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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition)
Autoren: Matthew Quirk
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selbst auch getan hätte.
    »Genügend.«
    »Ich bin neugierig«, sagte ich.
    »Zunächst einmal: Es standen ein Dutzend Klienten Schlange, die ein Interesse an gewissen Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs hatten. Über die nächsten zehn Jahre gerechnet, reden wir über Summen im zehn-, vielleicht elfstelligen Bereich.«
    Milliarden, möglicherweise sogar in zweistelliger Höhe.
    »Also, Mike. Dieser Job sollte mein letzter für Klienten sein. Zarte Gemüter fragen immer: ›Wie viel ist genug?‹, ›Wie viele Häuser braucht man?‹ Das zeigt nur, wie begrenzt ihre Vorstellungskraft ist, wie genügsam sie sind. Geld, Häuser, Frauen, die als meine Enkelinnen durchgehen könnten: Das ist alles ganz nett. Aber nicht der entscheidende Punkt.
    Nach dem Haskins-Job hätte ich endlich genug. Genug, um nicht mehr von Klienten abhängig zu sein. Sicher, die Stadt gehört mir. Aber um das zu finanzieren, bin ich auf anderer Leute Angebote angewiesen. Dann nicht mehr. Ich muss mich nicht mehr den Wünschen anderer beugen. Mit dem Geld, das dann hereinkommt, kann ich endlich eigene Ziele verfolgen, die ich aus eigenen Mitteln finanzieren und durch meinen eigenen Einfluss durchsetzen kann. Dieser Sumpf am Potomac wird mein Reich sein, und ich werde niemandem Rechenschaft ablegen müssen. Ich muss nur noch ein paar lose Enden zusammenführen. Erstens das mit diesem Kuvert da und dann die noch anhängige unerfreuliche Angelegenheit mit meinem besten Senior Associate.«
    »Partner«, sagte ich.
    »Darüber lässt sich reden.«
    »Was verdient ein Partner? Sagen wir, im letzten Jahr?«
    Henry legte die Fingerspitzen aneinander. »Wir rechnen nach dem modifizierten Lockstep-System ab. Angesichts Ihrer Leistungen könnte ich Sie auf der Leiter wahrscheinlich ein bisschen nach oben befördern. Das würde dann so fünf bis sieben Millionen pro Jahr machen. Mit dem Geld vom Obersten Gericht wird das nächste Jahr sicher sehr gut. Schätze vier- oder fünfmal so viel.«
    Ich überlegte kurz. »Ich gebe Ihnen die Beweise«, sagte ich und tippte mit dem Zeigefinger auf den Umschlag, »und garantiere, dass Sie sich darum nie wieder Sorgen zu machen brauchen. Dafür will ich, dass Rado verschwindet, dass die Polizei mich in Ruhe lässt, dass ich mein Leben zurückbekomme und dass ich gleichberechtigter Partner werde.«
    »Von jetzt an gehören Sie mir«, sagte Henry. »Gleichberechtigter Partner, auch bei der Drecksarbeit. Wenn wir Rado gefunden haben, schneiden Sie ihm die Kehle durch.«
    Ich nickte.
    »Dann sind wir uns einig«, sagte Henry. Der Teufel streckte die Hand aus.
    Ich schüttelte sie und übergab ihm, zusammen mit dem Umschlag, meine Seele.
    Von unten waren knackende Geräusche zu hören, leise, aber in dem ruhigen Raum nicht zu überhören.
    Henry trat ans Fenster, drehte sich um und ging zum Fenster auf der anderen Seite des Raums. Rados Range Rover und ein zweiter für seine Leute standen an der Hügelseite vor dem Eingang zu dem abgeschotteten Bereich für die Sicherheitsleute.
    »Marcus«, schrie Henry. »Hier rein!«
    Marcus kam mit der Waffe im Anschlag ins Zimmer. Allerdings war ich mit meinem ramponierten Körper das Letzte, worum er sich Sorgen machen musste.
    Die knackenden Geräusche hörten sich nun eindeutig wie Schüsse an. Rado und seine Leute waren in das Gebäude eingedrungen.
    Henry zeigte auf mich. »Fessle ihn«, sagte er.
    Bevor ich überhaupt wusste, wie mir geschah, stieß Marcus mich auf den Boden, drehte mich auf den Bauch und riss mir die Hände auf den Rücken. Er ließ eine Handschelle über meinem rechten Handgelenk zuschnappen, zog die andere durch einen Griff an einem Aktenschrank und klickte sie über meiner rechten Hand zu. Die Hände auf dem Rücken gefesselt, saß ich wehrlos auf dem Boden.
    Es hätte schlimmer kommen können. Nach Rados Schaukelbehandlung hatte ich mir angewöhnt, vor jedem potenziellen Geisel-Folter-Szenario ein paar Schmerztabletten zu schlu cken. Ich nahm die Handschellen, die mir ins Fleisch schnitten, kaum wahr. Dazu kam nach dem Tod meines Vaters die Taubheit, die völlige Gleichgültigkeit gegenüber meinem eigenen Schicksal. Die Aussicht, dass man mich vielleicht noch ein bisschen mehr herumschubste und die schon kaputten Schultern noch ein bisschen mehr auskugelte, konnte mich nicht schrecken.
    Henry und Marcus waren zu schlau, um sich von mir mit einer Wanze hereinlegen zu lassen, aber als guter Soldat Nixons hätte Henry wissen müssen, dass er sich nicht
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