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Dhana - Im Reich der Götter

Dhana - Im Reich der Götter

Titel: Dhana - Im Reich der Götter
Autoren: Tamora Pierce
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antwortete
Goldstreifchen. »Sie hatten Freiheit. Sie konnten wählen. Sie haben dich
gewählt. Alle Finsterlinge wissen. Wir vergessen nie.«
    Schniefend wischte sich Dhana
mit einem Finger über die Augen und der Mantel des Traum-Königs kam ins
Rutschen. Gainel, der noch immer hinter ihr stand, legte ihr das Kleidungsstück
erneut über die Schultern. Es tat sehr viel weniger weh als das erste Mal, als
er ihr den Mantel umgelegt hatte. Sie spähte unter den Mantelaufschlag und sah,
dass ihre Wunden sich selbst heilten. »Du wirst Narben haben«, sagte Gainel.
»Aber diese Narben sind Zeichen von Schlachten, in denen du tapfer gekämpft
hast.« »Ich fühle mich überhaupt nicht tapfer«, flüsterte sie. »Nur traurig und
müde.«
    »Bruder, es gibt noch einiges
zu regeln.« Beim Anblick des Sprechers musste Dhana schlucken. Sie wich hastig
zurück und stieß gegen Gainels Bein. Es war eine Schlange, um vieles länger als
jene, die Rikash getötet hatte: Kidunka, die Welten-Schlange, das erstgeborene
Kind von Vater Universum und Mutter Flamme. »Was mit ihr geschieht, zum
Beispiel.« Die Schlange deutete mit ihrer großen, stumpfen Nase auf Dhana.
Blicke - die Blicke aller Götter - richteten sich auf sie. Dhana wünschte sich
sehr einfach im Marmorboden versinken zu können.
    »Lass das!« Von irgendwo aus
der Menge trat plötzlich Sarra zu ihr, kniete sich nieder und schlang die Arme
um ihre Tochter. »Du machst ihr Angst!«
    »Was gibt es da zu regeln?«,
fragte Weiryn, der zu seiner Gefährtin und zu seiner Tochter trat.
    »Sie muss eine Wahl treffen«,
sagte die Muttergöttin und schaute Dhana aus smaragdgrünen Augen sanft an.
»Welche Wahl?«, fragte Dhana. »Ich verstehe nicht.« Mithros sah ihr fest in die
Augen. Dhana bebte, aber sie weigerte sich den Blick abzuwenden. Er war ein
Gott, der größte jener Götter, welche die Zweibeiner regierten, aber er war
keine Chaos-Königin. Dhanas Vorrat an ehrfurchtsvollem Schrecken war für heute
erschöpft.
    Schließlich schüttelte Mithros
den Kopf. »Du bist eine Gott-Geborene, Veralidhana Sarrasri. Wohin die
Gott-Geborenen auch gehen, was immer sie tun, ob sie Schwierigkeiten, Unordnung
anrichten...«
    »Veränderungen«, unterbrach
ihn Gainel. Mithros blickte seinen Bruder böse an. »All jene Dinge folgen. Wir
können das nicht dulden, besonders nicht in dem Umfang, in dem gerade du das zu
schaffen scheinst. Wir müssen deinen Wirkungskreis einschränken, deinem
Einfluss Grenzen setzen. Entweder du kehrst jetzt in die Reiche der
Sterblichen zurück, um dein Leben zu Ende zu leben, oder du bleibst hier als
eine niedere Göttin. Nachdem du dich entschieden hast, wird es dir jedoch nicht
mehr möglich sein, deine Meinung zu ändern. Du wirst nie wieder die Grenze
zwischen den Reichen überschreiten.« Wählen?, dachte sie wie betäubt. Wählen
zwischen Ma, die niemals hätte sterben dürfen, und Numair? Zwischen ihrem
Vater, den sie kaum kannte, und Königin Thayet, König Jonathan? Ich könnte
eine Göttin werden, ich könnte mit Magie umgehen wie Ma. Ich könnte Breitfuß'
Heim besuchen. Und Kätzchen . . . aber sie zu sehen würde keine Schwierigkeiten
machen, denn sie konnte gehen, wohin sie wollte.
    Doch was ist mit Wolke und
Zek, dem Äffchen? Sollte sie das Wolfsrudel vom Langen See verlassen? Völlig
durcheinander, verbarg Dhana ihren Kopf an Sarras Schulter. Was war mit Alanna
der Löwin und Maura von Dunlath? Konnte sie aus den Göttlichen Reichen zusehen,
wie sie ihr Leben lebten, ohne jemals wieder bei ihnen zu sein?
    Numair! Vom allerersten
Augenblick ihres Zusammentreffens an hatte er ihr Freude gegeben, Spaß, neue
Dinge beigebracht. Er war ihr Lehrer, ihr Reisegefährte, ihr Waffenbruder. Er
war ihr Liebster. Als er sie geküsst hatte ... Sie konnte ihn niemals aufgeben,
nicht freiwillig.
    Sie hob den Kopf, da
verwandelte sich ihr Herz nahezu in einen Eisblock. Sie hatte Ma versprochen,
sie würde bleiben, falls sie zurückkehrte. Sie hatte ihr Wort gegeben! »Die Unsterblichen,
Bruder.« Eine sanfte Stimme voller Liebenswürdigkeit ertönte unter der Kapuze,
die das Gesicht des Dunkelgottes beschattete. »Für ihre Rolle, die sie in
Uusoaes Plan gespielt haben, sollten sie hierher zurückbeordert werden und für
alle Zeiten das Verbot auferlegt bekommen die Reiche der Sterblichen jemals
wieder zu betreten.«
    »Vielleicht sollten alle
Unsterblichen zurückkehren. Die Menschen haben vergessen, wie man mit ihnen
zusammenlebt.« »Zu dumm«, maulte
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