöscht. Wir stiegen über die Leichen, trafen Cartwright im Erdgeschoss und rasten davon. Sekunden bevor die Polizei eintraf und damit begann, das Anwesen abzusperren.
    Im Wagen erzählte mir Cartwright, was im Krankenhaus passiert war. Von Marcus’ Spezialbehandlung hatte mein Vater eine retroperitoneale Blutung in einem versteckten Teil im Bauch davongetragen. Sie mussten ihm zwei Transfusionen geben, bis der Chirurg sie gefunden und gestillt hatte. Der gesundheitliche Zustand meines Vaters war stabil, nur dass inzwischen Henrys Leute das Krankenhaus umstellt hatten. Cartwright erkannte, dass er ihn nur aus dem Krankenhaus schaffen konnte, wenn er ihn tötete.
    Er vertauschte die Krankenakte und das Namensschild am Handgelenk meines Vaters mit denen eines Mannes, der nach einem Motorradunfall eingeliefert worden und noch in der Notaufnahme gestorben war. Eine Variation der Leichenschauhausnummer, nehme ich an. Weil Henrys Männer meinen Vater für tot hielten, konnte Cartwright ihn unbehelligt zu seinem Tierarztfreund bringen. Sicher wäre das nicht meine erste Priorität für einen Arzt gewesen, aber als ich meinen Vater im Hinterzimmer einer Ladenpraxis außerhalb von Ashburn, umringt von bellenden Wolfsspitzen und plappernden Papageien, schließlich wiedertraf, sah er okay aus, weiß wie ein Bettlaken, aber okay.
    »Ich glaube, du hast da was, was mir gehört«, sagte er und legte den Arm um mich.
    »War das der Grund für alles?«, fragte ich und gab ihm die blutverschmierten Pläne für das Haus zurück.
    »Wie hast du Henry erwischt?«, fragte er.
    »Katze im Sack«, sagte ich.
    Er nickte. »Braver Junge.«
    Wir nahmen den Hausbau in Angriff. Außer den Unterlagen hatte sich in Henrys Tresorraum auch noch ein anständiger Batzen Bargeld gefunden. Ich verbuchte ihn unter Gefahrenzulage. Ein Teil ging für Zement und Bauholz drauf.
    Alle wirklich unverzeihlichen Verbrechen in den Akten aus Henrys Tresor ließ ich dem Staatsanwalt zukommen. Wo Henry das Gesetz gebeugt hatte, nutzte ich das Material, das er gesammelt hatte, und übte damit genügend Druck aus, um meine jüngst entstandenen Missverständnisse zwischen mir und der Polizei auszuräumen und dafür zu
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