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Planet außer Kurs (Orion 02)

Planet außer Kurs (Orion 02)

Titel: Planet außer Kurs (Orion 02)
Autoren: Hans Kneifel
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    Das Schauspiel war einmalig; grandios und von tödlicher Gefahr erfüllt. Der Strahlungssturm hatte, von der irdischen Sonne ausgehend, im rechten Winkel zur Ekliptik des Systems einen scharfzackigen Ausläufer in die Dunkelheit des Alls ausgestreckt.
    Ein Spitzkegel, das war die ungefähre Form, der an der Basis knapp eine Astronomische Einheit durchmaß und mehr als fünfzehn Astronomische Einheiten lang war. Dieser schillernde Finger, angefüllt mit den Schleiern selten gesehener Farben, deutete auf das Sternbild des Kleinen Bären.
    Raumkubus Eins/001 war in Aufruhr.
    Der Strahlungsausbruch hatte sich verstärkt, ausgebreitet und von der Sonne gelöst. Er wanderte mit beachtlicher Geschwindigkeit durch den Kubus und rief Verwirrung in sämtlichen Wellenlängen hervor; der normale Funkverkehr war fast zusammengebrochen. Eine scharfe Spitze von weißglühender Intensität deutete auf das bekannte Sternbild, dahinter wirbelten die Farben des gesamten Spektrums spiralig von der Spitze weg bis zur Basis. Die wenigsten Raumfahrer kannten diese Erscheinung, weil sie sich hüteten, auch nur in die Nähe eines Strahlungssturmes zu geraten. Diejenigen, die dieses farbenprächtige Schauspiel kannten, hatten genügend Gründe zur Furcht.
    Die HYDRA war aus dem Hyperraum gekommen um zu landen, und sie geriet in jenen Spitzkegel der Vernichtung. Wenn nicht ein Wunder geschah, war das Schiff verloren. Und – Wunder waren selten in dieser Zeit.
    Vor dem großen, runden Schirm saß Lydia van Dyke General der Schnellen Raumverbände.
    »Noch eine Möglichkeit, Astrogator?« fragte sie laut.
    Der Astrogator, ein hochgewachsener Mann mit kurzgeschorenem grauen Haar, sah kaum auf und schüttelte den Kopf. Lydia sah dieses Kopfschütteln und verstand.
    Die HYDRA gehörte zur gleichen Klasse wie auch die ORION VII; schnelle tüchtige Schiffe mit mächtigen Maschinen und hervorragender Isolierung. Wenn jemals ein Schiff aus terranischen Werften in der Lage gewesen war, einen Strahlungssturm von dieser Intensität durchzustehen, dann waren es diese modernsten Schiffe.
    Und dieses Schiff, die HYDRA, wurde umhergewirbelt wie ein welkes Blatt im Herbststurm. Durch das Schiff ging ununterbrochen ein Knistern, wie wenn sich Metall verformen würde. Die Maschinen jaulten unter der gewaltigen Kraftanstrengung ungleichmäßig. Aus den schmalen, langen Öffnungen der Luftversorgungsanlage drang ein feiner ätzender Geruch: schmorende Verbindungen und die heißen Isolierungen mächtiger Kabel. Wieder griff ein magnetischer Arm nach dem mißhandelten Metall der Hülle und klammerte sich daran.
    »Wie steht es?« fragte Lydia und machte einen erneuten Versuch, die Steuerung zu beeinflussen. Die einzige Rettung, die es gab, bestand darin, in den Hyperraum zurückzukehren.
    Zwei Männer und eine Frau befanden sich an Bord des Schnellen Kreuzers HYDRA; der Astrogator und der Offizier für Raumüberwachung. Und Lydia van Dyke. Diese drei Menschen trugen ein gefährliches Geheimnis mit sich, von dem die Existenz des gesamten Sonnensystems abhing.
    Wieder erbebte das Schiff in sämtlichen Verstrebungen.
    Klirrend schlugen herausgeschleuderte Nieten in das Glas von wertvollen Instrumenten. Es stank immer mehr, und eine Reihe von Anzeigen war bereits ausgefallen. Halb blind torkelte das Schiff durch die Wellenfronten des Sturms. Auf den eingeschalteten Außenschirmen sahen sechs Augen die Schleier der Farben, die um das Schiff spielten und die Schwärze des Alls mit geheimnisvollem Glühen erfüllten. Das Entsetzen griff nach den Menschen und die Furcht, der Erde nicht mehr mitteilen zu können, was sie wußten.
    »Raumüberwachung!« rief Lydia.
    »Hier, General!« sagte die Stimme des Offiziers, von kalter Panik erfüllt.
    »Können Sie versuchen, einen Funkspruch an die Erde abzusetzen?«
    Der Offizier sah mit starren grauen Augen auf seine Skalen und Regler. Dann drehte er einen Schalter vorsichtig nach rechts. Ein Prasseln und Heulen, ein Knistern und Krachen erfüllte die Kommandokanzel – die Störungen überlagerten sogar den Kennruf der Earth Outer Space Station, die eigentlich klar hätte empfangen werden müssen.
    »Nichts!« sagte van Dyke hoffnungslos. Nur ihre Augen verrieten, was sie dachte.
    Die ständig wechselnden Magnetfelder des Sturmes ließen das Schiff nicht mehr los. Die Geschwindigkeit, die sehr gering war, genügte nicht, um in den Hyperraum zurückzufallen. Das Schiff schien verloren.
    »Versuchen Sie«, sagte Lydia
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