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Des Todes Dunkler Bruder

Des Todes Dunkler Bruder

Titel: Des Todes Dunkler Bruder
Autoren: Jeff Lindsay
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herauszukriegen, ohne einen Konsonanten zu verwenden.
    Der Trick beim Verstehen besteht darin zu wissen, was jemand sagen will, bevor er es tut. Das trägt zum Teil zu der Verschworenheit bei, über die sich Nichtkubaner manchmal aufregen.
    Der Mann, den LaGuerta löcherte, war kurz und breit, dunkel, mit indianischen Zügen und eindeutig eingeschüchtert von Dialekt, Tonfall und Dienstmarke. Er versuchte sie nicht anzusehen, weshalb sie anscheinend noch schneller redete.
    »No, no hay nadie afuera«, sagte er leise, langsam, mit abgewandtem Blick. »Todos estan en café.« Niemand war draußen, alle waren im Café.
    »Donde estabas?«, herrschte sie ihn an. Wo waren Sie? Der Mann blickte auf den Stapel Leichenteile und schaute rasch weg. »Cocina.« Die Küche. »Entonces yo saco la basura.« Dann habe ich den Müll rausgebracht.
    LaGuerta machte weiter, bedrängte ihn verbal, stellte die falschen Fragen im falschen Ton, tyrannisierte und erniedrigte ihn, bis er allmählich das Grauen vergaß, das die Entdeckung der Leichenteile im Müllcontainer bei ihm ausgelöst hatte und sich mürrisch und unkooperativ verhielt.
    Eine echte Meisterleistung. Knöpf dir den Schlüsselzeugen vor und bring ihn gegen dich auf. Wenn man den Fall in den ersten entscheidenden Stunden versauen kann, spart das später eine Menge Zeit und Papierkram.
    Sie endete mit ein paar Drohungen und schickte den Mann fort. »Indio«, spuckte sie, als er außer Hörweite getrottet war.
    »Die muss es auch geben, Detective«, sagte ich. »Selbst dumme Bauern.« Sie schaute auf und ließ ihren Blick langsam an mir herabgleiten, während ich dort stand und mich nach dem Grund fragte. Hatte sie vergessen, wie ich aussah? Aber sie war fertig und lächelte mich strahlend an. Sie mochte mich wirklich, die Idiotin.
    »Hola, Dexter. Was führt Sie hierher?«
    »Ich habe gehört, dass Sie hier sind und konnte mich nicht zurückhalten. Bitte, Detective, wollen Sie mich heiraten?«
    Sie kicherte. Die übrigen Beamten in Hörweite wechselten einen Blick und sahen dann weg. »Ich kaufe keinen Schuh, den ich nicht anprobiert habe«, sagte LaGuerta.
    »Egal, wie gut er aussieht.« Und obwohl ich mir der Wahrheit ihres Ausspruchs gewiss war, erklärte es eigentlich nicht, warum sie sich während des Sprechens mit der Zunge über die Lippen fuhr. »Jetzt müssen Sie aber gehen, Sie lenken mich ab. Ich muss ernsthaft arbeiten.«
    »Das sehe ich«, erwiderte ich. »Wissen Sie schon, wer der Killer ist?«
    Sie schnaubte. »Sie klingen wie ein Reporter. In einer Stunde werden diese Arschlöcher über mich herfallen.«
    »Was werden Sie ihnen sagen?«
    Sie sah hinunter auf die Leichenteile und runzelte die Stirn. Nicht, weil der Anblick ihr etwas ausmachte. Sie sah ihre Karriere, während sie versuchte, sich ihre Antworten für die Presse zurechtzulegen.
    »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Killer einen Fehler macht und wir ihn erwischen …«
    »Bedeutet das«, unterbrach ich sie, »dass er bis jetzt keine Fehler gemacht hat, Sie keine Anhaltspunkte haben und warten müssen, bis er wieder tötet, bevor Sie etwas unternehmen können?«
    Sie musterte mich scharf. »Ich habe es vergessen. Warum mag ich Sie?«
    Ich zuckte nur die Achseln. Ich hatte keine Ahnung – aber sie offensichtlich auch nicht.
    »Was wir haben ist nada y nada. Dieser Guatemalteke«, sie schnitt dem sich entfernenden Indio eine Grimasse, »entdeckte die Leiche, als er den Müll aus dem Restaurant brachte. Die Müllsäcke waren ihm fremd, deshalb öffnete er einen, um nachzuschauen, ob was Interessantes drin war. Es war der Kopf.«
    »Spitze«, murmelte ich.
    »Hä?«
    »Nichts.«
    Sie schaute mit gerunzelter Stirn umher, vielleicht hoffte sie, ein Anhaltspunkt würde hervorhüpfen, damit sie ihn abknallen konnte.
    »Und das war’s. Niemand hat etwas gesehen oder gehört. Nichts. Jetzt muss ich warten, bis die Freaks aus Ihrer Abteilung fertig sind, bevor ich weitermachen kann.«
    »Detective«, erklang eine Stimme hinter uns. Captain Matthews schlenderte in einer Wolke von Aramis-Aftershave herüber, was hieß, dass die Reporter jeden Moment hier eintreffen würden.
    »Hallo, Captain«, grüßte LaGuerta.
    »Ich habe Officer Morgan gebeten, peripher an dem Fall mitzuarbeiten«, sagte er. LaGuerta zuckte zusammen.
    »In ihrer Eigenschaft als Undercoveragentin hat sie Zugang zu Quellen innerhalb der Prostituiertengemeinschaft, die uns bei der Lösung des Falls von Nutzen sein könnten.« Der Mann
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