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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm
Autoren: Ben Elton
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29. Tag 9:15 Uhr

    »Fernsehmoderator, Fernsehmoderator, Fernsehmoderator, Fernsehmoderator, Lokführer.«
    Sergeant Hooper blickte auf.
    »Verzeihung, mein Fehler. Fernsehmoderator.«
    Chief Inspector Coleridge knallte den dicken Stapel mit Profilen der Tatverdächtigen auf seinen Schreibtisch und warf einen Blick auf den großen Videobildschirm in der Ecke der Einsatzzentrale. In den letzten zwei Stunden hatte er sich wahllos Bänder angesehen.
    Garry lümmelte auf dem grünen Sofa. Die Pausentaste war gedrückt und Garrys Bild eingefroren. Es machte keinen großen Unterschied, ob das Band lief oder nicht, das Bild wäre mehr oder weniger das gleiche, denn Garry saß in seiner üblichen Haltung da: Beine breit, Muskeln gespannt, linke Hand in spielerischer Trägheit an seinen Hoden.
    Ein verwaschener blauer Adler segelte über seinem rechten Knöchel. Coleridge hasste diesen Adler. Wie kam so ein nutzloser Haufen Arroganz und Ignoranz darauf, irgendwas mit einem Adler gemein zu haben? Er drückte auf Start, und Garry fing an zu reden.
    »So ein Team in der Ersten Liga besteht doch nur aus zehn Idioten und einem Gorilla, der vorne rumrennt, normalerweise ein Schwarzer.«
    Es war Coleridge sowas von egal. Nach wenigen Augenblicken drifteten seine Gedanken ab. Wie viel Schwachsinn konnten diese Leute von sich geben? Natürlich redeten alle Menschen mehr oder weniger Schwachsinn, aber bei den meisten verpuffte er irgendwie. Bei dieser Bande war er jedoch bleibend. Und außerdem handelte es sich um Beweismaterial. Er musste es sich anhören.
    »...und die zehn Idioten müssen nur den Ball nach vorne zu dem Gorilla kicken und hoffen, dass der ungedeckt steht und einen Glückstreffer landet.«
    Der Rest der Welt hatte diese geistreichen Beobachtungen bereits gehört. Sie waren gesendet worden, denn die Leute bei Peeping Tom Productions fanden sie einfach großartig. Die Worte »Schwarzer« und »Gorilla« in ein und demselben Satz ergaben ein grandioses Moment von Reality-TV.
    »>Bissig, provokant und kontrovers<«, murmelte Coleridge.
    Er zitierte einen Zeitungsartikel aus der Verpackung dieses Videos, das er sich gerade ansah. Sämtlichen Hausarrest-Kassetten waren die entsprechenden Zeitungsausschnitte beigefügt. Wenn die Pressestelle bei Peeping Tom etwas war, dann gründlich. Bat man diese Leute um Archivmaterial, bekam man es.
    Bei dem Artikel, den Coleridge gelesen hatte, handelte es sich um ein Profil von Geraldine Hennessy, der gefeierten Produzentin von Hausarrest.
    »Wir sind nicht BBC-TV«, wurde Geraldine, die man unter Presseleuten nur als die »Grausame Geraldine« kannte, zitiert. »Wir sind BPK-TV: Bissig, provokant und kontrovers, und die Welt einen Blick auf Garrys unbewussten, unterschwelligen Rassismus werfen zu lassen ist genau das.«
    Coleridge seufzte. Provokant? Kontrovers? Waren das Ambitionen einer erwachsenen Frau? Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Mann zu, der Garry auf dem orangefarbenen Sofa gegenübersaß, dem smarten Jason, genannt Jazz, so cool, so hip, aufgeblasen selbstbewusst, immer lächelnd — es sei denn, er grinste höhnisch, was gerade der Fall war.
    »Genau, Mann«, fuhr Garry fort, »kein Skill, keine Finesse, kein Plan. Die ganze Liga beruht auf der Glückstreffer-Strategie.« Wieder arrangierte er seine Geschlechtsteile, deren Umrisse unter dem lindgrünen Satin seiner Sporthose deutlich zu erkennen waren. Die Kamera ging näher heran. Offensichtlich hatte Peeping Tom ein Faible für Geschlechtsteile. Vermutlich waren sie BPK.
    »Versteh mich nicht falsch, wenn ich sage, dass der Typ schwarz ist, Jazz«, fügte Garry hinzu. »Eigentlich sind ja die meisten Stürmer heutzutage schwarz.«
    Jazz fixierte Garry mit einem Blick, den er offenbar für ebenso rätselhaft wie Furcht einflößend hielt. Jazz war körperlich noch besser in Form als Garry, und auch er hielt seine Muskeln mehr oder minder durchgehend unter Spannung. Fast schienen sie in kleinen Wellen an seinen Armen auf und ab zu wandern, während er beiläufig an der dicken Goldkette um seinen Hals herumfingerte, die gewichtig auf seiner wohl trainierten Brust lag. »Gorilla.«
    »Was?«
    »Du hast nicht >Typ< gesagt, du hast >Gorilla< gesagt.«
    »Hab ich? Na ja, ich meinte: Gorillas sind groß und stark, oder nicht? So wie du.«
    An der Küchenzeile schüttelte Layla, die sich als blondes Hippie-Supermodel betrachtete, angewidert ihre Perlenzöpfe. Inspector Coleridge wusste, dass Layla angewidert ihr hübsches Haar
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