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Dhana - Im Reich der Götter

Dhana - Im Reich der Götter

Titel: Dhana - Im Reich der Götter
Autoren: Tamora Pierce
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der Dachs. »Einst hatten Unsterbliche einen
Platz. Menschliche Magier haben sie verbannt. . . und ihr habt das zugelassen.
Ihr habt jetzt die Gelegenheit Unrecht wieder gutzumachen und es nicht zu
wiederholen.« Die Friedhofshexe klopfte mit ihrem Spazierstock auf den Boden,
um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Der Dachs hat Recht«, sagte Carthaks
Schutzgöttin. »Und es ist gut für die Menschen, wenn sie sich wenigstens vor
ein paar Dingen fürchten. Außer vor uns, natürlich.«
    Beinahe vier Jahrhunderte lang
habe ich mit den Träumen der Menschen gearbeitet. Gainels
Gedanken-Stimme klang fest. Die Unsterblichen riefen ohne mein Zutun reiche
Träume hervor. Der menschliche Geist war ärmer, nachdem die Unsterblichen
wegwaren. Menschliche Vorstellungskraft war weniger schöpferisch. Ich habe ein
paar jähre Erleichterung bei einer undankbaren Aufgabe genossen. Willst du mich
doppelt lähmen, Bruder?
    Goldstreifchen steckte seinen
kleinen Kopf an Dhanas Ohr und flüsterte: »Sturmflügel.«
    Diese winzige, hohe Stimme
durchbrach Dhanas Gedanken. »Was?«, fragte sie benommen.
    »Sturmflügel«, wiederholte
Goldstreifchen. »Hier eingesperrt werden.«
    »Gut«, murmelte sie. »Sie sind
böse, sie sind ...« Die Erinnerung brachte sie zum Schweigen. Kalte Luft
berührte ihre Wange, als eine Stimme sagte: ». . . ein Geschöpf, das so
widerlich war ... dass es sich die Menschen zweimal überlegen würden, ob sie
wirklich einen Krieg wollten. Diese Kreatur sollte die Überreste des Krieges
besudeln, sodass die Menschen keine Lügen mehr über die Erhabenheit eines
Soldatentodes verbreiten können.« Vor ihrem geistigen Auge stürzte eine
goldbraune Gestalt auf sie zu, die Krallen ausgestreckt, das blonde Haar und
die Knochen darin hinter ihr herflatternd. Gebieterische Augen klagten sie an.
    Sie mochte keine Raubzüge auf
Nester, um Eier und kleine Vögel zu erbeuten, aber ihre Eichhörnchen-, Krähen-
und Schlangen-Freunde machten genau das. Wölfe brachen in Schafherden ein und
quälten, verletzten, verstießen Außenseiter vollkommen aus ihrem Rudel. Der
Anblick von lebender Beute, die darum kämpfte, dem Gebiss einer sie
verschlingenden Hyäne zu entkommen, konnte ihr Tränen in die Augen treiben,
doch all jene Raubtiere konnten genauso wenig gegen ihre Natur an wie Uusoae
oder die Großen Götter gegen die ihre.
    Während sie nachdachte,
redeten die Götter, bis Mithros die Diskussion mit einer Handbewegung
abschnitt. »Also gut. Jene Unsterblichen, die sich zur Zeit der
Frühjahrs-Tagundnachtgleiche in den Reichen der Sterblichen aufhalten, mögen
bleiben, wenn sie es wollen. Alle anderen kehren hierher zurück. Was die
Sturmflügel anbe. ..«
    Goldstreifchen streckte sich,
bis er so dünn wie ein Faden war, damit Mithros ihn sehen konnte. »Was ist mit
Königin Barzha?«, fragte er.
    Dhana stand auf, dabei schlang
sie die Enden von Gainels Mantel fester um sich, um bedeckt zu bleiben.
»Goldstreifchen hat Recht. Barzhas Schwärm muss bleiben. Vielleicht sogar . . .
vielleicht einige, die an Uusoaes Seite waren. Sturmflügel sind keine Menschen.
Sie sind keine Götter. Sie sind das, wozu sie gemacht wurden. Wenn ihr sie
dafür bestraft, könnt ihr genauso gut euch selbst für das bestrafen, was ihr
seid.« Sie richtete sich auf und sah sich unter der erlauchten Versammlung um.
Wenn sie sie in ihren Kreis aufnehmen wollten, mussten sie sich daran gewöhnen,
dass sie ihre Meinung kundtat. »Verzeiht mir, wenn ich das sage, aber ihr seht
nicht aus, als seid ihr scharf darauf, euch selbst zu bestrafen.«
    »Dhana!«, stieß Sarra entsetzt
aus.
    Etwas drückte sich gegen ihr
Bein. Sie sah nach unten, es war der Dachs. Das ist mein Zögling! Seine Gedanken-Stimme sprach
zu ihr allein.
    »Ist nicht in Ordnung das, was
euch glücklich macht?«, fuhr Dhana fort. »Nun, Sturmflügel sind, schlicht und
einfach, der Alptraum der Schlachten. Was ist das anderes als ein Alptraum der
Unordnung? Wie könnt ihr jemandem eine Wohnstatt unter den Sterblichen
missgönnen, der Zweibeiner vom Krieg abschreckt?«
    Mithros starrte sie an. »Die
Sturmflügel können bleiben«, erklärte er schließlich und seine Stimme klang in
ihren Ohren wie Donner.
    Der Marmor des Hofes begann zu
schimmern, dehnte sich aus, entwickelte in seiner Mitte eine große, kahle
Fläche. In dem Augenblick, als der Boden sich nicht mehr bewegte, flutschten
Diamantflamme, Sternenflügel und Kätzchen heraus. Kätzchen pfiff und
zwitscherte, ihre
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