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Des Todes Dunkler Bruder

Des Todes Dunkler Bruder

Titel: Des Todes Dunkler Bruder
Autoren: Jeff Lindsay
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Hüfte, Knie und Knöchel durchtrennt. Aber das linke Bein nicht. Es waren nur zwei säuberlich verpackte Stücke.
    Aha, machte Detective LaGuerta, das weibliche Genie.
    Jemand hatte den Mörder unterbrochen, ihn überrascht, ihn aufgeschreckt, so dass er die Operation nicht vollenden konnte. Er geriet in Panik, als er gesehen wurde. Und sie konzentrierte alle Anstrengungen darauf, diesen Zeugen zu finden.
    LaGuertas Unterbrechungstheorie warf nur ein winziges Problem auf. Es handelte sich nur um eine kleine Sache, vielleicht war es nur Haarspalterei, aber – die ganze Leiche war pedantisch gesäubert und verpackt worden, vermutlich nachdem sie zerstückelt worden war. Und dann hatte man sie zu dem Müllcontainer gebracht, wobei der Mörder offensichtlich ausreichend Zeit und Konzentration besessen hatte, um keine Fehler zu begehen und keinerlei Spuren zu hinterlassen. Entweder hatte niemand LaGuerta darauf aufmerksam gemacht oder – Wunder über Wunder! – konnte es sein, dass niemand es bemerkt hatte? Möglich; vieles bei der Polizeiarbeit ist reine Routine, das Zusammenfügen von Einzelheiten zu Mustern. Und wenn das Muster nagelneu war, konnten die Ermittler agieren wie drei blinde Männer, die einen Elefanten unter dem Mikroskop untersuchten.
    Aber da ich weder blind war noch Routine mir die Sicht verstellte, schien es mir wesentlich wahrscheinlicher, dass der Mörder einfach unbefriedigt war. Jede Menge Zeit, um zu arbeiten, aber – dies war der fünfte Mord nach demselben Muster. Wurde das simple Zerlegen der Leiche allmählich langweilig? War unser Junge auf der Suche nach etwas anderem, Frischem? Einer neuen Richtung, einem noch nicht ausprobierten Kick? Fast konnte ich seine Frustration spüren. So weit zu kommen, den Weg bis zum Ende gegangen zu sein, die Überreste für Geschenkpäckchen zerlegt zu haben. Und dann die plötzliche Erkenntnis: Das ist es nicht. Etwas stimmt einfach nicht. Coitus interruptus.
    Es füllte ihn einfach nicht mehr aus. Er brauchte etwas anderes. Er versuchte etwas auszudrücken und hatte das notwendige Vokabular noch nicht gefunden. Und meiner persönlichen Meinung nach – ich meine, wenn ich er wäre – würde ihn das außerordentlich frustrieren.
    Und sehr wahrscheinlich würde er weiterhin nach der Antwort suchen.
    Bald.
    Sollte LaGuerta doch nach einem Zeugen fahnden. Es gab keinen. Hier handelte es sich um ein kaltes, sorgfältig vorgehendes Ungeheuer, das mich total faszinierte.
    Und was sollte ich wegen dieser Faszination unternehmen? Ich war nicht sicher, deshalb hatte ich mich auf mein Boot zurückgezogen.
    Ein Donzi kreuzte mit 70 Meilen pro Stunde meine Bugwelle, er verfehlte mich nur um ein paar Zoll. Ich winkte fröhlich und kehrte in die Gegenwart zurück. Ich näherte mich Stiltville, der zum größten Teil verlassenen Ansammlung alter Pfahlbauten in den Gewässern nahe Cape Florida.
    Ich beschrieb ziellos einen großen Kreis und ließ meine Gedanken wieder wandern.
    Was sollte ich tun? Ich musste mich jetzt entscheiden, bevor ich für Deborah zu nützlich wurde. Ich konnte ihr selbstverständlich helfen, den Fall zu lösen, es gab keinen Besseren dafür. Kein anderer dachte auch nur in die richtige Richtung. Aber wollte ich ihr helfen? Wollte ich, dass der Mörder gefasst wurde? Oder wollte ich ihn selbst finden und aufhalten? Und davon abgesehen – oh, was für ein bohrender kleiner Gedanke –, wollte ich ihn überhaupt aufhalten? Was sollte ich tun?
    Zu meiner Rechten konnte ich im schwindenden Licht des Tages gerade noch Eliot Key erkennen. Und wie jedes Mal erinnerte mich das an meinen Campingausflug dorthin mit Harry Morgan. Meinem Adoptivvater.
    Dem guten Cop. Du bist anders, Dexter.
    Ja, Harry, das bin ich mit Sicherheit.
    Aber du kannst lernen, diese Andersartigkeit zu kontrollieren und sie konstruktiv zu nutzen.
    In Ordnung, Harry. Wenn du meinst, dass ich das tun sollte.
    Wie?
    Und er sagte es mir.

    Der Sternenhimmel über Florida ist mit keinem anderen Sternenhimmel zu vergleichen, wenn man vierzehn Jahre alt ist und mit seinem Dad zelten geht. Sogar wenn er nur der Adoptivvater ist. Und selbst dann erfüllt einen der Anblick dieser Sterne mit einer gewissen Befriedigung, da Gefühle nicht zur Debatte stehen. Du fühlst es nicht. Das ist einer der Gründe, warum du hier bist.
    Das Feuer glimmt nur noch, die Sterne leuchten außergewöhnlich hell, und der liebe alte Adoptivpapi hat schon eine Weile geschwiegen, während er kleine Schlucke aus
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