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0176 - Der Haß der Verdammten

0176 - Der Haß der Verdammten

Titel: 0176 - Der Haß der Verdammten
Autoren: Der Haß der Verdammten
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Die kleine alte Dame saß vor meinem Schreibtisch und blickte mich durch die dicken Gläser ihrer Brille aufmerksam an. Sie hatte weißes Haar, graue Augen und ein blasses, runzeliges Gesicht. Die schmalen Hände hielten eine Tasche aus schwarzem Saffianleder.
    »Vielleicht ist es ganz dumm von mir, Sir«, sagte sie, »dass ich zum FBI gekommen bin. Aber ich wusste mir keinen Rat mehr. Tag und Nacht habe ich mir den Kopf über die Sache zerbrochen. Vielleicht hätte ich ja zu unserer Polizeiwache gehen sollen. Aber ich fürchtete das Lächeln des netten Wachtmeisters, der immer an unserem Vorgarten vorbeikommt und so freundlich grüßt. Da dachte ich, dass ich hier beim FBI vielleicht… ich dachte, vielleicht lachen Sie hier nicht. G-men sind ja andere Leute. Entschuldigen Sie bitte den Ausdruck…«
    Ich nickte. »Sie können uns Ihre Sorgen ruhig anvertrauen.«
    Sie fuhr sich mit einem rosafarbenen Taschentuch über die Nase. Dabei fielen mir die beiden großen Brillanten an ihrer Rechten auf.
    Ich hatte Mrs. Wilkerton bisher noch nie gesehen. Nur ihr Name war mir bekannt gewesen. Ihrem Mann gehörte eine der größten Zigarettenpapierfabriken der Staaten.
    »Mein Mann weiß gar nichts von der Sache«, erklärte sie jetzt.
    »Und seit wann wissen Sie es?«, fragte ich.
    Sie zog die hauchdünn übermalten Brauen zusammen und überlegte. »Seit zwei Wochen. Ja, so lange ist es wohl her. Es war an einem Donnerstagabend. Ich weiß es deshalb so genau, weil an jenem Abend Lilly und Tom Jeffries bei uns waren. Sie kommen alle vierzehn Tage an einem Donnerstagabend zu mir.«
    »Und an jenem Donnerstag haben Sie den ersten Brief gefunden?«
    »Ja.«
    »Ihre Schwiegertochter weiß nichts davon?«
    »Doch - der Brief war ja an sie gerichtet.«
    »Schön. Aber sie weiß nichts von Ihrer Entdeckung.«
    »Nein.«
    »Und Sie wissen genau, dass auch der Brief aus Reading, Pennsylvania, kam?«
    »Ja, sie waren mit der Maschine geschrieben und kamen alle aus Reading, Sir.«
    »Sind Sie ganz sicher, dass Ihre Schwiegertochter nichts von Ihrer Entdeckung weiß?«
    »Ja, ganz sicher, Sir. Mary ist ein weltfremdes Ding. Mein Mann sagt immer: Sie lebt in einem immer blühenden Rosengarten und träumt nur vor sich hin.« Ein schwaches Lächeln kräuselte die Lippen der alten Dame.
    Phil Decker, der am Fenster gestanden hatte, schlenderte näher. Er nagte an seiner Unterlippe und fragte plötzlich: »Wo haben Sie den ersten Brief gefunden, Mrs. Wilkerton?«
    Ein jähes Rot schoss über das blasse Gesicht der Frau. »Muss das erwähnt werden?«, fragte sie leise.
    »Es muss nicht, aber es könnte uns vielleicht von Nutzen sein.«
    »Ja…« Wieder betupfte sie mit dem rosafarbenen Taschenruch die Nase. »Ich möchte es lieber doch nicht sagen.«
    Phil beugte sich etwas vor. »Haben Sie doch Vertrauen zu Uns, Mrs. Wilkerton. Niemand erfährt ein Wort von dem, was Sie uns mitgeteilt haben.«
    »Ja, natürlich, ich weiß ja, aber…«
    Da hörte ich Phil sagen: »Fänden Sie den Brief in der Handtasche Ihrer Schwiegertochter?«
    Die kleine vornehme Dame wurde plötzlich flammend rot.
    Ich bückte Phil an.
    Er war völüg gelassen und meinte:
    »Nicht wahr, Mrs. Wilkerton?«
    »Woher wissen Sie das?«, stammelte sie bestürzt.
    »Wir können es uns denken, Mrs. Wilkerton«, sagte ich.
    »Wo sollte Ihre Schwiegertochter solche Briefe auch sonst aufheben«, fügte Phil hinzu. »Die Handtasche ist für eine Frau doch ein sehr beliebter Ort, Papiere, die man bei sich behalten möchte, aufzubewahren.«
    Die kleine Frau stand auf und kam nahe an den Schreibtisch heran. Auf ihrer Stirn sah ich trotz des hauchdünnen Schleiergewebes zahlreiche winzige Schweißperlen stehen.
    »Ich muss es Ihnen erklären. Mary ist so unselbstständig. Wir leben in steter Angst um sie, mein Mann und ich. Ich weiß es auch nicht, aber irgendwie fühle ich mich dazu veranlasst, ständig um sie herum zu sein und aufzupassen. Ich habe das Gefühl, dass ich alles, was sie unternimmt, überprüfen muss. Eben weil sie so weltfremd ist. Da ist es doch nur natürlich, dass ich auch ihre Handtasche kontrolliere.«
    So natürlich fanden wir es nicht. Aber wir sagten nichts dazu.
    Sie berichtete noch einmal ausführlich, wie sie den ersten Brief gefunden hatte.
    »Sie können uns keinen der Briefe bringen, Mrs. Wilkerton?«, erkundigte ich mich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das ist unmöglich.«
    »Wir wollen ihn nicht behalten«, mischte sich Phil wieder ein. »Aber wenn
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