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Dhana - Im Reich der Götter

Dhana - Im Reich der Götter

Titel: Dhana - Im Reich der Götter
Autoren: Tamora Pierce
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klebrige,
schleimige, saugende Hände packten Dhanas Handgelenke.
    Dhana kreischte vor Entsetzen
über diese Berührung. Ihr Schrei dauerte und dauerte .. .
    Und endete, als hätte ein
scharfes Messer ihn abgeschnitten. Sie befanden sich in einer flachen, toten
Gegend, in der es keinen Ton gab, kein Licht und weder oben noch unten. Dankbar
merkte Dhana, dass sie Uusoaes Berührung nicht mehr spürte. Sie wünschte nur,
sie könnte die Göttin auch nicht mehr sehen, aber ihr Bild war kristallklar,
selbst ohne Licht. »Es ist, wie wir gesagt haben, Vater Universum, Mutter Flamme«,
dröhnte eine tiefe Stimme. Mithros stand ganz in der Nähe. Er war ein riesengroßer,
schwarzer Mann mit kurz geschnittenem Haar und trug eine goldene Rüstung über
einer weißen Tunika. In einer Hand hielt er einen goldenen Speer mit einem
Blatt, das weiße Hitze ausstrahlte. »Unter Missachtung des Banns, mit dem ihr
sie belegt habt, betrat sie die Reiche der Sterblichen und verbündete sich mit
einem, der sterbliches Leben beeinflusste. Sie tat es, um die Macht über uns,
ihre Brüder und Schwestern, zu bekommen. Darf ein von euch ausgesprochener
Bann leichtfertig gebrochen werden, von ihr oder irgendjemand anderem?«
    Uusoae ließ Dhana los und trat
beiseite. Das Mädchen kauerte sich in dem leeren Raum zusammen, zähneklappernd,
aus vielen Wunden blutend, von Schmerzen gepeinigt. Unter ihr flammte Licht auf
in allen Farben des Feuers, der Sterne und des Mondes.
    »Uusoae, ich bin enttäuscht.«
Die Stimme klang weiblich und irgendwie wie das Absolute von Licht und Hitze.
Dhana spürte sie im ganzen Körper.» So bald schon nach dem letzten Mal, auch
das noch.«
    Die Schwärze über ihr geriet
in Bewegung. »Es liegt in ihrer Natur, ständig zu streiten, sich zu
widersetzen, alles verändern zu wollen.« Diese Stimme war männlich, ein Extrakt
von Dunkelheit und Weite. »Aber dennoch ist dies keine Entschuldigung, sich
offen gegen seine Eltern zu stellen. Kehre in die Grenzen deines eigenen
Reiches zurück, Uusoae. Dort wirst du eingesperrt in einen Käfig aus
Sternenfeuer, bis deine Mutter und ich nicht mehr böse auf dich sind.«
    »Wie lange wird das sein?«,
fragte die Herrscherin des Chaos. Etwas Schweres legte sich auf Dhanas
Schultern. Falten von schwarzem Tuch umhüllten sie. Sie sah in Gainels
schattenhafte Augen. Er lächelte und tätschelte ihr sanft die Schulter. »Bis
der nächste Stern geboren wird, meine Tochter«, sagte Mutter Flamme ungerührt
zu Uusoae. »Regle deine Dinge von deinem Käfig aus und denke über die Folgen
deines Benehmens nach.«
    Wie aus einem Mund sagten die
beiden Urmächte - die Schöpfer von Uusoae: »Es ist vollbracht.«
    Uusoae verschwand. Und ebenso
diese absolute Schwärze und das unendliche Licht. Dhana kniete auf hellem
Marmor in der Mitte eines von anmutigen Säulen eingerahmten und mit Brunnen
geschmückten weiten Hofes. Die Hälfte des Himmels über ihr war dunkel und
sternenübersät. Auf der anderen Hälfte herrschte Tageslicht und die Sonne stand
kurz nach Mittag. Mithros sank seufzend auf einen goldenen Stuhl und reichte
seinen Speer einem blonden Jüngling in blauer Tunika. Neben dem Gott
schlummerte eine schwarze Katze auf einem silbernen Stuhl. Die Große
Muttergöttin wollte sie wegscheuchen, aber die Katze weigerte sich. Endlich
schubste die Göttin das Tier weg. Die Katze schniefte hörbar und trottete zu
Dhana hinüber. Sie hielt ihr die Hand hin, damit sie daran schnüffeln konnte.
Die Katze tat es, betrachtete Dhana aus strahlenden Purpur-Augen, setzte sich
dann vor sie hin und begann langsam sich zu waschen. Überall um sie herum
ließen sich Götter auf Stühle oder auf Brunnenrändern und Bänken nieder. Silber
blühte zu beiden Seiten der Katze auf. Der Dachs und Breitfuß erschienen. Der Entenmaulwurf
sah noch immer dünn und ausgemergelt aus, aber in seinen kleinen Augen blitzte
es schalkhaft, als er ihr zunickte. »Ich denke, du wirst froh sein zu hören,
dass die Heimsuchungen in ihre Zwinger zurückgekehrt sind, alle drei«,
berichtete er ihr. »Fürs Erste sind die Reiche der Sterblichen sie los.«
    Goldstreifchen wickelte sich
vom Hals des Dachses ab und rollte zu Dhana hinüber. » Vermiss dich«, sagte er
und rieselte an ihrem Schenkel hoch, um sich in ihren Schoß zu kuscheln. Dhanas
Augen brannten. Tränen liefen ihr die Wangen hinab. »Blättchen und Zitterbart
sind tot«, sagte sie zu ihrem ersten Finsterling. »Sie waren so tapfer.«
    »Ich weiß«,
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